Vorgeschichte mit Spanien-Star: So tickt Viertelfinal-Schiedsrichter Taylor
Schiedsrichter Anthony Taylor wurde mit der Leitung des DFB-Spiels gegen Spanien betraut.
Quelle: IMAGO/Picture Point LE
Wie im Achtelfinale bekommt es die DFB-Elf auch im Viertelfinale der Heim-Europameisterschaft gegen Spanien an diesem Freitag wieder mit einem Schiedsrichter aus England zu tun. Anthony Taylor gehört im Kosmos von UEFA-Schiri-Chef Roberto Rosetti zur Top 5. Der 45-Jährige ist oft in der Champions League zu sehen, gerade bei wichtigen Spielen. Bislang kam der zweifache Familienvater in 34 Partien der Königsklasse zum Einsatz. Seit 2010 ist er Referee in der Premier League, seit 2012 auch hauptberuflich, seit 2013 hat er den Status als FIFA-Schiedsrichter. Bei der EM 2021 feierte Taylor sein Turnierdebüt, auch bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar war er dabei.
Beim laufenden Turnier pfiff der erfahrene Unparteiische bisher zwei torlose Begegnungen in der Gruppenphase: Ukraine gegen Belgien und Niederlande gegen Frankreich. In diesen Spielen kassierten nur drei Spieler eine Gelbe Karte. Das hilft dem DFB-Team, in dem immer noch ein Trio mit einer weiteren Verwarnung für ein mögliches Halbfinale gesperrt wäre. Erst nach dem Viertelfinale werden Gelbe, die noch zu keiner Sperre geführt haben, dann gelöscht.
Mit Konflikten kann Taylor umgehen – vor seiner Schiedsrichter-Profilaufbahn war er als Gefängniswärter in England tätig. Ihn zeichnet aus, dass er trotz des fortgeschrittenen Alters noch immer topfit und sehr laufstark ist. Mit seiner Kommunikation strahlt der routinierte Referee viel Ruhe aus. Einzig bei Zweikämpfen fehlt ihm hin und wieder die einheitliche Bewertung.
Die deutsche Mannschaft ist bislang erst zweimal mit Taylor in Berührung gekommen. Das letzte Aufeinandertreffen liegt weniger als ein Jahr zurück: Es war das 2:1 im Testspiel gegen Frankreich im vergangenen September, als Rudi Völler nach der Entlassung von Hansi Flick als Interimscoach eingesprungen war. Auch bei der EM 2021 pfiff der Brite eine Partie, die Deutschland gewann – 4:2 gegen Portugal in der Gruppenphase.
Eine besondere Beziehung gibt es zwischen Taylor und dem spanischen Nationalspieler Marc Cucurella vom FC Chelsea, die Geschichte stammt vom August 2022. Tottenhams Cristian Romero hatte in einer Partie gegen die Londoner in der Nachspielzeit kurz vor dem späten Ausgleichstreffer zum 2:2 an den Haaren von Cucurella gezogen. Geahndet wurde das Vergehen nicht. Thomas Tuchel, seinerzeit Trainer von Chelsea, sagte auf die Frage, ob Taylor nie wieder Chelsea-Spiele pfeifen sollte: „Vielleicht wäre das besser.“ Es kursierte sogar eine Petition der Fans des Klubs, die unter Berufung auf zwölf strittige Szenen forderte, dass der Schiedsrichter keine Partien mit Beteiligung der „Blues“ mehr leiten soll.
