Geschichte und Aktuelles

Den Nahostkonflikt erklärt: Woher kommt all die Gewalt – und wie geht es weiter?

Eine Gesamtansicht der jüdischen Siedlung Maale Michmash im Westjordanland.

Eine Gesamtansicht der jüdischen Siedlung Maale Michmash im Westjordanland.

Die Geschichte des Nahostkonflikts ist die Geschichte eines Dreivierteljahrhunderts voller Misstrauen, periodisch eskalierender Gewalt und enttäuschter Hoffnungen – sowohl auf der Seite Israels und seiner internationalen Verbündeten als auch auf der Seite der Palästinenser und großer Teile der arabischen Welt. Sechs Kriege, unzählige Attentate und Raketenangriffe sowie viele Tausend Tote bilden die bisherige Bilanz. Die Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern prägen die gesamte Region, überziehen sie in regelmäßigen Abständen mit großem Leid und spielen in weite Bereiche der internationalen Politik hinein.

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Israelis, Palästinenser und der Nahostkonflikt: Die wichtigsten Fragen und Antworten

  1. Wie ist die Lage im Nahen Osten?
  2. Wie ist die Lage in Gaza?
  3. Wie ist die Lage der Geiseln der Hamas?
  4. Wo liegen die Wurzeln des Nahostkonflikts?
  5. Wann, wo und warum wurde der Staat Israel gegründet?
  6. Was sind der Gazastreifen und das Westjordanland – und durch welche Entwicklungen entstanden sie als Palästinensergebiete?
  7. Welche Rollen spielen die Palästinenserorganisationen und der jüdische Siedlungsbau?
  8. Wer ist die Hamas – und was ist ihre spezielle Rolle im Gazastreifen?
  9. Welche Ziele verfolgt die Hamas?
  10. Welche Rolle spielt die Hisbollah?
  11. Warum haben es Friedensinitiativen so schwer?
  12. Welche Kernmerkmale kennzeichnen das heutige Israel?
  13. Wie groß, einflussreich und schlagkräftig ist Israels Armee?

Wie ist die Lage im Nahen Osten?

Ein tödlicher Vorfall löst zuletzt international Entsetzen und Empörung aus. Bei einem israelischen Luftangriff auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifen waren am 26. Mai nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden, darunter Frauen und Minderjährige. Der Vorfall ereignet sich in dem Stadtviertel Tal al-Sultan am Sonntagabend.

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Die Organisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, es sei ein Lager für Vertriebene in einer als sicher deklarierten Zone getroffen worden. Die israelische Armee wies dies als „Lügen und Desinformation der Hamas“ zurück. Der Angriff, der zwei ranghohen Hamas-Mitgliedern gegolten habe, habe nicht auf eine humanitäre Zone abgezielt.

Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach allerdings im Parlament von einem „tragischen“ Vorfall, aus dem man lernen werde. Nach Informationen des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sind binnen drei Wochen rund eine Million Menschen wieder aus Rafah geflüchtet. „Dies ist passiert, während man nirgendwo sicher hingehen kann und während Bombardements, Mangels an Lebensmitteln und Wasser und ohne angemessene Lebensbedingungen“, schrieb UNRWA am Dienstag auf X. Es sei fast unmöglich, zu helfen. Der Internationale Gerichtshof hatte Israel am Freitag dazu verpflichtet, den Einsatz in Rafah unverzüglich zu beenden. Es dürften keine Lebensbedingungen geschaffen werden, „die zur vollständigen oder teilweisen Vernichtung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza führen könnten“.

Am vergangenen Sonntag erklärte die Hamas, sie habe vom Gazastreifen aus Raketen abgefeuert. Das israelische Militär berichtete wiederum von acht Raketen, die aus der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens auf die israelische Küstenmetropole abgefeuert wurden. In Zuge dessen hatte es zum ersten Mal seit vier Monaten in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv Raketenalarm gegeben. Im Stadtzentrum von Tel Aviv waren mehrere Explosionen zu hören. Bei dem Angriff wurden nach Informationen der Deutschen-Presse-Agentur zwei Frauen leicht verletzt, als sie in Schutzräume eilten. Zuletzt war Tel Aviv am 29. Januar mit Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen worden.

