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Nitecore EDC33 und EDC35 im Hands-On-Test: Zwei wirklich heiße Taschenlampen

Die Qual der Wahl Mit der EDC33 und EDC35 hat Nitecore zwei interessante Alltags-Taschenlampen auf den Markt gebracht. Sie bieten einen sinnvollen Boost-Modus bis zum Ende der Akkulaufzeit, doch das Akkukonzept hat Nachteile und für unseren Geschmack werden die Taschenlampen etwas zu heiß.
Nitecores EDC33 (links) und EDC35 (rechts). (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Nitecores EDC33 (links) und EDC35 (rechts). (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das könnte man bei Nitecores neuer EDC3x-Serie sagen. Zwei Taschenlampen hat der Hersteller im Angebot, die sich sehr ähnlich sind: EDC33 und EDC35. Die eine ziemlich kompakt, die andere etwas größer und – das schon vorab – in unseren Augen handlicher.

Mit den anderen EDC-Leuchten von Nitecore haben die beiden Modelle nichts zu tun. Das Bedienkonzept ist anders und der Rundakku ist designentscheidend. Bei beiden Taschenlampen. Die EDC33 arbeitet mit einem 18650er-Akku mit einer für dieses Format erstaunlich hohen Kapazität von 14,4 Wattstunden.

Die EDC35 arbeitet auch mit einem Akku hoher Kapazität. 21,6 Wattstunden sind in dem 21700er-Akku. Respektabel aber nicht ganz so extrem wie bei der EDC33.

Die Bedienung beider Taschenlampen ist gleich. Es gibt einen Schalter am Ende. Der kann leicht gehalten werden, um einen gezielten sehr hellen Strahl (Spotlight) auszulösen, solange man gedrückt hält. Wer komplett durchdrückt (und hält), der löst den "Lumin Shield" genannten Modus aus. Das ist ein Fluglichtmodus. 

EDC33 und 35 im Größenvergleich … (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
EDC33 und 35 im Größenvergleich … (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
… mit einem Ohrhörer. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
… mit einem Ohrhörer. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Unterschiedliche Schutzschalter-Positionen. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Unterschiedliche Schutzschalter-Positionen. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Hier kommt eine besondere Konstruktion zum tragen. Während der gezielte Strahl nur die mittlere LED startet, wird im Lumin Shield gleichzeitig eine ganze Batterie an drumherumliegenden LEDs aktiviert. Reinschauen oder angeblendet werden möchte man übrigens in beides nicht. 

Damit so etwas nicht versehentlich passiert, haben beide Taschenlampen einen Schiebeschalter, um die Taschenlampe zu sperren. Die Nutzung sollte man sich im privaten Umfeld durchaus angewöhnen. Der Schalter löst den Spotlightmodus nämlich sehr leicht aus. 

Einen weiteren Modus, oder besser gesagt Modi, bietet sich, wenn die Taste durchgedrückt wird und wieder losgelassen wird. So wir die Taschenlampe regulär aktiviert.Dank der Umrandung auf der Rückseite lässt sich damit etwa die EDC33 oder aufstellen und eine Decke bestrahlen. Das leuchtet im höchsten Modus mit 1.200 Lumen einen 20-qm-Raum hervorragend aus. 

Übrigens sind Spotlight und Lumin Shield beide weiter zugänglich und strahlen dann mit 1.700 und 4.000 Lumen. Das sind die Werte für die EDC33. Die EDC35 bietet analog die Werte 1.300 (High), 3.000 (Spotlight) und 5.000 (Lumin Shield). Sie ist also heller, wobei das in der Praxis nicht so viel Unterschied macht. Aber dazu später mehr.

Nicht empfehlenswert in höheren Lichtmodi: … (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Nicht empfehlenswert in höheren Lichtmodi: … (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
… der Diffusor an der EDC33. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
… der Diffusor an der EDC33. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
EDC35 mit Schutztasche. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
EDC35 mit Schutztasche. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Timing mit Lumin Shield

Durch die Einknopfbedienung kann es bei der EDC33 und EDC35 hin und wieder zu einer Fehlbedienung kommen. Durch einen Druck schaltet man durch die Modi durch. Doch ein (gehaltener) Druck aktiviert auch die beiden Boost-Modi Spotlight und Lumin Shield. Wer eher langsam drückt aktiviert diesen beim Durchschalten versehentlich. Leuchtet man dabei auf eine nahe Fläche, dann blendet man sich insbesondere nachts sehr schnell durch die Reflexion. 

