Soldaten simulieren den Ernstfall

Großes Militärmanöver der USA und Südkorea: Reagiert Kim Jong Un?

K-9-Panzerhaubitzen der südkoreanischen Armee in Paju, nahe der Grenze zu Nordkorea. Mitten in wachsenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel führen die Streitkräfte Südkoreas und der USA ihr größtes gemeinsames Sommermanöver seit fünf Jahren durch.

K-9-Panzerhaubitzen der südkoreanischen Armee in Paju, nahe der Grenze zu Nordkorea. Mitten in wachsenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel führen die Streitkräfte Südkoreas und der USA ihr größtes gemeinsames Sommermanöver seit fünf Jahren durch.

Erstmals nach vierjähriger Pause haben die USA und Südkorea erneut ihre großangelegten Militärmanöver fortgesetzt. Beim elftägigen „Ulchi Freedom Shield“ lässt die bilaterale Allianz Kampfjets in die Luft steigen, Panzerformationen aufrollen und Soldaten den Ernstfall simulieren. So wird unter anderem erprobt, wie nordkoreanische Massenvernichtungswaffen beseitigt werden können oder südkoreanische Halbleiterfabriken vor einer Invasion verteidigt werden können. Ohnehin, so betont der gemeinsame Stabschef, seien die Truppenübungen rein „defensiver Natur“.

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In Pjöngjang hingegen sieht man das freilich anders. Vom nordkoreanischen Regime werden die Militärmanöver seit jeher als schwerwiegende Provokationen gewertet. Und ganz aus der Luft gegriffen ist der Vorwurf von „Kriegsvorbereitungen“ nicht: Denn während die erste Phase der Übungen tatsächlich eine reine Verteidigungsübung ist, simuliert die zweite Phase einen nicht näher spezifizierten „Gegenangriff“.

Wann schlägt Kim Jong Un zurück – und rechtfertigt eigene Raketentests?

Von daher ist es keine Frage des ob, sondern vielmehr, wann Diktator Kim Jong Un mit Vergeltungsmaßnahmen zurückschlägt. Als wahrscheinlich gilt, dass das nordkoreanische Militär das „Ulchi Freedom Shield“ als willkommene Steilvorlage nutzen wird, um kommende Raketentests zu rechtfertigen.

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Dabei stellen die am Montag begonnenen Truppenübungen keineswegs eine neue Eskalationsstufe dar, sondern vielmehr eine Rückkehr zur alten Normalität. Das US-Militär, welches nach wie vor über 28.000 Soldaten auf südkoreanischem Boden stationiert hat, führt schließlich seit 1976 alljährliche Sommermanöver gemeinsam mit südkoreanischen Truppen durch.

Kim Jong Un verkündet „Sieg“ über Corona-Pandemie

In dem diktatorisch geführten, abgeschotteten Land wird die Viruserkrankung stets als „Fieber“ bezeichnet. Auch Machthaber Kim Jong Un war offenbar erkrankt.

2018 hat jedoch Ex-Präsident Donald Trump die Tradition pausiert. Einerseits wollte er angesichts der Annäherung zu Nordkorea seinen guten Willen demonstrieren, um Kim Jong Un atomare Abrüstungsverhandlungen schmackhaft zu machen. Gleichzeitig kritisierte Trump allerdings auch die hohen Kosten der Militärübungen, was insbesondere in Südkorea für böses Blut sorgte. Später erschwerte zudem die Pandemie die riesigen Truppenaufläufe, die zuweilen nur mehr auf einfache Computersimulationen reduziert wurden.

Manöver koordinieren Truppenabläufe und Befehlsstrukturen für den Ernstfall

Bei den Manövern geht es keineswegs nur um das symbolische Zurschaustellen militärischer Macht. Sie dienen vor allem zur Koordinierung von Truppenabläufen und Befehlsstrukturen, die alle paar Jahre neu erprobt werden müssen. Schließlich gibt es innerhalb der Streitkräfte stets eine hohe Rotation.

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Ukraine Konflikt, Selbstfahrlafette 2S3 der russischen Armee in Region Charkiw im Einsatz Ukraine Russia Military Operation 8252774 14.08.2022 A 2S3 Akatsiya self-propelled howitzer fires towards positions of Ukrainian armed forces in the course of Russia s military operation in Ukraine, in Kharkiv region, Ukraine. Viktor Antonyuk / Sputnik Kharkiv region Ukraine PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xViktorxAntonyukx

Militärexperte aus Russland rechnet mit Putins Armee ab

Ruslan Puchow, Mitglied des Expertenrates der Regierung der Russischen Föderation und eng mit dem Kreml verbunden, zeichnet ein düsteres Bild der technischen und personellen Möglichkeiten des russischen Militärs. Für die ukrainische Armee findet er indes lobende Worte: „Sie sind sehr talentierte Kämpfer.“

Gleichzeitig ist die Bereitschaft des Militärs gerade jetzt relevanter denn je. Denn die geopolitischen Machtverhältnisse haben sich seit 2018 deutlich gewandelt: Einerseits sind die innerkoreanischen Spannungen massiv gestiegen, seit die Annäherungsversuche gegenüber Pjöngjang beim zweiten Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim in Hanoi spektakulär scheiterten. Zudem sitzt in Seoul mit Yoon Suk Yoel mittlerweile ein konservativer Hardliner im Präsidentenamt, der klare Kante gegenüber Nordkorea zeigen will.

Mitte des Monats hat Yoon allerdings seine bislang deutlichste Offerte ausgesprochen: Er stellte dem Regime in Pjöngjang wirtschaftliche Konzessionen und Nahrungsmittellieferungen in Aussicht, sollte es erste Bemühungen zur atomaren Abrüstung bekunden. Dass dies nicht passieren wird, hat Kim Jong Uns Schwester Kim Yo Jong mit einem rhetorischen Schlag unter die Gürtellinie mehr als deutlich gemacht. So bezeichnete sie Yoon als „Hund, der ständig bellt“. Sein Vorschlag sei zudem „hochgradig absurd“.

Nordkorea wird sein Atomprogramm kaum abbrechen

Ohne Frage: Nordkorea wird auf absehbare Zeit sein Atomprogramm, das es als Lebensversicherung gegenüber der Außenwelt betrachtet, nicht aufgeben. Und seit Monaten warnen Experten bereits, dass das Militär schon bald einen weiteren Atomwaffentest durchführen könnte – den ersten seit 2017. Wie Südkorea reagieren würde, daraus hat das Verteidigungsministerium in Seoul zuletzt keinen Hehl gemacht: In einem solchen Fall würde man bei den US-Verbündeten darum ansuchen, sogenannte „strategic assets“ nach Südkorea zu entsenden. Damit werden etwa Kampfbomber, Flugzeugträger oder atomwaffenfähige U-Boote bezeichnet.

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Innerhalb der Bevölkerung genießt die US-südkoreanische Allianz nach wie vor flächendeckende Unterstützung, die laut einer aktuellen Umfrage des Seouler Asan-Instituts innerhalb des letzten Jahrzehnts niemals unter 91,9 Prozent gefallen ist. Gleichzeitig sprechen sich vier von fünf Koreanerinnen und Koreanern für eine weitere Präsenz von US-Soldaten auf südkoreanischem Boden aus.

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