Wie ist die Lage in Gaza?

Israels erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der in dem Küstenstreifen herrschenden islamistischen Organisation Hamas. Während zu Beginn viele der Kämpfe im Norden des Gazastreifen stattfanden, fokussiert sich die israelische Armee nun auf die Stadt Rafah im Süden des Landes. Bis Mittag des 28. Mai waren israelische Bodentruppen nach Augenzeugenberichten aus Rafah tiefer in die Stadt vorgedrungen, auch Soldaten wurden im Stadtzentrum gesichtet. Die israelische Nachrichtenseite „ynet“ berichtete unter Berufung auf Quellen in Rafah, es seien im Stadtviertel Tal al-Sultan israelische Panzer im Einsatz. Dort hatte es vorab einen Angriff der israelischen Luftwaffe mit mehr als 40 Toten gegeben.

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Kurz vor diesem Angriff gab es Berichte und Hoffnungen auf eine mögliche Waffenruhe zwischen der islamistischen Organisation Hamas und Israel. Die indirekten Verhandlungen, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln, waren zuletzt nach mehrtägigen Gesprächen in Kairo und Doha in eine Sackgasse geraten. Medienberichten zufolge sollten sie in dieser Woche „auf der Basis neuer Vorschläge“ wiederaufgenommen werden. Wegen des Angriff setzten die Hamas ihre Teilnahme an Waffenruhe-Verhandlungen allerdings aus.

Wie ist die Lage der Geiseln der Hamas?

Israel geht davon aus, dass noch etwa 120 Geiseln in Gaza festgehalten werden. Das berichtete „Zeit Online“. Ob und wie viele dieser Menschen noch am Leben sind, ist unklar. Bei den Attacken der Hamas im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober waren rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.

Vergangene Woche wurden zudem Videoaufnahmen einer Entführung von fünf israelischen Soldatinnen während des Hamas-Massakers veröffentlicht. In dem Video sind die verletzten, teilweise blutüberströmten jungen Frauen, die im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee im Einsatz waren, mit schwer bewaffneten Terroristen zu sehen. Sie sind offensichtlich verängstigt und gefesselt. Das Forum der Geiselfamilien nannte das Video „ein verdammendes Zeugnis für das Versäumnis der Nation, die Geiseln, die 229 Tage lang im Stich gelassen worden sind, nach Hause zu bringen“.

Mitte Mai war auch die Leiche der Deutsch-Israelin Shani Louk von der israelischen Armee gefunden worden. Sie war bei dem Terrorangriff der Hamas in den Küstenstreifen verschleppt und später für tot erklärt worden. Zum Zeitpunkt des beispiellosen Angriffs war sie zusammen mit Hunderten anderen jungen Menschen auf dem Supernova-Festival in Südisrael gewesen.

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Wo liegen die Wurzeln des Nahostkonflikts?

Die Ursprünge des Nahostkonflikts reichen weit zurück. Das Gebiet zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer – historisch als Palästina bekannt – hat für Juden, Christen und Muslime gleichermaßen eine besondere Bedeutung. Alle drei monotheistischen Weltreligionen haben wichtige heilige Stätten im heutigen Israel. Bereits 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung entstanden dort jüdische Siedlungen. Seit dem 16. Jahrhundert ließen sich zudem immer wieder jüdische Einwanderer in Palästina nieder, das 1516 zur Provinz des Osmanischen Reiches wurde. Aber auch arabische Völker lebten seit jeher in der Region.

Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich wegen eines zunehmenden Antisemitismus und die Verfolgung der Jüdinnen und Juden, viele Menschen jüdischen Glaubens erneut in Palästina an. Dabei lehnten viele Araber diese Entwicklung und den Einzug der Juden nach Palästina ab. Die Spannungen zwischen der jüdischen und arabischen Bevölkerungen nahmen zu. Hinzu kam, dass während und nach dem Holocaust viele Überlebende ebenfalls nach Palästina flohen.

