Threema, Signal oder Telegram: die besten Alternativen zum Whatsapp-Messenger

Whatsapp ist down – für viele ein Anlass, über einen Wechsel nachzudenken. Doch für welchen Konkurrenten sollte man sich entscheiden?

Gabriela Dettwiler, Ruth Fulterer
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Den Messenger-Dienst Whatsapp, der zum Facebook-Konzern gehört, nutzen ist nicht alternativlos.

Den Messenger-Dienst Whatsapp, der zum Facebook-Konzern gehört, nutzen ist nicht alternativlos.

Thea Jaeger / Imago

Im Frühjahr dieses Jahres hatte die Nachricht über eine Anpassung der Nutzungsbedingungen des zum Facebook-Konzern gehörenden Messenger-Dienstes Whatsapp hohe Wellen geschlagen und so einige Nutzer auf andere Plattformen ausweichen lassen. Nun gibt es seit Montagabend Berichte über einen grossflächigen Ausfall der Chat-App in Europa sowie in Teilen der USA und Asiens.

Für jene, die die Störung zum Anlass nehmen, sich von Whatsapp zu verabschieden, haben wir die Vor- und Nachteile beliebter alternativer Messenger-Dienste zusammengefasst.

Telegram: Der Protest-Channel

Telegram wurde 2013 von den russischen Brüdern Pawel und Nikolai Durow gegründet und entwickelt.

Telegram wurde 2013 von den russischen Brüdern Pawel und Nikolai Durow gegründet und entwickelt.

Xosã Bouzas / Imago

Telegram wird seit geraumer Zeit als sichere Alternative zu Whatsapp empfohlen. Doch der russische Messenger-Dienst wird seinem Ruf nicht unbedingt gerecht. So werden Chat-Nachrichten nicht automatisch «Ende zu Ende» verschlüsselt, sondern nur, wenn der Nutzer dies selbst mittels der Funktion «geheimer Chat» aktiviert. Damit Nutzer ihre regulären Chats auf verschiedenen Geräten aufrufen können, werden die Gesprächsverläufe auf Telegram-Servern zwischengespeichert.

Ein Vorteil von Telegram ist die Verbreitung des Dienstes. Vielen gelingt der Wechsel von Whatsapp zu einer Alternative nicht, weil schlicht zu wenige Kontakte die gewählte Alternative nutzen. Was bringt ein sicherer Messenger, wenn Familie und Freunde weiterhin über Whatsapp kommunizieren? Allein seit Bekanntwerden der neuen Whatsapp-AGB Anfang des Jahres haben sich 25 Millionen User bei Telegram neu angemeldet. Damit nutzen nun 500 Millionen Personen regelmässig die russische Whatsapp-Konkurrenz. Der Vorsprung von Whatsapp mit seinen zwei Milliarden regelmässigen Nutzern ist aber nach wie vor deutlich.

Weil Telegram Gruppen mit bis zu 250 000 Mitgliedern und öffentliche Kanäle zulässt, ist die Messenger-App immer mehr zu einem Sammelbecken von Verschwörungstheoretikern und Propagandisten geworden, aber auch von Protestbewegungen.

Signal: Die Empfehlung von Snowden und Musk

Der Messenger-Dienst wurde von der gemeinnützigen Signal-Stiftung entwickelt und ist seit 2014 verfügbar.

Der Messenger-Dienst wurde von der gemeinnützigen Signal-Stiftung entwickelt und ist seit 2014 verfügbar.

Dado Ruvic / Reuters

Elon Musk hat seine Suche nach einer Whatsapp-Alternative bereits abgeschlossen. Auf Twitter schrieb der Tesla-Gründer Anfang Januar: «Nutzt Signal.» Auch der amerikanische Whistleblower Edward Snowden schwört auf den Gratis-Messenger, ebenso Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey. Die App hat viele prominente Unterstützer, die vor allem die Datensparsamkeit des Messenger-Dienstes loben.