Es braucht ein wenig Übung, um das Timing diesbezüglich hinzubekommen. Anfangs dachten wir sogar, die Taschenlampen hätten einen kleinen Defekt. Das war natürlich nicht der Fall. Es lohnt sich auf jeden Fall in den ersten Wochen immer wieder mit der Taschenlampe "herumzuspielen", um ein Gefühl zu bekommen. Außerdem gewöhnt man sich so auch an die Nachteile der Konstruktion und wird nicht mehr von hohen Temperaturen überrascht. 

Unangenehme Temperaturen vor allem bei der EDC33 

Im Lumin-Shield-Modus werden beide Taschenlampen sehr schnell sehr heiß. Unangenehm heiß. Es hat durchaus seinen Grund, warum die beiden Boost-Modi nicht dauerhaft aktiviert werden können. Aber auch der High-Modus wird unangenehm. 

Hier kommt allerdings auch eine subjektive Komponente ins Spiel. Die EDC33 fanden wir im Test schlechter. Nicht weil sie übermäßig heißer war, sondern weil sie kleiner war. Die Wahrscheinlichkeit, den Taschenlampenkopf während der Nutzung zu berühren, war für uns bei der EDC33 höher. Es kommt aber auf die Größe der Hände an. Das EDC35-Modell wirkte allein deswegen deutlich angenehmer, wenn wir die hohen  Modi aktiviert hatten, weil wir den Kopf nicht so schnell berühren konnten.  

Die USB-Ports geöffnet. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Die USB-Ports geöffnet. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Genauerer Blick auf die USB-Ports. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Genauerer Blick auf die USB-Ports. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Vier LEDs für den Ladestatus. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Vier LEDs für den Ladestatus. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Nachgemessen erreichten wir in der höchsten dauerhaft betreibbaren Helligkeitsstufe knapp über 50 °C  bei der EDC33 und knapp über 47 °C bei der EDC35. Die Raumtemperatur betrugt dabei ungefähr 21° C. Die Messwerte bestätigen das Gefühl: Die Taschenlampen werden in der Stufe High zu heiß.  

In den höchsten, nur temporär aktivierbaren Modi muss man aufpassen. Gegen Stoff gehalten mit 2 bis 3 cm Abstand haben wir Temperaturen erreicht, bei dem es anfing, auf dem Stoff zu qualmen. Der Abstandssensor. der die LEDs abblenden soll, wenn etwas im Weg ist, ist eher unzuverlässig. 

Da Lumin-Shield nur mit kräftigem Druck ausgelöst werden kann, ist die Gefahr einer versehentlichen Auslösung zwar gering, wir empfehlen aber dennoch den Lock-Schalter beim Transport zu verwenden. Insbesondere wenn die Tasche vielleicht voller als gewohnt ist.  

Messungen bestätigen hier sogar eine gewisse Gefährlichkeit. Die EDC33 wird, wenn man es auf die Spitze treibt, auf der Oberfläche etwa 77 °C heiß, bevor die Helligkeit automatisch reduziert wird. Halten lässt sich die Taschenlampe dann nicht mehr. Uns gelang das nur, indem wir sie am Ende, wo der Schalter ist, festhielten. Dieser ergonomische Nachteil ist ein praktischer Vorteil.

Die EDC35 ist auch hier im Vorteil. Sie regelt bereits bei einer Oberflächentemperatur von 65 °C nach unseren Messungen herunter. Aber auch damit lässt sich die Taschenlampe nicht mehr halten, es sei denn, man ist eher schmerzunempfindlich oder es werden temperaturunempfindliche Handschuhe genutzt.

EDC33 (links) und EDC35 (rechts) mit Exposure Control, um die LEDs sichtbar zu machen. Im High-Modus sind alle an. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
EDC33 (links) und EDC35 (rechts) mit Exposure Control, um die LEDs sichtbar zu machen. Im High-Modus sind alle an. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Natürlich lassen sich die Taschenlampen auch in niedrigen Modi betreiben. Die Modi Mid, Low und Ultralow sind in der Handhabung unproblematisch. Ultralow ist allerdings wirklich nur bei absoluter Dunkelheit gut nutzbar. Beide Taschenlampen arbeiten hier mit 300, 70 und 5 Lumen. Übrigens ist dann nur die zentrale LED aktiv. High hat hingegen einen Flutlichtcharakter wie Lumin Shield, allerdings sind dann alle LEDs gedrosselt. 

