Klimaziele realistisch?

Ein Rekord nach dem nächsten: Seit einem Jahr knackt jeder Monat die 1,5‑Grad-Marke

Wie hier in Texas werden aktuell vielerorts neue Temperaturrekorde gemessen (Symbolbild).

Wie hier in Texas werden aktuell vielerorts neue Temperaturrekorde gemessen (Symbolbild).

Bonn/London. Es ist eine unheilvolle Serie – und sie bedroht jenes Ziel, das die Staatengemeinschaft mit dem Pariser Klimaschutz­abkommen anvisiert: Auch der Juni 2024 war der wärmste Juni seit Beginn der Datenaufzeichnungen. Er lag 1,5 Grad über dem geschätzten Junidurchschnitt für 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, wie der EU‑Klimawandeldienst Copernicus mitteilt. Damit war es der zwölfte Monat in Folge, der die 1,5‑Grad-Schwelle erreichte oder überschritt.

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Im Pariser Klimaschutzabkommen hatten sich Deutschland und viele andere Staaten Ende 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dabei geht es allerdings um die Durchschnittstemperatur über längere Zeiträume, nicht einzelne Monate oder Jahre.

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Eine formell vereinbarte Definition, was eigentlich genau als Überschreiten des 1,5‑Grad-Ziels gewertet wird, gibt es bisher nicht. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5‑Grad-Schwelle ohnehin längst nicht mehr zu halten ist.

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Temperatur 1,64 Grad über Durchschnitt

Im Gesamtzeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 lag die globale Temperatur den Copernicus-Daten zufolge 1,64 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Seit 13 Monaten ist jeder einzelne Monat der weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Eine solche Rekordserie sei „zwar ungewöhnlich, aber eine ähnliche Serie an monatlichen globalen Temperaturrekorden gab es bereits in den Jahren 2015/2016“, teilte Copernicus mit.

Die durchschnittliche Oberflächen-Lufttemperatur im Juni betrug demnach 16,66 Grad. Damit lag sie 0,67 Grad über dem Juni-Durchschnitt von 1991 bis 2020 und 0,14 Grad über dem bisherigen Höchstwert vom Juni 2023.

Goa, India: Patto Plaza gets flooded Panjim, India, July 18, 2023: With heavy down pour in Goa. Patto plaza gets flooded causing inconveniences to citizens going to work or getting home from work. Panjim goa India Copyright: xJOSHUAxDSILVAx

El Niño geht, La Niña kommt – was bedeutet das fürs Klima?

Das Wetterphänomen El Niño neigt sich im Pazifikraum dem Ende zu. Nach einer neutralen Phase wird dann voraussichtlich im Spätsommer sein Gegenstück, La Niña, übernehmen, prognostizieren Klimaforschende. Fachleute ordnen ein, was dieser Umschwung fürs Weltwetter bedeutet.

Die europäische Durchschnittstemperatur im Juni 2024 überschritt den Durchschnittswert für die Junimonate von 1991 bis 2020 um 1,57 Grad. Damit sei es der zweitwärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa gewesen, hieß es. Besonders heiß war es demnach im Südosten des Kontinents und in der Türkei, während die Temperaturen in Westeuropa, Island und Nordwestrussland nahe am oder unter dem Durchschnitt lagen. In Island, Mitteleuropa und großen Teilen Südwesteuropas sei der Juni feuchter gewesen als der Durchschnitt, heißt es weiter, „wobei starke Niederschläge zu Überschwemmungen in mehreren Regionen Deutschlands, Italiens, Frankreichs und der Schweiz führten“.

Außerhalb Europas waren die Temperaturen im östlichen Kanada, im Westen der USA und in Mexiko, Brasilien, Nordsibirien, im Nahen Osten, Nordafrika und in der westlichen Antarktis überdurchschnittlich hoch.

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2023 war Deutschlands heißestes Jahr seit Beginn der Aufzeichnung

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes noch nie so hohe Durchschnittstemperaturen gemessen.

„Dies ist mehr als nur eine statistische Kuriosität, sondern verdeutlicht einen großen und anhaltenden Klimawandel“, erklärte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. „Selbst wenn diese besondere Serie von Extremen irgendwann endet, werden wir zwangsläufig neue Rekorde erleben, wenn sich das Klima weiter erwärmt. Dies ist unvermeidlich, wenn wir nicht aufhören, Treibhausgase in die Atmosphäre und die Ozeane zu leiten.“

Rekorde durch El Niño?

Zu den Temperaturrekorden könnte unter anderem das natürliche Wetterphänomen El Niño beigetragen haben. Es sorgt alle paar Jahre für einen Anstieg der Wassertemperaturen in Teilen des Pazifiks und höhere Lufttemperaturen.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen. Die genutzten Daten gehen zurück bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar.

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RND/dpa

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