Die fünfte Jahreszeit

Die Welt ist jeck: So wird Karneval in anderen Ländern gefeiert

In Venedig hat der Karneval mit einer großen Bootsparade begonnen.

In Venedig hat der Karneval mit einer großen Bootsparade begonnen.

Wer in London ausgiebig Karneval feiern will, muss sich noch etwas gedulden. Denn der berühmte Notting Hill Carnival findet erst im August statt – und das, obwohl die Britinnen und Briten eigentlich dafür bekannt sind, auch im Winter in kurzen Hosen herumzulaufen. Aber auch im Frühjahr pflegen die Engländerinnen und Engländer eine Karnevalstradition: den Pancake Day. Er fällt in diesem Jahr auf den 13. Februar und dreht sich, wie der Name schon sagt, um Pfannkuchen.

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Jeden August feiern Millionen Menschen im Stadtteil Notting Hill, im Westen Londons, den Notting Hill Carnival. Letztes Jahr waren rund zwei Millionen Feiernde vor Ort. Ihren Ursprung hat der Straßenkarneval in der großen karibischen Gemeinde der Stadt. Die Londoner Künstlerin Bokiba hat dem Karneval ein eigenes Mural gewidmet.

Jeden August feiern Millionen Menschen im Stadtteil Notting Hill, im Westen Londons, den Notting Hill Carnival. Letztes Jahr waren rund zwei Millionen Feiernde vor Ort. Ihren Ursprung hat der Straßenkarneval in der großen karibischen Gemeinde der Stadt. Die Londoner Künstlerin Bokiba hat dem Karneval ein eigenes Mural gewidmet.

Mit Pfanne, Schürze und Pfannkuchen um die Wette laufen

Am Faschingsdienstag, dem Tag vor Aschermittwoch, werden fettreiche Lebensmittel wie Milch oder Butter vor Beginn der Fastenzeit aufgebraucht und die Britinnen und Briten dürfen sich noch einmal so richtig den Bauch vollschlagen, so die Tradition. Doch damit nicht genug: Am Pancake Day finden auch Pfannkuchenrennen statt. Dabei laufen die Engländerinnen und Engländer mit einer Pfanne in der Hand um die Wette. Die besondere Herausforderung: Der Pfannkuchen muss in die Luft geworfen und gewendet werden.

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Der Legende nach entstand die Tradition Mitte des 15. Jahrhunderts in Olney in der englischen Grafschaft Buckinghamshire. Dort soll eine Frau Pfannkuchen gebacken haben, als sie die Glocken hörte, die zum Gottesdienst riefen. Sie soll mit Schürze und Pfanne losgerannt sein – und begründete damit eine Tradition. Das „Pancake Race“ in Olney ist bis heute legendär. Nur Frauen, die in der Stadt wohnen, dürfen teilnehmen. Und die Schürze ist Pflicht.

Der „Corso de la bataille de fleurs“ zählt zu den Highlights des Karnevals von Nizza.

Der „Corso de la bataille de fleurs“ zählt zu den Highlights des Karnevals von Nizza.

So jeck sind die Franzosen

Karneval ist in Frankreich mehr eine lokale als eine nationale Angelegenheit. Zwar gibt es auch in Paris einen traditionellen Umzug am Fastnachtsdienstag, dem „mardi gras“, also wörtlich „fettem Dienstag“. Doch verkleidete Menschen, Großveranstaltungen oder gar Büttenreden sucht man dort vergeblich. Je nach Region spielt Karneval aber durchaus eine wichtige Rolle. Die mit insgesamt rund 400.000 Zuschauerinnen und Zuschauern größten Feierlichkeiten mit Straßenkünstlerinnen, -künstlern und Musik gibt es im südfranzösischen Nizza, wo das Publikum beim Umzug über die Strandpromenade mit Blumen beworfen wird.

Weitere Hochburgen des französischen Karnevals sind Dunkerque im Norden und vor allem die Überseegebiete Martinique und Guadeloupe. Dort herrscht auch in dieser Jahreszeit Sommer – und die leicht bekleideten Tänzerinnen und Tänzer machen von Anfang Januar bis einschließlich Aschermittwoch lautstark Stimmung in den Straßen der beiden malerischen Karibikinseln.

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RIO DE JANEIRO, BRAZIL - FEBRUARY 29: A member of Academicos do Grande Rio Samba School performs during the 2020 Rio de Janeiro Carnival champions' parade at the Sapucai Sambadrome on February 29, 2020 in Rio de Janeiro, Brazil. The champion's  parade celebrates carnival's victorious samba schools. (Photo by Bruna Prado/Getty Images)

Die Fabrik der guten Laune – wie Rios Sambaschulen für den Karneval trainieren

Fast ein Jahr lang proben Tausende in den Sambaschulen für diesen Moment. Nächste Woche zeigen sie beim Karneval in Rio ihr Können. Der Auftritt im Sambodromo ist für viele Höhepunkt des Jahres – und eine Möglichkeit, soziale Schichten zu vereinen.

