Seit April legal

Cannabis anbauen, pflegen und ernten – so geht’s

Eine Cannabis-Pflanze blüht

Blühende Cannabispflanze: Seit April ist der Eigenanbau in Deutschland erlaubt.

Cannabis in eigenen vier Wänden anbauen? Das ist seit April in Deutschland erlaubt. Und nun können auch Vereine an den Start gehen, die gemeinsam größere Mengen Cannabis produzieren wollen. Aber wie geht das eigentlich und welches Zubehör braucht man?

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Fragen und Antworten zum Cannabis-Anbau

Wer durfte schon vorher Cannabis anbauen?

In einzelnen Fällen hatten chronisch kranke Patienten und Patientinnen in der Vergangenheit vor Gericht erreicht, dass sie medizinisches Cannabis zu Hause selbst anbauen dürfen. Seit medizinisches Cannabis in Deutschland auf Rezept verschrieben werden kann, war es jedoch für Kranke nicht mehr möglich, eine Anbaugenehmigung zu erhalten.

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Was hat sich nun geändert?

Der Anbau von bis zu drei weiblichen Cannabispflanzen pro Person ist seit dem 1. April zulässig. Erlaubt ist der Anbau ab dem Alter von 18 Jahren sowie der Besitz von bis zu 50 Gramm getrocknetem Cannabis aus eigenem Anbau. Die Pflanzen im Eigenanbau sind vor dem Zugriff durch Kinder und Jugendliche zu schützen.

In den sogenannten Cannabis Clubs, die seit dem 1. Juli erlaubt sind, dürfen größere Mengen Cannabis angebaut werden. Die Vereine dürfen ihre Mitglieder mit höchstens 50 Gramm „Gras“ pro Monat versorgen. Für 18- bis 21-Jährige sollen monatlich 30 Gramm mit höchstens 10 Prozent Tetrahydrocannabinol (THC) zulässig sein, das ist der Stoff mit der Rauschwirkung. Clubs, die Cannabis anbauen wollen, müssen über einbruchsichere Räume oder Zäune verfügen, um Pflanzen vor unbefugtem Zugriff zu schützen.

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Woher bekommt man die Samen für den Eigenanbau?

Privatpersonen und die Cannabis Clubs dürfen legal Saatgut für den Anbau von Cannabispflanzen aus dem Ausland erwerben. Außerdem dürfen die Clubs Samen und Stecklinge für den Eigenanbau zu Hause an ihre Mitglieder weitergeben. Dabei soll die Abgabe von maximal sieben Samen oder fünf Stecklingen pro Monat erlaubt sein. Eine Abgabe von Stecklingen und Samen an Nichtmitglieder soll hingegen verboten sein.

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Welche Cannabissorten gibt es?

Es gibt Hunderte verschiedene Cannabis-Sorten. Sie werden grundsätzlich in drei Gattungen unterteilt: Cannabis Indica, Cannabis Sativa und Cannabis Ruderalis. Für den Anbau als Rauschmittel oder zu medizinischen Zwecken werden Indica- und Sativa-Samen verwendet. Unter diesen beiden Stämmen gibt es wiederum zahlreiche Sorten.

Für absolute Neulinge empfiehlt Simon Kraushaar vom deutschen Hanfverband sogenanntes feminisiertes, automatisches Saatgut. Aus den feminisierten Samen wachsen ausschließlich weibliche Hanfpflanzen, die die begehrten Hanfblüten produzieren. Das Aussortieren von männlichen Pflanzen entfällt somit.

Automatisches Saatgut geht unabhängig vom Lichtzyklus nach einer gewissen Zeit in die Blüte. Somit kann auch im Freiland eine frühere Ernte eingefahren werden, ohne das Risiko eines verregneten und kalten Herbstes einzugehen, der zu Schimmelproblemen an den Pflanzen führen kann.

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Vom Samen bis zum Keimling: Wie gelingt die Anzucht?

