Hollywoodstar vor Gericht

Tödlicher Schuss am „Rust“-Set: Worum es beim Prozess gegen Alec Baldwin geht

Alec Baldwin am Set in seinem Kostüm für den Film „Rust“.

Alec Baldwin am Set in seinem Kostüm für den Film „Rust“.

Nach der Verurteilung der 26-jährigen Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed im April zu 18 Monaten Haft im Zusammenhang mit dem tödlichen Schuss beim Dreh des Westernfilms „Rust“ gerät ein weiterer Prozess in den öffentlichen Fokus: Knapp drei Jahre nach dem Vorfall muss sich Hollywoodstar Alec Baldwin (66) wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Zum Auftakt des schlagzeilenträchtigen Prozesses in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico soll an diesem Dienstag (9. Juli, Ortszeit) die Jury ausgewählt werden.

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Der Hauptdarsteller und Koproduzent des Films „Rust“ hatte am 21. Oktober 2021 während einer Drehprobe auf der Bonanza Creek Ranch, einem beliebten Western-Drehort, eine Waffe auf die Kamerafrau Halyna Hutchins gerichtet. Es löste sich ein Schuss, der Hutchins tötete und den Regisseur Joel Souza verletzte. Baldwin plädiert auf nicht schuldig. Die Hintergründe des tragischen Falls auf einen Blick:

Wer war die getötete Kamerafrau Halyna Hutchins?

Die Kamerafrau war zum Zeitpunkt ihres Todes 42 Jahre alt. Sie war auf einem entlegenen Militärstützpunkt in der damaligen Sowjetunion aufgewachsen und hatte zum Beginn ihrer Karriere in Osteuropa an Dokumentarfilmen gearbeitet. Dann studierte sie in Los Angeles das Filmemachen. Vor „Rust“ hatte sie unter anderem an dem Kriminaldrama „Blindfire“, dem Horrorfilm „Darlin‘“ und dem Thriller „Archenemy“ mitgewirkt.

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Tödlicher Schuss am „Rust“-Filmset: Jury spricht Waffenmeisterin schuldig

2021 kam eine Kamerafrau beim Dreh des Westerns „Rust“ ums Leben. Jetzt hat eine Jury die Waffenmeisterin der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen.

In sozialen Netzwerken charakterisierte sie sich selbst als „rastlose Träumerin“ und „Adrenalinjunkie“. Freunde und Familie berichteten über sie, Hutchins sei sehr beliebt und eine anziehende Persönlichkeit gewesen.

Wir freuen uns darauf, dass die Justiz weiterhin dafür sorgt, dass jeder, der für Halynas Tod verantwortlich ist, sich den rechtlichen Konsequenzen seines Handelns stellen muss.

Gloria Allred, Anwältin von Hutchins' Familie

Hutchins' Eltern und ihre Schwester sagten nach dem Schuldspruch gegen Gutierrez-Reed, sie verlangten Rechenschaft. „Wir freuen uns darauf, dass die Justiz weiterhin dafür sorgt, dass jeder, der für Halynas Tod verantwortlich ist, sich den rechtlichen Konsequenzen seines Handelns stellen muss“, hieß es in einer Erklärung ihrer Anwältin Gloria Allred.

Die „Rust“-Dreharbeiten wurden nach Hutchins‘ Tod zunächst unterbrochen und später von New Mexico nach Montana verlegt. Der Witwer Matthew Hutchins wurde ausführender Produzent.

Warum wurde eine vorherige Klage gegen Baldwin fallengelassen?

Die Staatsanwaltschaft hatte eine frühere Anklage wegen fahrlässiger Tötung gegen den 65-jährigen Alec Baldwin zunächst fallen gelassen, weil die Möglichkeit bestand, dass die Waffe, die er in der Hand hielt, vor dem Schuss modifiziert worden war und nicht richtig funktionierte. Baldwin sagte, er habe den Hahn gespannt, aber nicht den Abzug betätigt – trotzdem sei der Revolver losgegangen. Eine neue Analyse kam jedoch zu dem Ergebnis, dass die Waffe ordnungsgemäß funktioniert habe, weshalb die Staatsanwaltschaft den Fall wieder aufnahm.

