Sinus-Jugendstudie zeigt

Deutschlands Jugendliche bleiben optimistisch – aber fühlen sich machtlos

Drei Mädchen schauen im Bundestag in den Plenarsaal. Deutschlands 14- bis 17-Jährige schauen trotz Krisen und Kriegen in der Welt optimistisch auf ihr Leben. Doch verspüren sie keine Möglichkeit, sich in die Politik einzubringen. Das ergab die diesjährige Sinus-Jugendstudie (Symbolbild).

Drei Mädchen schauen im Bundestag in den Plenarsaal. Deutschlands 14- bis 17-Jährige schauen trotz Krisen und Kriegen in der Welt optimistisch auf ihr Leben. Doch verspüren sie keine Möglichkeit, sich in die Politik einzubringen. Das ergab die diesjährige Sinus-Jugendstudie (Symbolbild).

Berlin. Die 14- bis 17-Jährigen in Deutschland haben ihren Optimismus nicht verloren. Zu diesem Ergebnis kommt die diesjährige Sinus-Jugendstudie. Die Mehrheit der Jugendlichen gab an, es gehe ihnen gut: Grundbedürfnisse seien erfüllt, und auch sozial fühlen sich die meisten gut eingebunden. Alle vier Jahre untersucht das Sinus-Institut die Lebens­realitäten der deutschen Jugend.

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Trotzdem machen die diversen Krisen und Kriege auch vor der Lebensrealität junger Menschen nicht halt. Die Erkenntnis: Jugendliche sind besorgter denn je. Und trotzdem hat Politik einen nur niedrigen Stellenwert im Leben der befragten Jugendlichen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Mit Ausnahme der Themen Klimakrise und Diskriminierung fühlen nur sich wenige Jugendliche von politischen Themen persönlich betroffen. Zwar gibt es unter den Jugendlichen kurzfristige Reaktionen auf Krisen, beispielsweise suchen sie das direkte Gespräch mit Menschen in ihrem Umfeld, langfristiges politisches Engagement bleibe aber aus.

Nach Erkenntnissen der Studie verspüren die Jugendlichen keine Möglichkeit, sich in die Politik einzubringen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Jugendlichen ihre eigene politische Kompetenz als zu gering einschätzen, um sich einbringen zu können. Ein ähnliches Spannungs­verhältnis zeigt sich auch beim Thema Wahlen: Zwar befürwortet ein Großteil das Wahlrecht ab 16, fühlt sich aber gleichzeitig nicht ausreichend darauf vorbereitet.

Fridays for Future in München, Blaues Schild mit EU Sternen mit Aufschrift Yes We Care. Am 24.5.2019 haben sich Zehntausende ( junge ) Menschen für Klimaschutz und Umweltschutz demonstriert. Die Demonstrantinnen und Demonstranten machen auf die Europawahl am Sonntag aufmerksam. München Bayern Deutschland Theresienwiese *** Fridays for Future in Munich, Blue sign with EU stars and Yes We Care Tens of thousands of young people demonstrated for climate protection and environmental protection on 24 5 2019 The demonstrators draw attention to the European elections on Sunday Munich Bavaria Germany Theresienwiese

Erstmals wählen ab 16 Jahren: Wie politisch ist die Generation Polykrise?

Erstmals dürfen 16- und 17-Jährige bei der Europawahl mit abstimmen. Die Krisenkinder gehen an die Urne: Klimawandel, Corona-Jahre, Ukraine-Krieg, Nahostkonflikt, Aufstieg der AfD. Ihre Entscheidungen treffen sie in einem überhitzten Umfeld.

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„Experimentelles demokratisches Wahlverhalten“ bei den Erstwählern

Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament am vergangenen Sonntag durften erstmals auch 16-Jährige wählen. In der Gruppe der Erstwähler gaben 16 Prozent ihre Stimme der AfD. 28 Prozent wählten Kleinstparteien, davon 9 Prozent Volt. Marc Calmbach vom Sinus-Institut findet das noch viel erstaunlicher als die Zustimmung zur AfD. Daraus ließe sich eine themen­getriebene Wahl­entscheidung ableiten. Auch die Tatsache, dass es bei der Europawahl keine Fünfprozenthürde gebe, habe die Wahl­entscheidung der Erstwähler beeinflusst, erklärt Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). „Man kann fast von einem experimentellen demokratischen Verhalten sprechen, um mal zu testen: Was bringen mir die eigentlich?“ Ein überraschender Befund, der zeige, dass die Jugend keineswegs unpolitisch sei. Jugendliche seien grundsätzlich skeptischer gegenüber den jeweils regierenden Partien. Kleinstparteien und Oppositionelle seien grundsätzlich beliebter.

Wenn die Eltern AfD wählen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Kinder dort ihr Kreuzchen setzen.

Thomas Krüger,

Präsident der bpb

Lena Bloemacher, Bundes­vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, warnt davor, die Wahlergebnisse dazu zu nutzen, eine komplette Altersgruppe zu verurteilen. Die Entscheidungen müsse man in einem Gesamtkontext betrachten, weil die Zustimmungswerte zur AfD nicht von anderen Altersgruppen abweichen. Bei den 30- bis 44-Jährigen gaben 20 Prozent der AfD ihre Stimme, 18 Prozent bei den 45- bis 59-Jährigen und 11 Prozent der über 60-Jährigen.

Insgesamt orientieren sich die Jugendlichen stark an ihren Eltern. Welche Werte dort vertreten werden, beeinflusse die Jugendlichen, erklärt Krüger. Daraus ließe sich auch ein Rückschluss auf die Wahlergebnisse der AfD bei den 16- bis 24- Jährigen bilden. Wenn die Eltern AfD wählen, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Kinder dort ihr Kreuzchen setzen. Insgesamt könne die Studie aber nur sekundär Aufschluss über das Wahlverhalten vom vergangenen Sonntag geben, erklärt er. Die Befragung der Jugendlichen fand im Sommer 2023 statt.

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Neben der Politik untersucht die Studie weitere Lebens­bereiche der Jugendlichen wie Social Media, Sport und Diversität. Die Untersuchung zeige, dass die Weltsicht der jungen Generation keineswegs dem Klischee der verwöhnten Jugend entspreche, so die Autoren. Vielmehr seien Realismus und Bodenhaftung entscheidend.

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