ZDF zeigt Aufstieg des Superstars

Doku „The True Story of Taylor Swift“: Der Griff nach einer Außerirdischen

Die erfolgreichste Tournee aller Zeiten: Mit der „Eras Tour“ reist Taylor Swift 2023 und 2024 um die ganze Welt und nimmt mehr als eine Milliarde US-Dollar ein.

Die erfolgreichste Tournee aller Zeiten: Mit der „Eras Tour“ reist Taylor Swift 2023 und 2024 um die ganze Welt und nimmt mehr als eine Milliarde US-Dollar ein.

Dieser Film muss sich beeilen, in 42 Minuten erzählt er von 51 Millionen verkauften Alben. Das ist mathematisch schon ein Kraftakt, und dramaturgisch bleibt nur eine Lösung: Autorin Hannah Summer greift zur Heiligenlegende. Alles, was Taylor Swift je in die Hände nahm, ist zu Gold geworden – das ist der Schluss, zu dem die Dokumentation aus Großbritannien kommt. Eine andere Lesart wäre momentan auch schwer verkäuflich, denn Swift ist aktuell die harte Währung in der Popmusik, der es generell an einer wirtschaftlichen Basis fehlt, seit die Streamingdienste die Musik verschleudern für sehr kleines Geld. Das entzieht der Branche oft die Möglichkeit, sich selbst zu finanzieren. Sie sucht ihr Glück und halt ihr Geld in hohen Eintrittspreisen für Konzerte.

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Gerade Konzerttickets von Superstars wie Taylor Swift sind für die Teenager mit knappem Taschengeld gar nicht mehr erschwinglich, obwohl sich ja die Lieder in der Popwelt immer an die Teenager als ideales Publikum gerichtet haben. Deshalb braucht es nun das Fernsehen oder die Dokumentationen als Ersatz, um bewegte Bilder und die Aura einer Sängerin zu transportieren, die live schwer zu sehen ist für junge Leute.

Kritik gibt es kaum

„The True Story of Taylor Swift“ ist einer dieser Filme, die sich an Fans richten, Kritik steht hier nicht in der ersten Reihe. Ein Phänomen wird untersucht, es geht in diesem Film nicht steil nach oben, doch jedes Tal wird auch als Chance und als Beleg gesehen, am Problem zu wachsen, um stabiler und größer zu werden. Die Bilder sind schnell, der Erfolg ist schneller. Bisher kannte man die Art von Hysterie und Überhöhung nur von männlichen Protagonisten, allenfalls noch von Madonna, die unter all den Kunstfiguren, die sie schuf, irgendwann begraben wurde.

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Nun gibt es neue Frauen, die sich ausgesprochen unterschiedlich präsentieren. Billie Eilish ist die vorgeblich Authentische, sie zeigt ihre Neurosen, Krankheiten und Ängste. Taylor Swift hingegen sieht man öffentlich nie ohne Lippenstift, permanent in einem sexy Outfit, äußerlich die Diva in der Tradition der Monroe. Zu den Kleidern gibt es viele Bilder in dem Film von Hannah Summer, der Inhalt wird gerafft, bezeugt von Journalistinnen und Journalisten, die Swifts Karriere begleiten. Bezeugen sollen sie, dass jeder Schritt, den diese Sängerin getan hat, einem großen Plan gehorcht.

Film greift zwei Tiefpunkte auf

Folgt man dem Film, gab es zwei Tiefpunkte in Taylor Swifts Karriere. Zum einen, als ihr Kanye West bei der Verleihung 2009 der MTV Video Music Awards das Mikrofon aus der Hand riss und öffentlich behauptet hat, das Video von Beyoncé sei viel besser. Zum anderen, als ihre Plattenfirma die Rechte an ihren Songs verkaufte, Taylor Swift die Lieder selbst auf ihren eigenen Konzerten nicht mehr singen konnte. Zwei männliche Übergriffe auf einen aufstrebenden weiblichen Star.

Im Falle der Erniedrigung durch Kanye West hat Swift sich auf der Bühne ungerührt, vollkommen passiv diese Ego-Show des Mannes angeschaut, diese Peinlichkeit des Rappers, der glaubt, sein Wort sei hier die oberste Instanz. Das wird im Film als souveräne, angemessene Reaktion von Taylor Swift bewertet. Vor allem aber wird gewürdigt, dass Swift die alten Platten, an denen sie die Rechte verlor, neu aufgenommen hat, als „Taylor‘s Version“. Mit großem finanziellen Erfolg.

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Wen sie liebt, was sie liebt, was sie vorhat, warum sie die Konzertpreise in nahezu obszöne Höhen treibt, das wird in diesem Film – kurz vor den Deutschland-Auftritten Swifts – nicht klar. Doch selbst, wenn man fünf Stunden Zeit für diese Fragen hätte, käme man in einem Film zu keiner Antwort. Swift lebt von der Unnahbarkeit, das gehört zu dem Prinzip der Superstars. „The True Story of Taylor Swift“ tut, was einer Dokumentation derzeit geboten scheint: Sie feiert mit, schaut in den Spot der Scheinwerfer. Und befragt die Zeitzeugen. Um nicht nur brav die Oberfläche zu polieren.

„The True Story of Taylor Swift“ ist ab Sonntag, 7. Juli, in der ZDF-Mediathek streambar.

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