Check24-Shirt auf Kleinanzeigen: Biete Gratistrikot für 200 Euro an
Public Viewing in der Fanzone in München im Olympiapark beim Viertelfinale der Uefa Euro 2024 Deutschland gegen Spanien. Junger Mann mit Check24-Trikotwerbung und mehreren Bechern Bier.
Quelle: picture alliance / CHROMORANGE
Es ist der Marketingcoup der EM: Rund fünf Millionen Deutschland-Fans tragen das Gratistrikot des Vergleichsportals Check24 durchs Land.
Der Hype um das biedere, aber nicht billig wirkende Trikot nimmt dabei kuriose Züge an: Teils wird das kostenfreie Shirt auf Kleinanzeigen für 50 Euro angeboten, manche versuchten es schon mit dreistelligen Beträgen. Fast alle zehn Minuten gehen auf der Plattform Angebote ein.
Das Portal Kleinanzeigen, größter Anbieter in Deutschland, bestätigt auf RND-Anfrage den Erfolg der Kampagne mit Zahlen: So wurden vom EM-Start am 14. Juni bis zum 6. Juli insgesamt 11.682 Check24-Trikots inseriert. Nimmt man die Wochen vom 26. Mai bis zum 15. Juni als Vergleichszeitraum, stieg die Anzahl der Inserate seit Turnierstart um das 5,5-Fache. Während der EM zirkulierten bislang immerhin 0,24 Prozent aller Check24-Trikots auf der Plattform.
Medianpreis liegt bei 25 Euro
Auch im Vergleich zum Originaltrikot von Adidas, das seinerseits mit dem pinken Auswärtstrikot Rekorde verbucht, schneidet das Check24-Shirt gut ab. Zwischen dem 14. Juni und dem 6. Juli boten Nutzer das aktuelle DFB-Trikot 5597-mal auf Kleinanzeigen an (Heim und Auswärts). Im Vergleich zu den drei Wochen vor Turnierbeginn stieg die Zahl der Inserate von DFB-Trikots (auch aus vorherigen Spielzeiten) um gut das Zweifache.
Von den Stückzahlen her schlägt das Gratistrikot das Original auf Kleinanzeigen somit deutlich – nicht aber hinsichtlich der aufgerufenen Preise. Der Medianpreis des Check24-Trikots liegt bei 25 Euro, jener des DFB-Trikots bei 120 Euro (jeweils im Zeitraum 14. Juni bis 6. Juli).
Das rosafarbene Auswärtstrikot der DFB-Elf (hier getragen von Antonio Rüdiger) wurde für Adidas zum Verkaufsschlager.
Quelle: IMAGO/Sportfoto Rudel
Das bedeutet, dass die Hälfte der Angebotspreise unterhalb des Werts, und die andere Hälfte oberhalb dessen liegt. Die Preise spiegeln insofern beides: Die immense Nachfrage nach dem Check24-Trikot, das vor allem innerhalb der Gruppenphase Kultstatus erlangte und trotz kostenfreier Zusendung einen Markt zu finden scheint. Und andererseits die Strahlkraft des Originals, das mehrheitlich deutlich über dem Verkaufspreis (100 Euro) angeboten wurde.
Verknappung entfacht Hype
In beiden Fällen befeuert die Verknappung die Nachfrage. Bei Check24 kam es zu Lieferverzögerungen und einem Versandstopp. Und auch das pinke DFB-Auswärtstrikot ist im Adidas-Shop derzeit ausverkauft, das Heimtrikot zumindest bei gewissen Größen.
Wie häufig die angebotenen Trikots auf Kleinanzeigen tatsächlich gekauft wurden, kann das Unternehmen nicht ermitteln, da die meisten Verkäufe privat und nicht über das hauseigene Bezahlsystem abgewickelt werden. Die Motive der Verkäufer dürften dagegen relativ eindeutig sein: Ein Verkäufer aus Hameln, der das Check24-Shirt für sagenhafte 200 Euro anbot, sagte der niedersächsischen Zeitung „Die Harke“, das Trikot sei „etwas Teures und wertvoll“, weil die Aktion inzwischen beendet sei. „Somit besitze ich etwas, das man vermutlich nicht so schnell wieder umsonst bekommen kann. Das ist kostenloses Geld für mich, also warum nicht?“ Ob er es zu den angedachten 200 Euro verkaufen konnte, blieb unklar.
Andere scheint das Ausscheiden der Nationalmannschaft zum Verkauf zu bewegen. Ein Inserent des pinkfarbenen DFB-Trikots schreibt auf Ebay: „Ungetragen neu, wird nicht mehr gebraucht da Deutschland verloren hat.“ So findet jeder Hype einmal ein Ende.