Cannabissamen sollten vor dem Einpflanzen zum Keimen gebracht werden. Dazu legt man die Samen zwischen zwei gut durchfeuchtete Papiertücher oder Wattepads, deckt diese mit einer Folie oder einem umgedrehten Teller ab oder gibt sie in einen verschließbaren Behälter und lässt alles bei Raumtemperatur stehen. Die Tücher sollten dabei durch Besprühen mit Wasser stets feucht gehalten werden. Nach wenigen Tagen werden die Samen keimen. Wenn sie eine mehrere Millimeter lange Wurzel entwickelt haben, können sie vorsichtig in einen Anzuchttopf eingepflanzt werden. Dabei sollten die Samen leicht mit Erde bedeckt sein.

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Etwa zwei bis drei Tage nach dem Einpflanzen sollte sich der Keimling zeigen, eine Pflanze mit zwei kleinen Keimblättern. Der Keimling benötigt viel Licht, darf aber nicht plötzlich zu starker Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Stattdessen kann er jeden Tag etwas länger auf eine sonnige Fensterbank oder unter eine Anzuchtlampe gestellt werden. Sobald die Keimlinge vier bis fünf große Blattpaare entwickelt haben, müssen sie umgetopft werden. Dabei kann man sie entweder direkt ins Freie oder in den Topf zur Aufzucht einpflanzen. Oder man topft sie noch mehrmals in immer größere Töpfe um, dem Wachstum der Pflanze entsprechend.

Der Standort: Ist der Anbau im Freien möglich?

Ein Anbau von Cannabispflanzen ist in Deutschland auch im Freien möglich, also auf der Terrasse, dem Balkon oder im eigenen Garten. Dabei ist ein sonniger Standort wichtig: „Cannabis wächst überall dort, wo auch Tomaten wachsen“, sagt Martin Hofmann vom deutschen Hanfverband. Der Ertrag falle dabei geringer aus als beim Anbau mit speziellem technischen Equipment in Innenräumen. Beim Anbau im Freien sei zudem nur ein Anbauzyklus pro Jahr möglich, da die Pflanzen nur bei Wärme gedeihen.

„Natürlicherweise wachsen die Pflanzen von Frühjahr bis Spätsommer“, sagt Hofmann. „Wenn dann die Tage kürzer werden, löst das die Blüte der Pflanze aus. Dann dauert es noch einmal acht bis zwölf Wochen, bis geerntet werden kann.“ Dann sei es bereits Herbst und der Anbau neuer Pflanzen erst wieder im nächsten Frühjahr möglich. „Für Gelegenheitskonsumenten kann der Anbau im Freien aber trotzdem eine gute Lösung sein.“

Welche Ausrüstung brauche ich für den Indoor-Anbau?

Für den Anbau von Pflanzen in Innenräumen gibt es spezielle „Grow Boxen“, zeltartige Vorrichtungen mit Beleuchtung, Belüftungsanlage und zum Teil auch Bewässerungsanlagen. All das kann legal in sogenannten „Grow Shops“ und auch online erworben werden. Je nach technischer Ausstattung kann der Preis von „Grow Boxen“ stark variieren. Günstige Modelle sind ab etwa 300 Euro erhältlich, teure kosten mehrere Tausend.

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Durch den Anbau im Zelt können die Belichtung der Pflanzen mit speziellen Anzuchtlampen und das Umgebungsklima gesteuert werden. Dadurch lassen sich die natürlichen Bedingungen in einer optimalen Klimazone im Freiland imitieren. Es sind mehrere Ernten pro Jahr möglich. Durch ein Anbauzelt wird außerdem verhindert, dass sich der intensive Geruch der Pflanzen in der Wohnung ausbreitet.