Die Sache mit dem Akku 

Nitecore ist eigentlich dafür bekannt bei seinen Taschenlampen mit rundem Griff eine Wechselakkumöglichkeit zu bieten. So manch einer dürfte verwundert gewesen sein, dass dem bei der EDC-Serie grundsätzlich nicht so ist. Bei längeren Touren lässt sich kein Ersatzakku mitnehmen, stattdessen muss dann per Powerbank nachgeladen werden. Immerhin geht die Taschenlampe dabei nicht aus. Nur die beiden Boost-Modi sind bei angeschlossenem USB-C-Kabel nicht mehr anwählbar. Eine gute Entscheidung. 

Aufgeladen werden die Akkus übrigens mit etwa 10 Watt. Es braucht also kein Power Delivery. USB Type C Current ist ausreichend. Der USB-Port ist übrigens über einen Drehmechanismus geschützt. Das finden wir sehr gut, denn das ist weniger fummelig als ein Gummipfropfen auf dem Port.  

Vier LEDs zeigen zudem den Ladestatus an, was grob den Prozentwerten 0-25, 50, 75 und 100 Prozent entspricht. Dabei leuchtet eine LED auch noch, wenn der Akku fast leer ist. Beim Laden gibt es den Ladestatus dauerhaft aktiv. 

Spannend ist übrigens, wie leistungsfähig die Akkus bis zum Ende sind. Selbst wenn die Taschenlampe sich abschaltet, sind Spotlight und Luminshield danach immer noch verfügbar. Zwar nur ein paar Sekunden, aber immerhin. Das zeigt, dass Nitecore es schafft, bis zum Ende hohe Ströme aus den Akkus zu bekommen. Das schafft die Konkurrenz von Acebeam und Olight bei den von uns bisher getesteten Modell nicht. Dort ist der Boost meist nur ein Gimmick für vollgeladene Akkus. 

Bei EDC33 und EDC35 ist der Ladestatus im Kontext zu Spotlight oder Lumin Shield egal. Beide sind immer abrufbar.

Pros

 +  Höchste Helligkeitsstufen bis zum Akkuende abrufbar
 +  Breites und sehr helles Flutlicht
 +  Handliches Design, insbesondere bei der EDC35
 +  Praktischer Sperrschalter
 +  Gute Akkuanzeige

Cons

 –  Taschenlampen werden sehr heiß
 –  Bedienung braucht etwas Übung
 –  Akku nicht tauschbar
 –  Abstandssensor nicht zuverlässig

Fazit zur EDC33 und EDC35

Nitecores EDC35 ziehen wir der EDC33 vor. (Bild: Nitecore)
Nitecores EDC35 ziehen wir der EDC33 vor. (Bild: Nitecore)

Beide Modelle von Nitecore sind eine gute Wahl für eine alltäglich nutzbare Taschenlampe. Besonders gut gefallen hat uns, dass es Nitecore gelingt, den Boost-Modus auch bei schwachem Akku noch bereitstellen zu können.

EDC33 und EDC35 haben jeweils zwei sinnvoll nutzbare Turbo-Modi.

Beim Akku sind wir aber zwiegespalten. Wer die Taschenlampe nur im Rucksack für den Fall der Fälle trägt, den dürfte die fehlende Akkuwechselfähigkeit eher nicht stören. Zumal wir von einer gewissen Zyklenfestigkeit ausgehen. Wie gut die ist, können wir nur vermuten. Der 6.000 mAh-Akku NL2160HP in 21700er-Bauform wird etwa mit 500 Zyklen verkauft. Eine Nachfrage zur Zyklenfestigkeit hat Nitecore nicht beantwortet.

Wer hingegen wirklich täglich eine Taschenlampe nutzen muss, der sollte länger über eine Anschaffung nachdenken, denn wenn der Akku nach ein paar Jahren nicht mehr leistungsfähig sein sollte, muss sie leider komplett ausgetauscht werden. 

Bezüglich EDC33 oder EDC35 empfehlen wir klar das größere Modell, auch wenn das rund 100 Euro kostet, während die EDC33 rund 80 Euro kostet. Die EDC35 ist einfach angenehmer in der Handhabung.

Preis und Verfügbarkeit

Beide Taschenlampen sind bereits im Handel verfügbar. Das Modell EDC33 kostet rund 80 Euro, das Modell EDC35 rund 100 Euro.

Transparenz

Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller hat keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung erhalten. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

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Autor: Andreas Sebayang,  5.06.2024 (Update:  5.06.2024)