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Die Kunstgeschichte(n) des Tiergartenviertels

In der Kunstbibliothek läuft seit Oktober 2022 mit Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien das Forschungsprojekt „Die Kunstgeschichte(n) des Tiergartenviertels“. Ziel ist es, die seit 1945 weitgehend in Vergessenheit geratene Geschichte des kunstaffinen Viertels rund um das heutige Kulturforum zu rekonstruieren, vorhandene Forschungsergebnisse zusammenzuführen und durch neue Quellenstudien zu ergänzen sowie neben der bildenden auch die angewandte Kunst zu berücksichtigen.

Im Mittelpunkt steht die glanzvolle Epoche Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich das Tiergartenviertel mit seinen kulturellen Netzwerken zu einem Zentrum der Moderne, des Kunstsammelns, des Kunsthandels, der Mode, der Fotografie und der Inneneinrichtung entwickelte. Diese einmalige kulturelle Blütezeit wurde durch die Verfolgung, Beraubung und Ermordung der jüdischen Anwohner*innen im Nationalsozialismus nach 1933 beendet, das Viertel im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und die Erinnerung an die ehemals prominenten Bewohner*innen, ihre außergewöhnlichen Kunstsammlungen und kreativen Leistungen ausgelöscht.

In historischer Detektivarbeit trägt das Projektteam Spuren zusammen und rekonstruiert vergessene Kunstgeschichte(n): Mit Hilfe von historischen Adressbüchern, Stadtplänen und Fotografien, zeitgenössischen Zeitungen, Zeitschriften und Publikationen aus den Beständen der Kunstbibliothek sowie durch die Auswertung von Akten des Entschädigungsamtes Berlin entstehen lebendige Portraits vergessener Akteure und Orte. Unbekannte Biografien zeichnen das Bild einer faszinierenden, kunstbegeisterten und eng vernetzten Nachbarschaft und zeigen: Schon vor 100 Jahren war das Gebiet rund um die Matthäikirche ein „Kulturforum“.


Wissenschaftliches Team: Dr. Gesa Kessemeier, Dr. Joachim Brand
Gefördert durch: Die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)
Laufzeit: Oktober 2022 bis November 2023