Vor allem durch den kontrollierten Lichtzyklus lasse sich die Entwicklung der Pflanzen gut steuern, sagt Hofmann. „Sie brauchen zwar viel Licht, aber auch eine Phase von zwölf Stunden Dunkelheit. Ohne das Zelt ist das in Wohnräumen oft nicht einzuhalten, da abends das Licht brennt.“ Inzwischen gebe es aber auch sogenannte selbstblühende Pflanzen, die auch ohne zwölf Stunden Dunkelphase drinnen zur Blüte kommen können.

„Wer den Anbau ohne viel Zubehör einfach einmal ausprobieren möchte, sollte es mit solchen Pflanzen versuchen“, empfiehlt Hofmann. Dabei komme eine sonnige Fensterbank als Standort infrage. Oder die Pflanze muss unter einer Anzuchtlampe stehen, aber nicht unbedingt in einem Zelt. „Für moderne Grow-Lampen gilt die Faustregel, dass pro einem Watt Leistung mit einem Gramm Ernte zu rechnen ist.“ Trotz der technischen Hilfsmittel sei der Indooranbau grundsätzlich aufwendig, weil die Pflanzen ständig versorgt werden müssen, sagt er: „Es ist ähnlich wie mit einem Haustier, das sie nicht allein lassen können.“

Cannabis-Stecklinge: So lassen sich Pflanzen vermehren

Sobald die Zucht einer Pflanze gelungen ist, kann man diese auch durch Stecklinge vermehren. Dazu schneidet man einen kleinen Zweig der Mutterpflanze schräg ab. Dabei sollte man auf Hygiene achten und daher am besten Handschuhe tragen und eine saubere Schere verwenden. Der Zweig sollte mehrere Knoten, also Vorstufen neuer Triebe aufweisen. Danach stellt man den Steckling ins Wasser und schneidet etwa die Hälfte seiner Blätter ab.

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Wenn der Steckling nach einigen Tagen beginnt, Wurzeln zu bilden, kann er in einen Topf mit Erde umgesetzt werden. Bei der Aufzucht kann dann verfahren werden wie bei der Aufzucht der Mutterpflanze.

Wie schützt man Cannabis-Pflanzen vor Schimmel?

Hanf ist eine robuste Pflanze, aber ein Feind verdirbt regelmäßig die Ernte: Schimmel. Hanfexperte Kraushaar warnt vor Grauschimmel zum Ende der Blüte, kurz vor der Ernte. Dieser tritt vor allem bei nasskaltem Herbstwetter auf und lässt sich im Außenanbau in einigen Jahren kaum vermeiden. Wer aber zu Beginn der Vegetation schon die richtigen Weichen stellt, kann das Risiko deutlich verringern.

So geht‘s: Zur Vorbeugung von Schimmel ist es sehr hilfreich, auf eine gute Belüftung durch Wind oder Zugluft zu achten. „Pflanzen Sie Hanf nicht in eine windgeschützte Ecke“, rät Kraushaar. Entfernen Sie regelmäßig abgestorbenes, welkes Blattmaterial. Auch ein Schutz vor Regen durch eine Überdachung auf der Terrasse oder Balkon kann helfen.

Falls Sie dennoch graue Schimmelstellen in den Blüten finden sollten, müssen diese großzügig herausgeschnitten werden, um eine Ausbreitung zu verhindern.

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Die Ernte: Was ist zu beachten?

„Die Ernte und Trocknung sind einer der wichtigsten Schritte, um beim Anbau von Cannabis eine gute Qualität zu erzielen“, sagt Hofmann. „Nach der Ernte muss das Cannabis schonend bei einer Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent für ein bis zwei Wochen getrocknet werden. Das gelingt gut im Grow-Zelt. Danach sollte es in Einmachgläsern noch etwa einen Monat nachreifen.“ Man könne ein spezielles Kissen dazu legen, das die Luftfeuchtigkeit reguliert. „Danach ist es dann richtig lecker“, sagt Hofmann, „... habe ich mir sagen lassen.“

Wir haben diesen Text am 1. Juli 2024 zuletzt aktualisiert.

RND/mit Material der dpa

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