Anstieg der Fälle

Was (werdende) Eltern über Ringelröteln wissen sollten

Mit Röteln haben Ringelröteln außer dem Namen nichts gemeinsam.

Mit Röteln haben Ringelröteln außer dem Namen nichts gemeinsam.

Die Ringelröteln kursieren seit Jahresbeginn deutlich stärker als sonst üblich durchs Land, insbesondere bei Kindern. In mehreren Bundesländern berichten ärztliche Praxen über eine Zunahme der Fälle. „Wir haben insgesamt ein erhöhtes Vorkommen von Ringelröteln“, sagte Jakob Maske, Kinderarzt und Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, dem RND bereits Mitte April 2024. „Das ist auffällig.“

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Ringelröteln: Acht Fragen und Antworten

1. Wo häufen sich die Ringelröteln in Deutschland – und was ist die Ursache?

Wie viele Fälle genau es gibt, kann man nicht verlässlich sagen, weil Ringelröteln keine meldepflichtige Erkrankung sind. „Es erfolgt auch kein Nachweis über den Erreger“, erklärt Maske. „Aber wir sehen in jedem Bundesland einen Anstieg der Fälle in den ärztlichen Praxen.“ Typischerweise häufen sich die Krankheitsfälle in Kindergärten und Schulen, vor allem vom Spätwinter bis zum Frühsommer, heißt es im Erregersteckbrief der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

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Ringelröteln können zu jeder Jahreszeit kursieren, mal mehr, mal weniger, erläutert Maske. Wieso es gerade jetzt zu einem starken Anstieg der Infektionen komme, sei noch unklar. Es könne sein, dass das noch Nachwirkungen der Corona-Pandemie sind. Über zwei Jahre hinweg hatten sich nur wenige Kinder mit Ringelröteln angesteckt, jetzt könne sich ein Nachholeffekt bemerkbar machen. „Richtig beurteilen kann man das derzeit aber nicht“, sagt der Kinderarzt. „Es fehlen wissenschaftlich fundierte Untersuchungen dazu.“

2. Welches Virus löst Ringelröteln aus – und wie steckt man sich an?

Achtung, Verwechslungsgefahr: Mit Röteln haben Ringelröteln außer dem Namen nichts gemeinsam. Die beiden Krankheiten werden von unterschiedlichen Erregern ausgelöst. Eine Infektion mit dem Parvovirus B19 löst Ringelröteln aus – und kommt nur beim Menschen vor. Beim Niesen, Husten oder Sprechen werden ebendiese Viren über winzige Speicheltröpfchen in der Luft von Mensch zu Mensch weitergetragen.

„Auch über Hände können die Viren weitergegeben werden, wenn ein Erkrankter zum Beispiel in die Hand niest und danach einem Gesunden die Hand gibt“, erklärt die BZgA. Von der Hand können die Erreger anschließend auf Schleimhäute von Nase oder Mund verteilt werden und so zu einer Ansteckung führen. Auch über Gegenstände wie Türklinken oder Spielzeug, an denen Erreger haften, können die Viren übertragen werden und zu einer Ansteckung führen.

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3. Wie gefährlich sind Ringelröteln – und kann man sich zweimal anstecken?

Kinder im Vorschulalter infizieren sich am häufigsten mit Ringelröteln. „Für Kinder ist die Krankheit in der Regel harmlos“, erläutert Maske. Aber auch Erwachsene können sich anstecken. Ein großer Teil der Bevölkerung hat allerdings eine ausreichende Immunität gegen Ringelröteln. Eine Ansteckungsgefahr besteht nur für Menschen, die noch nicht an Ringelröteln erkrankt waren, erklärt die BZgA. Wer die Krankheit einmal überstanden hat, ist lebenslang geschützt. Man kann also kein zweites Mal erkranken.

Gefährdet sind Menschen mit einer Abwehrschwäche oder bestimmten Blutkrankheiten wie Thalassämie oder Sichelzellanämie. Eine Infektion kann dann gelegentlich zu einer bedrohlichen Blutarmut führen. Aufpassen sollten zudem insbesondere Schwangere ohne Immunschutz. Für sie selbst stellen Ringelröteln zwar in der Regel keine Gefahr dar. „Für ungeborene Kinder kann das Virus aber gefährlich werden“, sagt Maske. Es können dadurch Erkrankungen wie Blutarmut (fetale Anämie) ausgelöst werden. Fehl- oder Totgeburten können die Folge sein. Bis einschließlich der 20. Schwangerschaftswoche können bei einer Infektion Viren auf das ungeborene Kind übertragen werden – auch, wenn die Krankheit mild oder symptomlos verläuft.

