Einzug ins EM-Viertelfinale

Autokorsos bis in die Nacht: Party nach Türkei-Sieg in vielen deutschen Städten

Die Türkei im EM-Vierteilfinale: Fans feierten den Sieg unter anderem am Berliner Breitscheidplatz.

Die Türkei im EM-Vierteilfinale: Fans feierten den Sieg unter anderem am Berliner Breitscheidplatz.

Berlin. Autokorsos und Jubel bis tief in die Nacht: So haben tausende türkische Fußballfans in vielen deutschen Städten den Einzug ihrer Nationalmannschaft ins Viertelfinale der Europameisterschaft gefeiert. Auf dem Kurfürstendamm in Charlottenburg gab es den schon traditionellen Autokorso. Die Fans hatten türkische Fahnen dabei und Pyrotechnik gezündet. Auch in anderen Orten in der Stadt gab es laute Hupkonzerte und es wurde Feuerwerk gezündet.

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Zahlreiche türkische Fans verfolgten das Achtelfinale auf der Berliner Fanzone vor dem Brandenburger Tor, die für ein zusätzliches Public Viewings geöffnet war. Da das EM-Spiel nicht im frei empfangbaren Fernsehen übertragen wurde, nutzen viele türkische Fans die Möglichkeit.

Trotz kühlen und regnerischen Wetters war auch die Fanmeile in Berlin wieder gut besucht: Rund 23.000 Menschen zählten die Veranstalter dort über den ganzen Tag. 17.000 befanden sich demnach in der Fanzone Brandenburger Tor, 6000 in dem Areal vor dem Reichstag, wie es hieß. Aber nicht nur in Berlin versammelten sich die Menschen, unter anderem wurde in Mannheim ausgiebig gefeiert: Rund 4500 Menschen zog es auf die Straßen, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Zahl sei schwierig einzuschätzen, fest steht aber, dass die Stimmung ausgelassen war.

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Autokorsos im Ländle

Aber auch in anderen Städten wurde gejubelt: In Pforzheim bildete sich nach dem 2:1-Sieg gegen Österreich ein Autokorso mit mehreren hundert Fahrzeugen. Der Verkehr war davon beeinträchtigt, aber auch hier blieb Polizeiaussagen zufolge alles größtenteils störungsfrei. Mal wurde Pyrotechnik gezündet, verletzt wurde dabei aber niemend. In Ludwigsburg zählte die Polizei rund 3000 Menschen und 1200 Fahrzeuge. Und auch in Ravensburg und Stuttgart bildeten sich mehrere Autokorsos mit lauten Hupkonzerten.

Ebenso wurde in Dortmund gefeiert. Laut Angaben der Polizei waren nach Abpfiff zahlreiche Fans mit Autos auf dem Dortmunder Wall unterwegs. Viele Fans lehnten sich während der Fahrt aus den Autos, teilweise wurde Pyrotechnik gezündet.

Autokorsos bei der Fußball-EM: Dürfen sie überhaupt stattfinden?

Fußballfans nutzen für ihre Jubelfeier gerne den Autokorso. Von der Polizei wird das bei Sportereignissen in der Regel geduldet. Doch es gibt Grenzen.

Demnach kam es an mehreren Stellen zu Verkehrsbehinderungen und gefährlichen Verkehrssituationen. Viele Fans lehnten sich während der Fahrt aus den Autos, teilweise wurde Pyrotechnik gezündet. Die Polizei verlangsamte den Verkehr vorerst durch eine Fahrbahnverengung, später wurde die Zufahrt zum Wall komplett gesperrt. Nachdem sich die Lage entspannt hatte, konnte die Sperrung in der Nacht wieder aufgehoben werden.

Im nahegelegenen Duisburg haben in der Nacht rund 8000 Fußballfans den Einzug der türkischen Fußballnationalmannschaft ins Viertelfinale der Europameisterschaft gefeiert. Der Straßenverkehr kam zeitweise zum Erliegen, wie die Polizei berichtete. Eine Straßenbahnlinie stellte ihren Betrieb vorübergehend ein. Eine Autobahnabfahrt wurde von der Polizei gesperrt. Zudem brannten einige Fans Pyrotechnik ab. Sieben Fans erhielten deshalb Anzeigen. Verletzt wurde aber niemand. Einige Fans ließen Drohnen steigen, zwei Piloten erhielten Ordnungswidrigkeitsanzeigen.

