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Vorschlag der Wirtschaftsweisen SPD-Politikerin lehnt Kopplung der Rente an Inflation ab

Um den massiven Kostenanstieg zu begrenzen, plädiert die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer für eine Kopplung der Rente an die Inflation statt an die Löhne. Die FDP zeigt sich offen, aber aus der SPD kam umgehend ein Nein.
Senioren: Ringen um gerechte Rentenpolitik

Senioren: Ringen um gerechte Rentenpolitik

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Frank Hoermann / Sven Simon / IMAGO

Das Rentenpaket hat in der Ampelkoalition für Krach gesorgt. Das Grundproblem: Wie bekommen Ruheständler ein angemessenes Auskommen, ohne die Jüngeren zu stark zu belasten? Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, hat die Politik zu einer Reform aufgefordert. Ihr Vorschlag: die Rentenentwicklung an die Inflation statt an die Löhne zu koppeln.

Doch in der SPD stößt dieser Vorschlag auf entschiedene Ablehnung. »Wer jetzt eine solche Debatte anzettelt, hat ehrlicherweise nur eines im Sinn: die gesetzliche Rente zu kürzen. Das machen wir als SPD-Fraktion nicht mit«, sagte die rentenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Tanja Machalet, der »Welt«.

Tanja Machalet: Absage an Wirtschaftsweise

Tanja Machalet: Absage an Wirtschaftsweise

Foto: dts Nachrichtenagentur / IMAGO

Der FDP-Sozialpolitiker Pascal Kober warb hingegen für eine langfristige Rentenpolitik, die die Interessen der Rentner und älteren Arbeitnehmer mit denen künftiger Generationen in Einklang bringt. Dafür sollten Vorschläge »nicht vorschnell abgetan werden«, sagte er der Zeitung.

Schnitzer hatte sich angesichts der immer angespannteren Lage der Rentenkassen geäußert. Das Niveau beim Renteneinstieg solle nicht gesenkt werden, erklärte sie. »Aber die Zuwächse sollten begrenzt werden. Zurzeit sind die Rentenerhöhungen gekoppelt an die Lohnentwicklung. Das machen nur ganz wenige Länder so.«

Die FDP hatte eine Abschaffung der abschlagsfreien Rente mit 63 nach 45 Berufsjahren gefordert, um Geld zu sparen. Arbeitsanreize für ältere Menschen sollten gesteigert werden. Die SPD lehnt Änderungen an der Rente mit 63 ab.

Vor dem Hintergrund eines Streits über den Bundeshaushalt 2025 ist eine geplante Rentenreform bisher noch nicht vom Bundeskabinett beschlossen worden. Mit der Reform soll das Rentenniveau von 48 Prozent für die Zukunft garantiert werden. Bis Mitte der 2030er-Jahre will die Regierung zudem mindestens 200 Milliarden Euro aus Bundesmitteln am Kapitalmarkt anlegen. Aus den Erträgen sollen Beitragsanstiege abgedämpft werden.

Schnitzer forderte einen parteiübergreifenden Konsens über eine Reform der Rente. »Wir können es uns nicht leisten, einfach die Renten weiter so steigen zu lassen wie bisher«, warnte die Ökonomin.

Monika Schnitzer: Forderung nach Reform

Monika Schnitzer: Forderung nach Reform

Foto: Frederic Kern / Future Image / IMAGO

Zu ihrem Vorschlag, die Rente an der Inflationsentwicklung zu orientieren, sagte sie: »In normalen Zeiten, wenn die Inflation nicht so hoch ist wie die Lohnentwicklung, würde das bedeuten: Man ist weniger stark an der Wirtschaftsentwicklung beteiligt. Aber die Kaufkraft bleibt zumindest erhalten.«

»Die Babyboomer haben einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten«

Mit dem Renteneinstieg der Babyboomer gebe es weniger Beschäftigte, die die Rentenbeiträge zahlen könnten, betonte Schnitzer. »Darauf müssen wir uns einstellen. Das Problem ist, dass die Babyboomer einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten haben. Sie haben mit ihren Beiträgen für die Rentner und Rentnerinnen bezahlt. Aber sie haben nicht ausreichend viele Kinder bekommen und großgezogen, um später genügend Beitragszahler für ihre eigene Rente zu haben. Damit müssen wir irgendwie umgehen.«

Man müsse letztlich auch mehr selbst für die Rente ansparen, sagte Schnitzer. Um es auch Geringverdienern zu ermöglichen, für die Rente zu sparen, könnte es staatliche Zuschüsse geben.

mmq/dpa