21 Länder in Europa

„Zutiefst beunruhigendes Bild“: Amnesty kritisiert „Angriff“ auf Versammlungsfreiheit

Eine Klimaaktivistin der Gruppe "Letzte Generation" demonstriert. (Archivbild)

Eine Klimaaktivistin der Gruppe "Letzte Generation" demonstriert. (Archivbild)

London. Amnesty International wirft Regierungen in zahlreichen europäischen Staaten vor, die Versammlungsfreiheit einzuschränken und repressiv gegen abweichende Meinungen vorzugehen. Ihr Bericht zum Zustand des Rechts auf Protest in 21 europäischen Ländern, darunter Deutschland, zeige „ein Muster repressiver Gesetze, unverhältnismäßiger Gewaltanwendung, willkürlicher Festnahmen und strafrechtlicher Verfolgung sowie ungerechtfertigter oder diskriminierender Einschränkungen“, teilte die Menschenrechtsorganisation mit. Dieses Muster strecke sich über den gesamten Kontinent.

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Außerdem sei ein zunehmender Einsatz invasiver Überwachungstechnologien zu beobachten, der zu „Abschreckung und Einschüchterung und damit zu einer systematischen Einschränkung des Demonstrationsrechts“ führe. Nach Ansicht der Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow, zeichnen die Recherchen „ein zutiefst beunruhigendes Bild eines europaweiten Angriffs auf die Versammlungsfreiheit“.

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Kritik an Polizeimaßnahmen

Von 2020 bis September 2023 gab es laut dem Bericht bei Protesten zahlreiche Beispiele für übermäßige oder unnötige Gewaltanwendung durch die Polizei – inklusive Vorfällen, die Folter gleichkamen. „Die Recherche ergab außerdem, dass es in mindestens 13 der 21 untersuchten Länder, darunter auch Deutschland, Fälle von Straflosigkeit oder mangelnder Rechenschaftspflicht der Polizei gibt“, kritisierte Amnesty.

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A Chinese man stands alone to block a line of tanks heading east on Beijing's Cangan Blvd. in Tiananmen Square on June 5, 1989. The man, calling for an end to the recent violence and bloodshed against pro-democracy demonstrators, was pulled away by bystanders, and the tanks continued on their way. The Chinese government crushed a student-led demonstration for democratic reform and against government corruption, killing hundreds, or perhaps thousands of demonstrators in the strongest anti-government protest since the 1949 revolution. Ironically, the name Tiananmen means "Gate of Heavenly Peace". (AP Photo/Jeff Widener)

Als der Platz des Himmlischen Friedens zum Höllentor wurde

Wochenlang schaute die chinesische Führung 1989 zu, wie sich im Land eine riesige Protestwelle entwickelte. Auslöser waren studentische Proteste in Peking, die in der Besetzung des Platzes vor der Verbotenen Stadt kulminierten. Dann schlugen die Machthaber erbarmungslos zu – mit Folgen bis heute.

Amnesty: Klimaaktivisten als „Öko-Terroristen“ bezeichnet

Die Menschenrechtsorganisation bemängelte auch einen Trend zur Diffamierung von Protesten sowie eine zunehmende Darstellung von friedlichem zivilem Ungehorsam als Bedrohung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. So hätten Behörden in Deutschland, Italien, Spanien und der Türkei Klimaaktivistinnen und -aktivisten als „Öko-Terroristen“ oder „Kriminelle“ bezeichnet. Zugleich hätten sie diese „auch mit Maßnahmen zur Bekämpfung organisierter Kriminalität und unter Heranziehung terrorismusbezogener Gesetze ins Visier genommen“.

Kritik übte Amnesty auch an Präventivmaßnahmen in Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich. Diese ermöglichten es, „Personen von bestimmten Orten oder zukünftigen Aktivitäten auszuschließen – und in einigen Fällen sogar in Haft zu nehmen – um sie an der Teilnahme an Aktionen des zivilen Ungehorsams zu hindern“.

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Europaweit schränkten Behörden zudem vor allem propalästinensische Proteste ein oder verböten sie ganz. Diese Maßnahmen sind aus Sicht der Menschenrechtsorganisation oft unverhältnismäßig.

RND/dpa

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