Abstimmung auf Parteitag in Essen

Alice Weidel und Tino Chrupalla als AfD-Chefs wiedergewählt

Alice Weidel, Bundesvorsitzende der AfD, und Tino Chrupalla, Co-Bundeschef der Partei, unterhalten sich zu Beginn des Bundesparteitags in der Grugahalle in Essen.

Alice Weidel, Bundesvorsitzende der AfD, und Tino Chrupalla, Co-Bundeschef der Partei, unterhalten sich zu Beginn des Bundesparteitags in der Grugahalle in Essen.

Essen. Die neuen AfD-Chefs sind die alten: Alice Weidel und Tino Chrupalla sind vom Parteitag in Essen im Amt bestätigt worden. Für Weidel stimmten am Samstag 79,77 Prozent der Delegierten, für Chrupalla 82,72 Prozent. Beide hatten keine Gegenkandidaten.

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Zuvor hatten sich die knapp 600 Delegierten mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, auch für die nächsten zwei Jahre bei der Doppelspitze zu bleiben. Ob die AfD eine Spitzenkandidatin oder einen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl im Herbst 2025 aufstellen oder auch dort bei einem Duo bleiben will, soll erst der nächste Parteitag im kommenden Frühjahr entscheiden.

Nach Chrupalla und Weidel wurden auch die drei Stellvertreter der beiden Parteichefs gewählt. Als erster Stellvertreter wurde der Thüringer Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner ohne Gegenkandidaten mit 90,77 wiedergewählt. Als zweiter Stellvertreter wurde Peter Boehringer wurde ebenfalls ohne Gegenkandidaten mit 85,35 Prozent wiedergewählt. Neu in den Bundesvorstand wurde der Nordrhein-Westfale Kay Gottschalk als dritter Stellvertreter mit 61,71 Prozent gewählt. Gegen Gottschalk war der Weidel-Widersacher Dirk Spaniel angetreten - die erste Gegenkandidatur auf diesem Parteitag.

Bis zu 70.000 Menschen demonstrieren in Essen gegen den Parteitag. Mehrere Tausende versuchten die Anreise der Delegierten zu verhindern. Die AfD-Versammlung begann mit einer halben Stunde Verspätung.

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AfD-Chef Tino Chrupalla warb mit Blick auf die zurückliegende Europawahl für mehr Professionalität seiner Partei. „Wir hätten 20 Prozent holen können“, sagte er. Die AfD hatte bei der Wahl am 9. Juni 15,9 Prozent der Stimmen gewonnen. Seine Parteifreunde forderte Chrupalla zu mehr Sorgfalt bei der Auswahl von Kandidaten auf. „Wir müssen unsere Kandidaten künftig genauer ansehen“, sagte er. Der Europawahlkampf der AfD war überschattet von Negativschlagzeilen über die beiden Spitzenkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron.

Polizei muss AfD-Delegierten den Weg durch Blockaden freiräumen

In Essen trifft sich die AfD zur Neuwahl der Parteispitze und zur Kursbestimmung in der Außen- und Europapolitik.

Chrupalla stellte sich am Samstag nach zwei gemeinsamen Jahren mit Alice Weidel an der Parteispitze zur Wiederwahl. Im Rechenschaftsbericht betonte er Erfolge. Weidel und er hätten die Richtungskämpfe in der Partei beendet. Heute gelte: „Wir sind die freiheitlich-soziale Alternative für Deutschland.“ Er strich zudem die Mitgliederentwicklung heraus. Demnach hat die AfD mit jetzt 46.181 Mitgliedern 17.723 Mitglieder mehr als noch Anfang 2023. Bis zum Herbst werde man die 50.000 überschreiten.

Chrupalla nannte die in Teilen rechtsextreme AfD in seiner Bewerbungsrede „die Partei der Wertschöpfer“. Man vertrete „den Arbeiter und auch den Arbeitgeber“, „den Mittelstand und den Handwerker“ und auch „die Wertschöpfer der Zukunft“.

Chrupalla träumt von der „Sonne der Regierungsverantwortung“

„Im Osten kann die Sonne der Regierungsverantwortung aufgehen“, sagte Chrupalla mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg und kündigte an: „Wir werden in Sachsen, Thüringen und Brandenburg die Regierung stellen.“ Am Ende applaudierten die meisten Delegierten stehend, wenn auch kurz.

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Weidel hatte den Parteitag mit einer Schimpfkanonade eröffnet. Deutschland sei „zu einem Ponyhof verkommen“, sagte sie in ihrer Begrüßungsrede. An die Adresse der Ampel-Regierung sagte sie: „Liebe Regierung, haut endlich ab, macht den Weg frei für Neuwahlen!“

Alice Weidel, Bundesvorsitzende der AfD, jubelt nach ihrer erneuten Wahl zur Vorstandssprecherin der AfD.

Alice Weidel, Bundesvorsitzende der AfD, jubelt nach ihrer erneuten Wahl zur Vorstandssprecherin der AfD.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall - eine Einschätzung, die das Oberverwaltungsgericht in Münster im Mai bestätigt hat. Unter dem Applaus ihrer Parteifreunde schimpfte Weidel: „Der Verfassungsschutz ist selbst zum Verfassungsfeind geworden, und er gehört in dieser Form abgeschafft.“

Das gerade in Kraft getretene neue Staatsbürgerschaftsgesetz mit verkürzten Fristen für die Einbürgerung werde die AfD im Falle einer Regierungsbeteiligung wieder einkassieren, sagte Weidel. Das hat auch die Union angekündigt. Die AfD-Vorsitzende sagte: „Deutschland schafft sich ab, wenn wir nicht in die Speichen greifen und diesem woken Hippie-Wahn endlich ein Ende bereiten.“

Weidel spricht von „Trainer-Gespann“

Weidel wählte in ihrer Vorstellungsrede auch selbstkritische Töne „Wir erklären noch zu wenig“, sagte sie über ihre innerparteiliche Kommunikation. Dann aber ging sie sofort zum Angriff über: „Wir möchten die Brandmauern in Deutschland einreißen“, sagte sie an die Adresse der anderen Parteien, die eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen.

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Weidel wählte schon zuvor eine Fußball-Metapher und sprach von einem „Trainer-Gespann“ in der Parteiführung. Vielleicht wollte sie damit Parteifreunden den Wind aus den Segeln nehmen, die vermuten, sie wolle Chrupalla zur Seite schieben und sich jetzt schon als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl in Stellung bringen.

RND/jps/feh/dpa

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