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Ein Geschworenengericht erhob im Januar erneut Anklage, wieder wegen fahrlässiger Tötung. Laut Anklageschrift hat Baldwin den Tod der Frau verursacht – entweder durch Fahrlässigkeit oder durch „völlige Missachtung oder Gleichgültigkeit“ in Bezug auf die Sicherheit.

US-Polizei veröffentlicht Bodycam-Aufnahmen nach Todesschuss von Alec Baldwin
HANDOUT - 26.04.2022, USA, Santa Fe: Dieses Bild aus dem Video einer Body-Cam das vom Büro des Sheriffs von Santa Fe County herausgegebenen wurde zeigt Alec Baldwin, Schauspieler aus den USA, am Set des Films «Rust» nach dem Vorfall bei dem Halyna Hutchins getötet wurde. Das Büro des Sheriffs hat alle Akten im Zusammenhang mit den laufenden Ermittlungen zu den tödlichen Schüssen auf die Kamerafrau Halyna Hutchins am Set des Westerns freigegeben. Hutchins wurde im Oktober letzten Jahres am Set des Films getötet, nachdem eine von Baldwin gehaltene Requisitenwaffe abgefeuert wurde. Foto: Santa Fe County Sheriff/PA Media/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Im vergangenen Herbst kommt Kamerafrau Halyna Hutchins bei Dreharbeiten für den Western-Film „Rust“ ums Leben.

Wie läuft der Prozess ab und was droht ihm?

Baldwin war schon am vergangenen Montag zu einer Anhörung mit seinen Anwälten vor Gericht erschienen. Bei dem Termin lieferten sich Verteidigung und Anklage vor der Richterin bis zuletzt einen Schlagabtausch um Anträge, welche Beweismittel und Zeugen bei dem Prozess zugelassen werden. Dabei punkteten die Verteidiger mit ihrer Forderung, dass nur Baldwins Rolle als Schauspieler in dem Verfahren relevant ist. Die Staatsanwaltschaft dagegen wollte Baldwins weitere Funktion als Mitproduzent des Westerns vorbringen, mit dem Argument, er habe in dieser Aufgabe Sicherheitsauflagen missachtet, Druck auf Filmschaffende am Set ausgeübt und sie damit in Gefahr gebracht.

Bei der Anhörung ging es etwa auch um die Frage, ob die Geschworenen Videos zu sehen bekommen, auf denen Baldwin am Set mit Waffen hantiert. Die Anklage möchte damit unter anderem zeigen, dass der Schauspieler leichtsinnig agierte. Die zuständige Richterin entschied in diesem Punkt zugunsten der Staatsanwaltschaft.

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Der Prozess beginnt an diesem Dienstag mit der Auswahl der zwölf Geschworen. Am Ende muss die Jury ein Urteil fällen. Im Fall einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 18 Monaten. Für den Prozess hat Richterin Mary Marlowe Sommer knapp zwei Wochen angesetzt. Im Gerichtssaal sind Kameras zugelassen – per Livestream wird das Verfahren in alle Welt verbreitet. Im Zeugenstand werden unter anderem Filmschaffende, Ermittler und Waffenexperten erwartet.

Was spricht für Baldwin?

Die Anwälte des Emmy- und Golden-Globe-Gewinners erklären, Hutchins‘ Tod sei eine schreckliche Tragödie gewesen, die Staatsanwälte versuchten jedoch fehlgeleiteterweise, eine Verurteilung gegen ihn zu erreichen. Die Ermittler haben keine Videoaufnahmen des Schusses gefunden.

Gutierrez-Reeds Anwalt Jason Bowles hingegen sagte in deren Prozess, seine Mandantin solle für die Filmproduktionsfirma und Baldwin als Sündenbock herhalten. Baldwin sei vom Drehbuch abgewichen, als er die Waffe auf Hutchins richtete.

RND/AP/dpa/hsc

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