4. Was sollten Schwangere tun, wenn eine Ringelröteln-Infektion bekannt ist?

Ist bekannt, dass jemand im Umfeld die Ringelröteln hat, sollte man als Schwangere vorsorglich den Frauenarzt oder die Frauenärztin informieren.

Ist bekannt, dass jemand im Umfeld die Ringelröteln hat, sollte man als Schwangere vorsorglich den Frauenarzt oder die Frauenärztin informieren.

Wenn eine Schwangere darüber weiß, dass sie Kontakt zu einem Erkrankten hatte, sollte sie das mit ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin abklären lassen, rät Maske. Man könne dann beispielsweise das Kind genauer im Ultraschall anschauen. Außerdem kann man überprüfen, ob die Schwangere eh schon ausreichend schützende Antikörper-Titer im Blut hat. Mittlerweile gebe es auch Therapien. „Wenn man über die Ansteckung weiß und sich ärztlichen Rat einholt, besteht in der Regel keine Gefahr“, betont Maske.

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Schwangere, die keinen Schutz vor Ringelröteln haben, sollten bei Auftreten von Ringelröteln, vor allem in Kindergärten, diese Einrichtung nicht betreten, empfiehlt die BZgA. Und: „Lassen Sie vor einer geplanten Schwangerschaft testen, ob ein Immunschutz gegen Ringelröteln bei Ihnen besteht, insbesondere wenn Sie familiären oder beruflichen Kontakt zu Kindern im Alter von unter sechs Jahren haben.“

5. Welche ersten Symptome gibt es bei Ringelröteln?

Oft verläuft eine Ringelröteln-Infektion zunächst völlig unbemerkt und verursacht keinerlei Beschwerden. Gibt es Symptome, ähneln sie einem leichten grippalen Infekt – mit Fieber, Unwohlsein, Kopfschmerzen. Auch eine Schwellung der Lymphknoten ist möglich. Gut erkennbar wird die Krankheit in der Regel erst ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung. Dann bilden sich auffällige Rötungen im Gesicht und am Körper.

6. Wie sieht der Ausschlag aus – und ist man damit noch ansteckend?

Fachleute beschreiben diese Rötungen als schmetterlingsförmig und großfleckig. Sie treten zunächst auf den Wangen auf. Ein bis zwei Tage später zeigen sich fleckförmige, rote Hautveränderungen auf Schultern, Oberarmen, Oberschenkeln und Gesäß, die sich in ihrer Form ändern können und sich später girlanden- oder ringelförmig ausbilden.

„Wenn diese Rötungen auftreten, sind die Kinder in der Regel schon nicht mehr ansteckend“, sagt Maske. Man müsse sich dann auch nicht von anderen Menschen absondern. Am höchsten ist die Ansteckungsgefahr für andere „in den Tagen vor Auftreten des Hautausschlages“, schreibt die BZgA. Auch ganz ohne Symptome könne man das Virus auf andere übertragen.

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7. Welche Komplikationen können bei Menschen ohne erhöhtes Risiko auftreten?

Komplikationen sind selten. Nach sieben bis zehn Tagen verblasst der Ausschlag normalerweise. Gelegentlich kann er durch Stress und Sonnenbelastung noch einmal kurzfristig deutlicher werden. Selten besteht Juckreiz, gelegentlich ein Spannungsgefühl, so die BZgA. Gelegentlich komme es zu vorübergehenden Gelenkbeschwerden oder Gelenkentzündungen, insbesondere bei Frauen und Mädchen.

8. Wie kann man Ringelröteln vorbeugen und behandeln?

Es ist sehr schwer, sich vor Ringelröteln zu schützen, weil in vielen Fällen gar nicht klar ist, dass man gerade ansteckend ist. Gegen Ringelröteln gibt es auch keine Impfung. Vorbeugend kann man auf die allgemeinen Hygienemaßnahmen achten, um Infektionsrisiken zu minimieren. Sprich: regelmäßig Hände waschen.

Bei einem harmlosen Verlauf sei eine Behandlung der Beschwerden Experten und Expertinnen zufolge normalerweise nicht erforderlich. Bettruhe sei hilfreich. Fiebersenkende Mittel könnten helfen. Bei rauer oder schuppender Haut könne man Pflegeprodukte nutzen. Und: „Erkrankte sollten nicht in die Hand niesen oder husten“, empfiehlt die BZgA. Am besten sei es, Einmaltaschentücher zu benutzen, die nach dem Gebrauch direkt entsorgt werden. Anschließend gründlich Hände waschen.

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Dieser Artikel wurde am 19. Juni aktualisiert.

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