Der andere Karneval von Rio de Janeiro

Wer an Karneval denkt, denkt an Rio de Janeiro und die weltberühmten Umzüge im Sambodromo, die von Freitag bis Montagabend Zehntausende in der Arena und Millionen an den Bildschirmen weltweit fesseln. Wer will, kann sich ein Ticket für die Betontribüne kaufen oder edel in den VIP-Lounges dabei sein. Da trifft man mit ganz viel Glück vielleicht auch mal Weltstar Gisele Bündchen. Aber es gibt noch eine zweite spektakuläre Weise, wie die Brasilianerinnen und Brasilianer Karneval zu einer Riesenparty machen.

Neben dem weltberühmten Karneval im Sambodromo gibt es in Brasilien auch noch zahlreiche Straßenpartys an Karneval, die sogenannten Blocos.

Neben dem weltberühmten Karneval im Sambodromo gibt es in Brasilien auch noch zahlreiche Straßenpartys an Karneval, die sogenannten Blocos.

Das sind die sogenannten Blocos, die besonders bei der Jugend enorm populär sind. Der Straßenkarneval ist eine Mischung aus Rock-, Hip-Hop- und Funkkonzerten, in denen die Menschen bei bis zu 40 Grad im Schatten meist nur das Allernötigste des Körpers bedecken. Der Rest ist Tanzen, Bier und zwischenmenschliche Begegnungen von bis zu 200.000 Feierwütigen. Wer mit alledem nichts zu tun haben will, flieht am besten in den benachbarten Badeort Buzios oder geht ins Kloster. Die bieten Besinnungswochenenden an.

Kein Karneval in China, aber auch kein Karneval ohne China

Mit Karneval haben die Chinesinnen und Chinesen zwar eher wenig am Hut. Und auch die Festlichkeiten der deutschen Community fallen dieses Jahr eher bescheiden aus, seit viele Expats während der Pandemiejahre Peking und Shanghai den Rücken gekehrt haben. Dennoch hängen die Faschingsfeiern in Deutschland ganz direkt vom Reich der Mitte ab, zumindest wirtschaftlich. Stolze drei Viertel aller Karnevalsartikel werden aus der Volksrepublik importiert, wie das Statistische Bundesamt ermittelt. Für die Fabriken an der chinesischen Ostküste ist es ein Millionengeschäft im mittleren zweistelligen Euro-Bereich.

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Straßenzüge, bei denen sich die Jecken über die Obrigkeit lustig machen, scheint im China unter Xi Jinping nahezu undenkbar. Dabei ist es im letzten Herbst genau so gekommen: Die Jugend Shanghais zog damals zu Halloween in exzentrischen bis teils gesellschaftskritischen Kostümen durch die Gassen der ehemals französischen Konzession. Einige waren als Überwachungskameras verkleidet, andere als Seuchenschutzmitarbeiter mit Covid-Test in der Hand, und ein ganz besonders mutiger Chinese stapfte im „Winnie Puuh“-Kostüm in der Menge mit. Für Eingeweihte ist die Zeichentrickfigur schließlich eine bitterböse Parodie auf Staatschef Xi, dem eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Disney-Bär nachgesagt wird.

Kostüm und Kazoo in Spanien

Es gibt nicht einen Karneval in Spanien, sondern zwei: den von Santa Cruz und den von Cádiz, und alle anderen stehen in deren Schatten. Der Karneval von Santa Cruz, der Hauptstadt Teneriffas, ist im Fernsehen zu sehen, weswegen die meisten Spanierinnen und Spanier die großartigen Kostüme kennen, in die sich die Anwärterinnen auf das Amt der Karnevalskönigin hineinbegeben: fantastische Kostümwagen auf Rollen, von den Frauen mehr gezogen als getragen, während sie mitten darin strahlen und Kusshände werfen und weinen, wenn sie gewonnen haben.

Sexy Kostüme und prächtige Wagen: Der Karneval in Santa Cruz, der Haupstadt von Teneriffa, erinnert stark an den Samba-Karneval in Rio de Janeiro.

Sexy Kostüme und prächtige Wagen: Der Karneval in Santa Cruz, der Haupstadt von Teneriffa, erinnert stark an den Samba-Karneval in Rio de Janeiro.

