Tabak im Faktencheck

Fünf Mythen übers Rauchen – was ist falsch, und wo steckt ein Funken Wahrheit?

Altes Werbeplakat: Damals warb die Tabakindustrie mit teils wahnwitzigen Versprechen für ihre Zigaretten.

Altes Werbeplakat: Damals warb die Tabakindustrie mit teils wahnwitzigen Versprechen für ihre Zigaretten.

Tabak ist krebserregend, lässt die Haut altern und schadet der Fruchtbarkeit. Dass Rauchen schädlich für die Gesundheit ist, wissen heute die meisten Menschen. Mitte des letzten Jahrhunderts war das noch anders. Damals warb die Tabakindustrie mit teils wahnwitzigen Versprechen für ihre Zigaretten.

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Auch wenn sich seitdem viel verändert hat, ist Tabakkonsum noch weit verbreitet. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit rauchen in Deutschland fast 23 Prozent aller Menschen über 18 Jahren. Mit Aufklärungskampagnen wird dafür geworben, das Rauchen aufzugeben oder gar nicht erst damit anzufangen. Einige Mythen von früher sind aber immer noch verbreitet. Doch was ist falsch, und worin steckt ein Funken Wahrheit? Das zeigt der Tabak-Faktencheck:

Fünf Mythen über das Rauchen

1. Rauchen macht schlank

Wahr ist: Wer viel raucht, hat einen erhöhten Kalorienverbrauch. Beim Rauchen steigen die Herzfrequenz und der Blutdruck an, dadurch wird mehr Energie verbraucht. Bei einer Schachtel Zigaretten pro Tag kann der Umsatz bei bis zu 300 Kilokalorien zusätzlich liegen. Nikotin sorgt außerdem dafür, dass im Körper Hormone ausgeschüttet werden, die das Hungergefühl und den Appetit zügeln. Beides sind Gründe dafür, warum Menschen häufig einige Kilos zunehmen, wenn sie mit dem Rauchen aufhören.

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All das bedeutet aber nicht, dass Raucherinnen und Raucher schlanker sind als andere Menschen, wie eine aktuelle Studie von Forschenden der Universität Kopenhagen zeigt. Demnach ist bei Rauchenden der Anteil des Bauchfetts deutlich erhöht. Das sogenannte viszerale Fett gilt als besonders ungesund. Es lagert sich im Bauchraum zwischen den Organen ab und wird mit einem höheren Risiko für Krebs, Herz- Kreislauferkrankungen, Diabetes und Demenz in Verbindung gebracht.

Auch dass Rauchen sich positiv auf die Verdauung auswirkt, stimmt nur teilweise. Zwar regt Nikotin die Darmbewegung an. Einige Ex-Raucher und -Raucherinnen klagen deshalb nach dem Aufhören über ein Völlegefühl und Verstopfung. Das ist allerdings nur eine kurzfristige Reaktion. Im Normalfall gewöhnt sich der Körper innerhalb weniger Wochen um und der Darm nimmt seine natürliche Bewegung wieder auf.

Wer den Glimmstängel für immer ausdrückt, tut seiner Gesundheit etwas Gutes.

Das passiert im Körper nach der letzten Zigarette

Wer das Rauchen aufgibt, tut der eigenen Gesundheit etwas Gutes, das ist längst bekannt. Was viele nicht wissen: Die positiven Effekte setzen schon eine halbe Stunde nach der letzten Zigarette ein. Nach einigen Tagen bis Wochen kommen weitere dazu.

2. Rauchen hilft gegen Stress

Nikotin wirkt auf das Belohnungszentrum im Gehirn und erzeugt dadurch ein Wohlgefühl. Diese stimmungsaufhellende Wirkung wird von Rauchenden oft als beruhigend wahrgenommen. Auch das gleichmäßige, tiefe Aus- und Einatmen beim Rauchen kann ein entspannendes Gefühl erzeugen. In Wirklichkeit läuft im Körper aber eine Stressreaktion ab: Die Blutgefäße verengen sich und die Herzfrequenz steigt.

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Dazu kommt, dass Stress und Rauchen sich gegenseitig bedingen. Denn wenn der Nikotinspiegel im Blut nachlässt, entstehen bei Abhängigen Entzugserscheinungen. Das sorgt für Anspannung und Unruhe und der Körper verlangt nach der nächsten Zigarette, um den Druck abzubauen.