1947 entschlossen sich die Vereinten Nationen, Palästina zu teilen und jeweils einen Staat für die jüdische und einen Staat für die arabische Bevölkerung zu errichten. Daraufhin riefen Jüdinnen und Juden 1948 ihren Staat Israel aus. Die arabische Bevölkerung und die arabischen Nachbarstaaten lehnten den Beschluss der Vereinten Nationen allerdings ab. Der Konflikt in seiner heutigen Form entspringt somit im Kern der palästinensischen Forderung nach einem eigenen Staat auf israelischem Territorium.

Noch im selben Jahr griffen die Nachbarstaaten Ägypten, Libanon, Syrien, Irak und Jordanien Israel an. Seitdem wird immer wieder gekämpft. Bei kaum einem anderen Dauerkrisenherd der internationalen Beziehungen vermengen sich territoriale Ansprüche und militärische Abschreckung so sehr mit religiösen und politischen, teilweise auch mit wirtschaftlichen und sozialen Fragen wie im Nahen Osten.

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Wann, wo und warum wurde der Staat Israel gegründet?

Am Ende des 19. Jahrhunderts entstand bei vielen Juden, die am östlichen Rand des Mittelmeeres lebten, der Wunsch, einen eigenen Staat zu gründen. Die daraus folgenden Bewegung des Zionismus gewann stetig mehr Anhänger.

Weil jedoch ebenso Christen, vor allem aber Muslime vor Ort lebten, kam es immer wieder zu Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Im ersten Weltkrieg eroberten britische Truppen das Gebiet und stellten als Mandatsmacht eine „nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ in Aussicht. Infolge des Holocausts flohen später dann zusätzlich viele Jüdinnen und Juden nach Palästina und bekräftigten die Forderung nach einem eigenen Staat.

Israel, Palästina, der Gazastreifen und das Westjordanland: Sie alle verbindet ein komplexer Konflikt, der schon lange vor der israelischen Staatsgründung 1948 seine Anfänge nahm.

Israel, Palästina, der Gazastreifen und das Westjordanland: Sie alle verbindet ein komplexer Konflikt, der schon lange vor der israelischen Staatsgründung 1948 seine Anfänge nahm.

1947 entschieden die Vereinten Nationen (UN), das Gebiet zu teilen und jeweils einen Staat für Juden und Palästinenser zu errichten. Die muslimische Bevölkerung sowie die arabischen Nachbarstaaten lehnten den UN-Beschluss jedoch ab. Wenige Stunden nachdem Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung verlas, erklärten Ägypten, Jordanien, Libanon, der Irak und Syrien den Israelis den Krieg. Israel siegte und eroberte den Westteil Jerusalems. Rund 700.000 Palästinenser flohen.

Der erste israelische Premierminister David Ben-Gurion (stehend) verkündet am 14. Mai 1948 in Tel Aviv vor Mitgliedern der jüdischen Ratsversammlung die Gründung des Staates Israel.

Der erste israelische Premierminister David Ben-Gurion (stehend) verkündet am 14. Mai 1948 in Tel Aviv vor Mitgliedern der jüdischen Ratsversammlung die Gründung des Staates Israel.

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Was sind der Gazastreifen und das Westjordanland – und durch welche Entwicklungen entstanden sie als Palästinensergebiete?

Nach dem sogenannten Unabhängigkeitskrieg übernahm Jordanien 1949 die Kontrolle über das östliche Jerusalem sowie das Westjordanland, ein Gebiet zwischen den weiter westlich gelegenen Kerngebieten Israels und dem Jordan als östlichem Grenzfluss zu Jordanien. Ägypten kontrollierte den Gazastreifen, ein schmales, nur gut 40 Kilometer langes und sechs bis zwölf Kilometer breites Landstück am Mittelmeer zwischen dem israelischen Kernland und der ägyptischen Grenze. Insgesamt fünf weitere Kriege folgten: die Suezkrise 1956, der Sechstagekrieg 1967, der Jom-Kippur-Krieg 1973 sowie die Libanon-Kriege 1982 und 2006. Im Sechstagekrieg erobert Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die nördlichen Golanhöhen nahe der Grenzen zu Syrien und dem Libanon.

