Sogar Puderdosen sind dabei

Mehrweg oder Einweg? So funktioniert das deutsche Pfandsystem

Eine große Ansammlung von Pfandflaschen.

Eine große Ansammlung von Pfandflaschen.

Angefangen hat alles mit Bier. 1903 sollen Frankfurter Bierhändler erstmals Pfand auf ihre Glasflaschen erhoben haben, 1929 folgte das US-Unternehmen Coca-Cola mit einem Mehrwegpfand. Seit den 1950er Jahren gibt es in Deutschland einheitliche Glasflaschen, später wiederverwendbare PET-Flaschen für Mineralwasser. So hat das Mehrwegsystem in Deutschland eine lange Tradition und funktioniert immer gleich: Leere Flaschen und Gläser werden zurückgebracht, ausgespült und wieder befüllt. Bei Verpackungen aus Glas funktioniert das bis zu 50 Mal, PET-Flaschen können bis zu 25 Mal hintereinander genutzt werden.

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Laut dem Umweltbundesamt wurden 2020 rund 43 Prozent der pfandpflichtigen Getränke in Deutschland in Mehrwegverpackungen befüllt, etwas mehr als in den Jahren zuvor. Nach dem Verpackungsgesetz müssten in Deutschland mindestens 70 Prozent der Getränke in Mehrwegverpackungen ausgegeben werden. Doch einige große Discounter bieten sie gar nicht an und auch die meisten Supermärkte erreichen die Quote nicht.

Nicht alle Läden bieten Mehrweg an

Wer Produkte in Mehrwegverpackungen kaufen möchten, hat in Bioläden die größte Auswahl. Einer Stichprobe der Verbrauchzentrale Hamburg von 2019 zufolge kamen Bioläden mit einer Mehrwegquote von 57 Prozent der gesetzlichen Vorgabe am nächsten.

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Mehrwegverpackungen sind häufig an einem aufgedruckten blau-grünen Kreis mit den Worten „Für die Umwelt Mehrweg“ zu erkennen. Manche Hersteller nutzen zusätzlich das Logo des Blauen Engels. In der Regel werden auf Mehrwegverpackungen 8 oder 15 Cent Pfand erhoben.

Wein und Puderdosen mit Pfand

Neben Bier und Wasser gibt es inzwischen auch Milch, Joghurt, Öl und verschiedene Konserven in Pfandflaschen und -gläsern. In Baden-Württemberg hat zudem im Jahr 2023 die „Wein Mehrweg eG“ ein Pfandsystem für Weinflaschen eingeführt. Auch der Hersteller für Glasverpackungen Verallia bietet ein Mehrweg-System für Weinflaschen an. In einigen Filialen der Getränkefachmarktkette Getränke Hoffmann gibt es eine kleine Auswahl an Bio-Weinen in Mehrweg-Pfandflaschen zu kaufen.

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Manche Hersteller haben ihr eigenes Pfandsystem etabliert, darunter die Kosmetikunternehmen MAC und Lush. MAC hat bis 2023 für leere Puderdosen eine Wimperntusche verschenkt, ist aber aktuell dabei, das eigene Pfandsystem zu überarbeiten. Wer bei Lush eine bestimmte Anzahl von leeren Cremedosen im Laden abgibt, kann sich 50 Cent auf den nächsten Einkauf anrechnen lassen oder bekommt eine Gesichtsmaske geschenkt.

Seit 2023 Mehrwegpflicht in Gastronomie

Seit 2023 sind Restaurants, Bistros, Cafés und Lieferdienste in Deutschland verpflichtet, wiederverwendbare Verpackungen für ihre To-go-Waren anzubieten. Die Unternehmen RECUP und Vytal sind in Deutschland die größten Anbieter von Mehrweg- und Pfandsystemen. RECUP ist vor allem für wiederverwertbare Kaffeebecher bekannt, gibt unter dem Namen REBOWL aber auch Schüsseln aus.

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Die Bundesumweltministerin hat ein neues Verpackungsgesetz vorgestellt: Die Novelle sieht etwa die Pflicht eines Angebots von Mehrwegverpackungen im Take-Away-Bereich vor.

Mehrweg wird Pflicht: Was sich bei Take-away-Speisen ab 2023 ändert

To go, aber mit Rückgabe: Ab Januar müssen Restaurants, Lieferdienste und Caterer ihren Kunden und Kundinnen auch Mehrwegbehälter anbieten. Allerdings gibt es auch Ausnahmen.

Wer Speisen oder Getränke in Mehrwegbehältern kaufen möchte, zahlt einen Euro Pfand pro Becher und fünf Euro für die Schüssel. Die Nutzung der Mehrwegbehälter des Unternehmens Vytal funktioniert per App und ist für die Kundschaft kostenlos, solange sie innerhalb von 14 Tagen zurückgegeben werden.

Welche Regeln gib es für die Pfand-Rückgabe?

Für Getränke in Einwegverpackungen, die auch in Mehrwegflaschen angeboten werden, gilt seit 2003 in Deutschland die Pfandpflicht. Sie werden mit dem Zeichen der Deutschen Pfandsystem GmbH gekennzeichnet und mit einem Pfand von 25 Cent herausgegeben. Die Pfandpflicht gilt für Getränkeverpackungen mit einem Füllvolumen zwischen 0,1 und 3 Litern, vorgeschrieben wird sie vom Verpackungsgesetz. Bei unklaren Fällen entscheidet die Zentrale Stelle Verpackungsregister, ob eine Getränkeverpackung der Pfandpflicht unterliegt oder nicht.

Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg hat regelmäßig mit Beschwerden von Menschen zu tun, die ihre Pfandflaschen im Laden nicht loswerden, weil der Pfandautomat sie nicht annimmt. Dabei sind Händler dazu verpflichtet, auch verschmutzte, beschädigte oder zerdrückte Dosen und Flaschen zurückzunehmen und den Pfandbetrag zu erstatten, solange das Pfandsiegel erkennbar ist.

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Für die Rücknahme von Mehrwegflaschen und -gebinden gibt es hingegen keine gesetzlichen Vorgaben. Literflaschen für Milch und Saft, einheitliche Flaschen für Bier und Limonade sowie Joghurtgläser in üblichen Formen können meist problemlos in größeren Supermärkten zurückgegeben werden. Bei außergewöhnlichen Größen oder Designs nehmen jedoch meist nur diejenigen Läden das Leergut zurück, in denen die Mehrwegverpackungen auch gekauft wurden.

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