„Klarstellung“ nach der EM

Türkischer Sportvorstand Altintop mahnt in Wolfsgruß-Debatte zu Zurückhaltung

Hamit Altintop spielte in seiner aktiven Karriere unter anderem für Schalke 04 und den FC Bayern.

Hamit Altintop spielte in seiner aktiven Karriere unter anderem für Schalke 04 und den FC Bayern.

Die türkische Nationalmannschaft hat sich in der Debatte um den Wolfsgruß-Jubel von Abwehrspieler Merih Demiral zurückgehalten und während des EM-Viertelfinals am Samstagabend in Berlin gegen die Niederlande (1:2) auf ein neuerliches Demonstrieren der umstrittenen Geste verzichtet. „Wir sollten uns auf das Sportliche konzentrieren. Unsere Haltung ist, dass wir daraus nicht eine noch größere Sache machen wollen, als sie schon ist. Das sollte man dann nach dem Turnier diskutieren und das eine oder andere klarstellen“, sagte der ehemalige Bundesliga-Profi Hamit Altintop, der dem Vorstand des türkischen Fußball-Verbandes angehört, vor dem Anpfiff der Partie bei MagentaTV.

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Der Wirbel um den Wolfsgruß von Demiral hatte die Lage vor der EM-Partie in der Hauptstadt zusätzlich aufgeheizt. Der Innenverteidger hatte die Geste im Achtelfinale gegen Österreich (2:1) nach seinem zweiten Treffer gezeigt und war von der UEFA deshalb für zwei Spiele gesperrt worden. In der Türkei hatte die Entscheidung der Europäischen Fußball-Union teilweise Empörung ausgelöst. Türkische Ultras riefen die Fans auf, im Berliner Olympiastadion den Wolfsgruß zu zeigen. Präsident Recep Tayyip Erdogan reiste zum Spiel gegen die Niederlande an - wohl um der Mannschaft den Rücken zu stärken. Altintop erklärte zum Besuch des Regierungschefs allerdings: “Das war schon vorher abgesprochen. Das mit der Entscheidung der UEFA gar nichts zu tun.“

Altintop betonte, dass der türkische Verband mit der Sperre für Demiral nicht einverstanden sei. „Spuren hat das nicht hinterlassen. Aber trotzdem ist es unfair, weil man die Geschichte und die Kultur der Türkei nicht kennt“, meinte der 41-Jährige, sprach zudem von „einer Falschinformation in der Presse“ und forderte eine genauere historische Einordnung der Geste. Konkretisieren konnte der ehemalige Nationalspieler diese Aussagen nicht. Altintop weiter: „Vor dem Spiel, während des Spiels oder nach dem Spiel gab es überhaupt keine Aggressionen, keine Provokationen von keiner Seite. Da hat sich auch keiner angegriffen gefühlt. Aber im Nachhinein wurde dann wieder mal eine Riesenblase draus gemacht und dann so eine Entscheidung getroffen. Das müssen wir leider dann so annehmen. Ich glaube, dass es trotzdem nicht unsere Spielweise, unsere Einstellung oder unser Verhalten außerhalb des Platzes negativ beeinflussen wird.“

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Tausende türkische Fans zeigen Wolfsgruß bei Nationalhymne

Der Wolfsgruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder das Sympathisieren mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. In der Türkei wird er etwa von der ultranationalistischen Partei MHP genutzt, die Partner der Regierung unter Erdogan ist. Im Berliner Olympiastadion zeigten tausende türkische Fans während der Nationalhymne vor dem Anstoß gegen die Niederlande die umstrittene Geste. Sie kamen damit dem Aufruf der Ultras nach. Auf dem Feld wurde der Wolfsgruß hingegen nicht gezeigt. Auch Samet Akaydin, der die Türkei in der 35. Minute in Führung gebracht, verzichtete bei seine Torjubel auf die Geste.

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