Mit den beiden nördlichen Nachbarn befindet sich Israel offiziell noch immer im Kriegszustand. Insbesondere mit dem Libanon kam es wiederholt zu heftigen Spannungen und Gefechten, Israel und etliche andere Staaten betrachten die dort verankerte und mit dem Iran vernetzte radikalislamische Hisbollah als Terrororganisation. Ägypten hatte 1979 als erstes arabisches Land einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet, 1994 unternahm Jordanien denselben Schritt.

Welche Rollen spielen die Palästinenserorganisationen und der jüdische Siedlungsbau?

Stellvertretend für die Palästinenser forderte die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO einen unabhängigen Staat auf dem Gebiet des Westjordanlands, des Gazastreifens und des arabisch geprägten Ostteils Jerusalems. Im Rahmen der nach 1993 unterzeichneten Osloer Friedensverträge zwischen Israel und der PLO erzielten die Palästinenser dann auch eine Teilautonomie im Gazastreifen und Westjordanland. Die angestrebte Ausweitung ihrer Autonomiegebiete blieb jedoch aus, und 2014 scheiterten die Friedensverhandlungen entsprechend.

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Ein wesentlicher Streitpunkt zwischen beiden Seiten ist immer wieder der jüdische Siedlungsbau. Nach der Eroberung des Westjordanlands und Ostjerusalems begann Israel mit der systematischen Besiedlung des Gebiets für die eigene Bevölkerung. Dies führte dazu, dass viele Palästinenser ihr Zuhause verloren und Israel als illegitime Besatzungsmacht wahrnehmen. Im Westjordanland leben neben etwa drei Millionen Palästinensern inzwischen auch etwa eine halbe Million Israelis in rund 200 Siedlungen, zusammen mit Ostjerusalem sind es sogar 700.000 Siedlerinnen und Siedler.

Shoshan Haran sowie ihre Enkel Nave und Yahel besitzen neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die Geiseln des Terrors: „Unser Vater schrieb, er habe uns lieb … Dann riss der Kontakt ab“

Militante Palästinenser haben auch mehrere deutsche Staatsbürger in den Gazastreifen entführt. Die Vorfahren von Shaked Haran flohen einst vor den Nazis nach Israel – jetzt hofft sie auf die Hilfe der Bundesregierung.

Nach internationalem Recht dürfen Staaten keine eigene Zivilbevölkerung in besetztes Territorium umsiedeln. Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel Ende 2016 zu einem vollständigen Siedlungsstopp in den besetzten Palästinensergebieten einschließlich Ostjerusalems aufgefordert. Israel vertritt dagegen die Auffassung, das 1967 eroberte Westjordanland sei zuvor kein Staat, sondern nur von Jordanien kontrolliert gewesen. Die Siedler selbst sehen sich hier zudem nicht als Fremdkörper. Nach ihrem Verständnis leben sie in dem Land ihrer Vorväter.

Palästinensische Demonstranten benutzen Schleudern, um während eines Protests gegen israelische Siedlungen Steine in Richtung israelischer Truppen zu katapultieren (Archivbild aus 2021).

Palästinensische Demonstranten benutzen Schleudern, um während eines Protests gegen israelische Siedlungen Steine in Richtung israelischer Truppen zu katapultieren (Archivbild aus 2021).

Wer ist die Hamas – und was ist ihre spezielle Rolle im Gazastreifen?

Auch im Gazastreifen gab es zunächst mehrere israelische Siedlungen, die im Zuge des Abzugs 2005 jedoch komplett geräumt wurden. Seit 2007 herrscht in dem schmalen Landstück am Mittelmeer de facto die islamistische Palästinenserorganisation Hamas, mit der sich Israel – wie nun auch seit dem 7. Oktober – immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen geliefert hat. 2014 kamen während des Gaza-Krieges mehr als 2200 Palästinenser ums Leben, während auf israelischer Seite mehr als 70 Menschen getötet wurden. Zusätzliche Komplexität erhielt der Konflikt, weil die rivalisierende, lange als gemäßigt geltende Palästinenserorganisation Fatah sich auf verschiedenen Politikfeldern und teils auch in der Haltung zu Israel mit der Hamas überwarf.