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3. Rauchen fördert die Konzentration

Das Inhalieren von Tabakrauch versetzt den Körper gewissermaßen in Alarmbereitschaft. Nikotin führt im Gehirn dazu, dass bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden. Das sympathische Nervensystem wird aktiviert, das den Menschen evolutionär bedingt auf einen Angriff oder eine Flucht vorbereitet. Dieser Zustand erhöht die allgemeine Leistungsfähigkeit des Organismus. Auch die Konzentrationsfähigkeit wird dadurch unmittelbar nach der Zigarette kurzfristig gesteigert.

Langfristig sieht es jedoch anders aus. Denn einerseits tritt bei regelmäßigem Rauchen ein Gewöhnungseffekt auf, das heißt, die leistungssteigernde Wirkung lässt nach. Stattdessen können Entzugserscheinungen Konzentrationsschwierigkeiten hervorrufen. Andererseits haben mehrere Studien gezeigt, dass Tabakkonsum die Signalübertragung im Gehirn nachhaltig verändert. Der Botenstoff Glutamat, der im Gehirn unter anderem für Lernprozesse zuständig ist, spielt dabei eine wichtige Rolle. Forschende aus der Schweiz haben nachgewiesen, dass die Anzahl eines wichtigen Glutamatrezeptors im Gehirn von Rauchenden um bis zu 30 Prozent verringert ist.

Außerdem wurde gezeigt, dass die Veränderungen im Gehirn selbst dann noch anhalten, wenn eine Person mit dem Rauchen aufhört. Daher wird davon ausgegangen, dass es sehr lange dauert, bis sich die Signalübertragung im Gehirn wieder erholt. Auch eine britische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich Rauchen negativ auf die kognitiven Fähigkeiten auswirkt. Sowohl das Gedächtnis als auch die Aufmerksamkeitsspanne werden demnach durch den Tabakkonsum beeinträchtigt. Rauchen gilt außerdem auch als Risikofaktor für Demenz und Alzheimer.

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4. Rauchen schützt vor Corona-Infektionen

Seit Beginn der Corona-Pandemie trat in Untersuchungen immer wieder das sogenannte „Raucherparadox“ auf: Mehrere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Raucherinnen und Raucher sich seltener mit dem Virus infizierten. Gleichzeitig wurde aber auch nachgewiesen, dass sie ein deutlich höheres Risiko haben, im Fall einer Infektion schwer zu erkranken. Vieles deutet darauf hin, dass beides stimmen könnte.

Für die Beobachtungen, nach denen sich Rauchende etwas weniger häufig mit dem Coronavirus infizieren, gibt es mehrere Gründe. Einerseits scheint Nikotin die Bildung der Rezeptoren an der Zelloberfläche zu hemmen, an die das Coronavirus andockt. Andererseits ist es denkbar, dass im Rachen von Rauchenden mehr Immunaktivität stattfindet, weil die Atemwege durch den Zigarettenrauch gereizt sind. Klar ist aber in jedem Fall: Die gesundheitlichen Folgen des Rauchens sind so schwerwiegend, dass niemand dazu raten würde, zum Schutz vor einer Corona-Erkrankung zu rauchen.

5. E-Zigaretten sind unbedenklich

Elektronische Zigaretten enthalten anstelle von Tabak meist eine nikotinhaltige Flüssigkeit, die beim Rauchen über ein batteriebetriebenes Heizelement verdampft wird. Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe kann sich je nach Produkt sehr stark unterscheiden.

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Zwar befinden sich im Dampf von E-Zigaretten deutlich weniger krebserregende Stoffe als im Tabakrauch. Unschädlich für die Gesundheit sind die elektronischen Verdampfer deshalb aber nicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass beim Dampfen giftige Substanzen wie Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein entstehen können. Nikotin bleibt auch dann gesundheitsschädlich, wenn es als Dampf eingeatmet wird. Es begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöht das Risiko für Thrombosen und Schlaganfälle. Außerdem fehlt es noch an Langzeitstudien über die Folgen des Nikotin-Dampfens.

Das BfR warnt besonders vor dem Selbstmischen von E-Liquids. Wer keine ausreichenden Kenntnisse besitze, laufe Gefahr, sich dabei schwer zu vergiften. Das könne sogar lebensgefährlich werden, betont das Institut.

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