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In Cádiz, an der Südspitze des spanischen Festlands, ist der Karneval burschikos und böse und witzig; in kleinen Gruppen tun sich die Karnevalistinnen und Karnevalisten zusammen, den Chirigotas, und singen an jeder Ecke der Stadt, ohne Verstärker, aber mit Kazoos, diesen kleinen Plastiktröten, und nehmen in den Texten die Welt, die Stadt und sich selbst aufs Korn. Die Umstehenden trinken, spitzen die Ohren und lachen.

Schreinschleppen und Trommeln in Japan

Wenn sich das Wetter ändert, laufen in Japan die Vorbereitungen auf Hochtouren: Im Frühling, Sommer und Herbst steht nämlich in jedem Dorf ein Matsuri an, eine ostasiatische Entsprechung dessen, was man in Deutschland Karneval oder Fasching nennt: Traditionell nutzten die Menschen diese Feste, um die Gottheiten der Urreligion Shinto zu befrieden. Das Zeremoniell ähnelt sich: Die Bewohnerinnen und Bewohner des Orts tragen einen schweren Schrein – genannt mikoshi – durch die Straßen, angeführt oft von einem Priester, begleitet von Trommelrhythmen.

Diejenigen, die den Schrein schleppen, wechseln sich alle paar Meter ab, während der Schrein stets weiter fortbewegt wird. Die Menschen der Ortschaft tragen zum Anlass dünne yukatas, also Kleider aus Stoff, die auf den ersten Blick wie eine simple Version eines Kimonos aussehen. Häufig trägt jedes Viertel des Ortes den yukata in seiner eigenen Farbe. Das klingt nach Schweiß und Arbeit. Aber auf das Matsuri freut man sich – es wird auch viel getrunken und gut gegessen.

Die Feierlichkeiten beginnen in Venedig immer schon eine Woche früher als in Deutschland. Mit einer großen Bootsparade durch die Kanäle der italienischen Lagunenstadt hat der alljährliche Karneval von Venedig dieses Jahr begonnen. Das Fest steht dieses Mal ganz im Zeichen des legendären Asien-Reisenden Marco Polo (1254–1324), der vor 700 Jahren starb.

Die Feierlichkeiten beginnen in Venedig immer schon eine Woche früher als in Deutschland. Mit einer großen Bootsparade durch die Kanäle der italienischen Lagunenstadt hat der alljährliche Karneval von Venedig dieses Jahr begonnen. Das Fest steht dieses Mal ganz im Zeichen des legendären Asien-Reisenden Marco Polo (1254–1324), der vor 700 Jahren starb.

Venedig zum letzten Mal gratis

Der bekannteste Karneval Italiens ist zweifellos derjenige von Venedig: Die prachtvollen Masken sind so berühmt und begehrt, dass man Abklatsche davon, in der Regel made in China, das ganze Jahr über erwerben kann. Der diesjährige Karneval ist der letzte, der gratis ist: Ab dem 25. April werden die Stadtbehörden an 30 Tagen im Jahr von den Touristinnen und Touristen ein Eintrittsgeld von 5 Euro verlangen, wenn sie die Lagunenstadt besuchen wollen. Das Ziel der Maßnahme ist die Eindämmung des Massentourismus an den Tagen, an denen die Zahl der Touristinnen und Touristen besonders hoch ist. Und dazu gehört natürlich der Karneval.

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Schwulen- und Lesbenfestival in Australien

Karneval wird in Australien eher nicht gefeiert. Der Februar ist ein Sommermonat auf der Südhalbkugel, und da haben der Strand und vor allem das Surfen Vorrang. Australierinnen und Australier lieben aber trotzdem ihre Festivals, und der Kalender ist mit Hunderten Veranstaltungen geschmückt. Einige davon erinnern auch ein wenig an die deutsche Karnevalstradition. Fantasievolle Kostüme werden zum Beispiel beim Chinese New Year im Februar zur Schau gestellt und auch die Parade der Schwulen, Lesben und Transsexuellen – genannt Mardi Gras – ist wenig später ein Augenschmaus.

Fantasievolle Kostüme werden zum Beispiel beim Chinese New Year im Februar zur Schau gestellt und auch die Parade der Schwulen, Lesben und Transsexuellen – genannt Mardi Gras – ist wenig später ein Augenschmaus.

Fantasievolle Kostüme werden zum Beispiel beim Chinese New Year im Februar zur Schau gestellt und auch die Parade der Schwulen, Lesben und Transsexuellen – genannt Mardi Gras – ist wenig später ein Augenschmaus.

Dann ziehen Dragqueens, schillernde Persönlichkeiten mit sexy Outfits, dickem Make-up und bunten Perücken, durch die berühmte Oxford Street in Sydney. Ein weiteres Event, bei dem sich zumindest die Australierinnen in aufwendige Kleider und teils verrückte Hüte kleiden, ist der Melbourne Cup, das bekannteste und auch umstrittenste Pferderennen des Landes.

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