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Brüchiger Frieden in Nahost: Wie entstand der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern?
Bildnummer: 52915701  Datum: 02.03.2009  Copyright: imago/Xinhua
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Bildnummer 52915701 Date 02 03 2009 Copyright Imago XINHUA Pigeons fly above the Debris in Refugee camps JABALIA after the Military offensive Israel Gaza PUBLICATIONxNOTxINxCHN Objects 2009 Palestinian Autonomy areas Palestine Israel Debris House Damage Destruction Palestinians War Middle East conflict horizontal Kbdig Single Asia

Die Gräben zwischen Israelis und Palästinensern sind tief. Das Gebiet, um das es geht, ist kaum größer als Brandenburg. Aber es geht um mehr als ein Stück Land.

Die Hamas wird von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Militante Palästinenser feuern aus dem Gazastreifen immer wieder Raketen auf israelisches Grenzgebiet und senden Brand- oder Sprengstoffballons. Mitunter fliegen die Sprengkörper weit bis ins israelische Kernland hinein, lösen Luftalarm aus und rufen die israelische Luftabwehr auf den Plan. Israel selbst reagiert oft mit Angriffen auf Hamas-Ziele. 2007 verschärfte die Regierung die Blockade des Gazastreifens, die inzwischen von Ägypten mitgetragen wird. Rund zwei Millionen Einwohner leben unter sehr schlechten Bedingungen in dem schmalen Küstenstreifen am Mittelmeer. Viele Menschenrechtler und Hilfsorganisationen verurteilten nicht nur die Attacken der Hamas auf Israel, sondern kritisierten ebenso die israelische Führung für die Abschottung des Landstreifens.

Welche Ziele verfolgt die Hamas?

Im 1988 veröffentlichten Manifest der Hamas erklären die Terroristen als zentrales Ziel die vollständige Zerstörung des Staates Israel durch einen Heiligen Krieg (Jihad). Sie sprechen Israel das Existenzrecht ab und wollen stattdessen einen Islamischen Staat erreichten.

Laut Terrorismusforscher Peter R. Neumann, Professor für Sicherheitsstudien am King‘s College London, lasse sich bereits seit einigen Jahren beobachten, dass die Hamas eine nur auf sich selbst bezogene Gruppe geworden ist. Sie verfolge nicht mehr wirklich das Ziel, Israel zu besiegen und einen palästinensischen Staat zu gründen. „Es geht der Hamas vor allem darum, die eigene Macht zu erhalten. Macht über die Palästinenser“, sagt Neumann. Die Hamas setze immer wieder die Spirale der Gewalt in Gang, um sich dann als Verteidiger der Palästinenser zu inszenieren.

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Bei den Wahlen in palästinensischen Gebieten 2006 siegte die Partei der Hamas, der Westen erkannte das Wahlergebnis nicht an. Die radikale Gruppe vertrieb die Anhänger von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und übernahm 2007 die Kontrolle im Gazastreifen. Nachdem die Legislaturperiode 2010 ausgelaufen war, gab es keine Wahlen mehr. Die Opposition und die freie Meinungsäußerung wird im Gazastreifen von der Hamas unterdrückt.

Welche Rolle spielt die Hisbollah?

Im Libanon agiert die Hisbollah quasi als Staat im Staat. Die Miliz unterstützt den syrischen Machthaber Baschar al-Assad im anhaltenden Bürgerkrieg im Nachbarland. Die Hisbollah ist für zahlreiche Anschläge gegen die israelische Armee verantwortlich. Im Juli 2006 lieferten sich Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz einen einmonatigen Krieg.

Das iranische Mullah-Regime griff 1982 aktiv mit Revolutionsgarden in den Konflikt zwischen Libanon und Israel ein, um die islamische Revolution nach iranischem Vorbild in den Libanon zu exportieren. Seitdem gilt die Hisbollah als militärischer Arm Teherans im Nahen Osten, um Macht und Einfluss zu sichern, was der Iran durch Israel gestört sieht.