Die App speichert einzig die Telefonnummern seiner Nutzer und bietet weitere Funktionen wie das automatische Löschen von Nachrichten. Ausserdem nutzt Signal eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Da Signal den Quellcode öffentlich macht, ist auch die Transparenz der App sehr hoch: Jeder mit den entsprechenden Fähigkeiten kann überprüfen, welche Daten der Dienst sammelt. Der Code wurde mehrfach überprüft und immer wieder als ausserordentlich sicher bewertet. Auch Whatsapp nutzt die Verschlüsselungsmethode von Signal.

Im Unterschied zu Whatsapp und Telegram speichert Signal keine Kontakt- und Metadaten, das heisst, Behörden oder Firmen ist es unmöglich, nachzuvollziehen, wer Nachrichten untereinander ausgetauscht hat.

Die Nachteile von Signal liegen bei der mangelnden Verbreitung der App und der eingeschränkten Funktionalität. Doch das könnte sich nun ändern: Signal führt wohl auch dank den prominenten Empfehlungen die App-Charts in den App-Stores von Apple und Google an und verbucht einen rekordhohen Nutzerzuwachs. Prompt kündigte der Messenger auch neue Funktionen an.

Nutzer können neu ein individuelles Hintergrundbild wählen, animierte Sticker verwenden oder ein Profilbild setzen. Die Möglichkeiten, Text zu formatieren, Standorte zu teilen oder den Dienst via Web-App zu nutzen, fehlen aber weiterhin. Welche Entwicklungen kommen, hängt auch von der Finanzierung ab. Die stammt bei Signal ausschliesslich aus Spenden, ähnlich wie bei Wikipedia.

Threema: Ein sicherer Messenger aus der Schweiz

Threema wurde 2012 vom Schweizer Manuel Kasper gegründet und entwickelt.

Threema wurde 2012 vom Schweizer Manuel Kasper gegründet und entwickelt.

Threema

Auch Threema verzichtet auf das Sammeln und Verkaufen von Daten. Stattdessen ist der Dienst kostenpflichtig. Für 4 Franken oder 4 Euro kann man den Messenger-Dienst aus der Schweiz aus dem App-Store herunterladen und erhält dafür einen Messenger, bei dem man nicht einmal eine Telefonnummer hinterlegen muss. Die Kommunikation ist also vollständig anonym.

Alle Threema-Server befinden sich laut eigenen Angaben in der Schweiz. Das Unternehmen hat seinen Quellcode offengelegt, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist gewährleistet. Wie Signal speichert auch Threema keine Informationen darüber, wer mit wem kommuniziert. Auch eine Web-App ist verfügbar.

Das einzige Problem von Threema ist die noch geringe Verbreitung. Auch wenn der Kaufpreis von ein paar Franken letztlich niedrig ist, so ist er doch ein zusätzliches Hindernis, wenn jemand beispielsweise die Grossfamilie überreden möchte, den Familien-Chat umzusiedeln.

Wire, Ginlo, iMessage und ein Fazit

Weitere sehr sichere Dienste sind Wire und Ginlo. Sie entsprechen ungefähr den Standards von Signal und Threema, sind aber noch weniger verbreitet. Nach wie vor nutzen viele Apple-Kunden iMessage. Auch hier sind Nachrichten Ende-zu-Ende-verschlüsselt, doch nur, wenn der Dienst zwischen zwei Apple-Geräten verwendet wird. Das Unternehmen sagt, es speichere keine Metadaten. Chats und Bilder, die in der Cloud gespeichert sind, sind aber nicht hundertprozentig vor dem Interesse von Behörden oder Hackerangriffen sicher.

Das Fazit: Es lässt sich nicht ganz eindeutig ein Messenger empfehlen – die Wahl hängt von den eigenen Präferenzen ab. Vielleicht setzt es sich auch einfach durch, dass Leute je nach Kontaktperson zwischen mehreren Messenger-Diensten hin und her wechseln.

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