Hannover. Der menschliche Körper reagiert auf Hitze und Sonne: Wird er zu stark aufgeheizt, gibt er die Wärme über die Haut schwitzend ab. Ein wichtiger Regulierungsmechanismus, der allerdings durch bestimmte Medikamente beeinflusst werden kann. „Bei länger anhaltender Hitze kann es deshalb nötig sein, die Medikamentendosis anzupassen“, sagt Ursula Sellerberg, stellvertretende Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

„Einige Arzneimittel beeinflussen zum Beispiel das Durstgefühl“, erklärt die Fachfrau. „Bei gleichzeitiger Einnahme von Entwässerungstabletten kann das den Körper austrocknen.“ Wer wenig trinkt und viel schwitzt, schädige möglicherweise auch die Nieren. Das betreffe vor allem Entwässerungs- und Abführmittel.

Erhöhte Lichtempfindlichkeit

„Manche Mittel erhöhen die Lichtempfindlichkeit“, sagt Sellerberg. „Damit steigt das Risiko für einen Sonnenbrand, der wiederum die Entstehung von Hautkrebs begünstigt.“ Zudem würden sich die Wirkstoffe der Arznei häufig in die Haut einlagern, „sodass es bei einer energiereichen UVA- und UVB-Strahlung zu Problemen wie Blasenbildung und Ekzem kommen kann.“ Besonders im Fokus: verschiedene Antibiotika oder schmerz- und entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen.

„Selbst bei einem arzneimittelhaltigen Pflaster sollte man vorsichtig sein“, sagt Sellerberg. „Denn da die Haut durch die Hitze stärker durchblutet wird, gibt das Pflaster unter Umständen mehr Wirkstoffe ab als vorgesehen.“

Vorsicht bei Blutdruckproblemen

Auch blutdrucksenkende Medikamente könnten die natürliche Körperreaktion bei Hitze verstärken, erklärt die ABDA-Sprecherin. „Für Menschen mit Blutdruck- oder Kreislaufproblemen kann das äußerst gefährlich sein“, warnt sie und nennt als mögliche Folgen Kreislaufkollaps sowie Hitzschlag, Verwirrtheit und sogar kurzzeitige Bewusstlosigkeit.

Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte bei lang anhaltender Hitze seinen Körper besonders aufmerksam beobachten und mit einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin über eine Dosisanpassung sprechen, empfiehlt Sellerberg. „Auch die Fachleute in den Apotheken können Fragen zu Arzneimitteln beantworten.“

Richtige Lagerung

Damit die Arzneimittel gut wirken, ist die richtige Lagerung wichtig. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat dafür Hitzetipps zusammengestellt:

• Die meisten Medikamente sollen bei Raumtemperatur, das heißt bei 15 bis 25 Grad, aufbewahrt werden. Bei einer Hitzewelle gelingt das am besten in einem kühlen Raum.
• Medikamente sollten keinesfalls ungeschützt im Auto liegen bleiben, da sich das Fahrzeug bei hohen Temperaturen schnell und stark aufheizt. Arzneimittel, die bei Raumtemperatur gelagert werden müssen, transportiert man am besten unter einem Vordersitz, da es dort relativ kühl im Fahrzeug ist.
• Arzneimittel, die niedrige Temperaturen – zwei bis acht Grad – benötigen, sollten nach Erhalt schnell in den Kühlschrank gelegt werden. Für den Transport eignet sich eine Kühlbox. Wichtig dabei: Das Medikament darf nicht die Kühlelemente berühren.
• Medikamente sollten grundsätzlich nicht im Badezimmer gelagert werden, da hier oft eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, die die Wirksamkeit der Arzneimittel verändern kann.

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Übrigens: Nicht alle Arzneien sind gleichermaßen temperaturempfindlich. Als am widerstandsfähigsten gelten feste Mittel wie Tabletten und Dragees.

Medikamente in weicher und flüssiger Konsistenz wie Zäpfchen, Cremes, Salben, Säfte und Lösungen sind dagegen wesentlich wärmeempfindlicher. Zäpfchen können zum Beispiel schmelzen, bei Salben können sich die flüssigen von den festen Bestandteilen lösen. Hier gilt: sofort fachgerecht entsorgen!