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Am Rande des Jubels gab es auch einen Streit, bei dem ein Mensch verletzt wurde. Er kam in ein Krankenhaus. Die Kriminalpolizei ermittelt. Gegen drei Uhr gingen die Straßenfeste zu Ende.

In Bayern zeitweise Verkehrssperrungen

In München feierten am Abend mehrere tausend Fans insbesondere im Bereich der Ludwig- und Leopoldstraße, wie die Polizei mitteilte. Auch hier kam es zu einigen Verkehrseinschränkungen. Am späten Abend setzte die Polizei laut eigenen Angaben ungefähr von der Münchner Freiheit bis zum Siegestor Verkehrssperren und -ableitungen ein, um gefährliche Situationen zwischen auf der Fahrbahn feiernden Fans und fahrenden Autos zu vermeiden. Davon war auch der Busverkehr betroffen.

Ebenso musste der Petueltunnel zwischenzeitlich gesperrt werden, da dieser durch das Abbrennen von Pyrotechnik voller Rauch war. Noch in der Nacht konnten die Sperrungen aufgehoben werden und der Verkehr wieder anlaufen.

In Rosenheim kam es zu einem Vorfall: Ein Fahrzeug eines Autokorsos war auf die Gegenspur gekommen und mit einem anderen Wagen zusammengestoßen. Wie Zeugen der Polizei berichteten, war die 29-jährige Fahrerin nur langsam unterwegs, als sie auf die andere Spur geriet. Weder sie noch der 52-jährige Fahrer des anderen Autos wurden bei dem Unfall verletzt. Jedoch ergab ein Atemalkoholtest bei der Frau einen Wert von 0,3 Promille. Gegen sie wird nun ermittelt.

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Keine größeren Ansammlungen wegen Regen?

Auch in anderen Städten wurde gejubelt: Das niederbayerische Polizeipräsidium berichtete von mehreren Autokorsos mit lauten Hupkonzerten und schwenkenden Fahnen. Größere Ansammlungen blieben aber aus. In Landshut zählten die Beamten noch rund 300 Menschen.

Im unterfränkischen Aschaffenburg wurden bei einem Autokorso zwischen 200 und 300 Fahrzeuge gezählt. Ausgestiegen sind den Angaben nach nur wenige – vielleicht auch wegen des Regens in der Nacht. Mehrere Anrufer hatten sich bei der Polizei wegen der Ruhestörung beschwert. Im südlichen Schwaben sprach ein Polizeisprecher von „überraschend“ wenig Fans auf den Straßen – auch hier hatte es geregnet.

Größtenteils blieb es bei allen gemeldeten Versammlungen friedlich. Vereinzelt wurde Pyrotechnik gezündet. Verletzt wurde dadurch aber niemand, wie die Sprecher der Präsidien berichteten.

Gefahr durch Autokorsos

Doch die Autokorsos sind nicht unumstritten: In der vergangenen Woche war nach dem Sieg der türkischen Mannschaft gegen Tschechien in Berlin-Neukölln ein Fußgänger tödlich verunglückt. Dort gab es einen großen Autokorso auf der Hermannstraße. Die Polizei schließt nicht aus, dass der Tod des 67-jährigen Mannes im Zusammenhang mit einer Jubelfeier nach dem Sieg steht. Die Ermittlungen laufen noch.

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Der 67-Jährige starb in der Nacht 27. Juni, nachdem er von einem Auto erfasst worden war. Mit einer Mahnwache wurde am Dienstag am Unfallort an ihn erinnert. Der Fahrer war nach dem Unfall zunächst geflohen. Später stellte sich aber ein 26-Jähriger bei der Polizei und gab an, der Unfallfahrer zu sein. Nach Medienberichten sollen in seinem Auto auch Türkei-Fahnen geschwungen worden sein. Vor dem Unfall soll der Wagen mehrfach hupend und schnell fahrend gesehen worden sein.

Die Türkei hatte sich im Achtelfinale mit 2:1 gegen Österreich durchgesetzt und erstmals seit der EM 2008 wieder das Viertelfinale einer EM erreicht. Dort trifft die Mannschaft am Samstag in Berlin auf die Niederlande.

RND/ew/dpa

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