Ob sich die Hisbollah in den Konflikt einmischt hängt Experten zufolge davon ab, wie wichtig dem Iran dieser Konflikt ist oder wird. Eine Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen könnte die Lage noch weiter eskalieren lassen. Dies würde viele arabische Nachbarn, die zuletzt auf dem Weg einer koexistenziellen Beziehung zum jüdischen Staat waren, aus Solidarität mit den Palästinensern davon wieder Abstand nehmen lassen. Dies spielt Teheran in die Karten.

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Warum haben es Friedensinitiativen so schwer?

Der israelisch-palästinensische Konflikt bestimmt seit mehr als 75 Jahren die politische Lage im Nahen Osten. Mehrfach gab es Versuche, durch Verhandlungen und Abkommen die Spannungen zu reduzieren. Doch sowohl in Israel als auch in der palästinensischen Bevölkerung gab es gegen solche Vereinbarungen starke Widerstände. Auf palästinensischer Seite rissen Anschläge selbst in ruhigeren Zeiten nie ganz ab. Während der jeweils als Intifada bekannt gewordenen Palästinenseraufstände zwischen 1987 und 1993 sowie 2000 und 2005 reagierte die israelische Armee mit Militärschlägen.

Ein besonderer Treibsatz des Konflikts ist außerdem der umstrittene Status Jerusalems. Beide Seiten beanspruchen die heilige Stadt mit Stätten wie der jüdischen Klagemauer oder dem muslimischen Felsendom als Hauptstadt. Zu den kompliziertesten Themen gehört auch die Flüchtlingsfrage: Nach UN-Angaben beträgt die Zahl der registrierten palästinensischen Flüchtlinge, die auch die Nachkommen einschließt, rund sechs Millionen. Viele davon leben in Lagern im Libanon und in Syrien, aber auch in den von Palästinensern kontrollierten Gebieten gibt es bis heute interne Flüchtlingscamps. Während deren Führung ein Recht auf Rückkehr in die alte Heimat fordert, lehnt Israel dies ab.

Welche Kernmerkmale kennzeichnen das heutige Israel?

Israel bezeichnet sich offiziell als demokratischer und jüdischer Staat. Eine Gewaltenteilung im westlichen Sinne soll – obwohl es keine formale, geschriebene Verfassung gibt – sicherstellen, dass sich Regierung, Parlament und Gerichte gegenseitig ausreichend kontrollieren. Der Streit über die von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verfolgte Justizreform, die Vetorechte des Obersten Gerichts einschränken soll, hat das Land zuletzt aber in eine tiefe innenpolitische Krise gestürzt.

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Der Strand von Tel Aviv.

Der Strand von Tel Aviv.

Israel hat etwa 9,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, zu denen neben Juden und Christen sowie weiteren Gruppen unter anderem auch viele arabischstämmige Menschen gehören. Die Fläche liegt mit knapp 21.000 Quadratkilometern nur etwa in der Größenordnung Hessens. Während bestimmte Bereiche der israelischen Ökonomie noch von der Landwirtschaft oder beispielsweise dem Textilgewerbe geprägt sind, hat sich insbesondere in der Metropolregion Tel Aviv eine boomende Hightech- und Tourismusindustrie gebildet. Insgesamt ist Israel stark auf Außenhandel angewiesen.

Wie groß, einflussreich und schlagkräftig ist Israels Armee?

Wie viel Personal seine Verteidigungsstreitkräfte genannte Armee insgesamt hat, gibt das Land in offiziellen Stellungnahmen nicht an. Verschiedene Expertenschätzungen gingen in den vergangenen Jahren von um die 170.000 Soldatinnen und Soldaten aus. Hinzu sollen noch einmal deutlich mehr Reservisten kommen. Das israelische Militär gilt – auch wegen des Wehrdienstes – als fest verankert in der Gesellschaft; den Protesten gegen die Justizreform schlossen sich mancherorts auch Angehörige der Streitkräfte an, was unter einigen Beobachtern Sorgen vor einer möglichen internen Destabilisierung des Landes auslöste. Israel gehört offiziell nicht zum Kreis der Atommächte, dem Land wird dieser Status faktisch allerdings seit Langem eingeräumt, und es unterhält eigene Zentren für die Nuklearforschung.

mit Agenturmaterial

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