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Joyor S5 E-Scooter im Test - Mit Style und hohem Fahrkomfort

Vollgefedert. Der Joyor S5 fällt auf. Die geschobene Schwinge sieht ungewohnt aus und sie schafft ein besonderes Fahrerlebnis. Grobes Profil sorgt für Offroad-Look, ein langer Radstand macht Platz für die Füße und ein großer Akku soll lange Fahrten ermöglichen. Wir haben den Joyor S5 ausgefahren.

Der Hersteller Joyor hat ein großes Portfolio an E-Scootern. Der S5 ist dabei der Einstieg in die S-Serie, die sich durch eine Federung an Front und Heck und Reifen mit grobem Profil auszeichnet.

Der Scooter wird mit und ohne ABE verkauft, in Deutschland ist die Allgemeine Betriebserlaubnis wichtig, weil E-Scooter zugelassen werden müssen, wenn sie außerhalb von Privatgrund genutzt werden.

In Deutschland ist die Höchstgeschindigkeit auf 20 km/h beschränkt, in anderen Ländern darf der S5 25 km/h schnell fahren. Einige Modelle bietet Joyor mit zwei Motoren an, jeweils einen pro Rad, das ist beim S5 nicht möglich. Die UVP liegt bei 579 Euro.

Technische Daten Joyor S5
Akku 624 Wh
Antrieb Hinterradantrieb mit bürstenlosem 500-Watt-Motor
Höchstgeschwindigkeit 20 km/h (D) / 25 km/h
Reichweite laut Hersteller 40 km
Ladegerät 130 Watt
Traglast 120 kg
Bereifung 10 x Zoll, luftbereift
Bremssystem Scheibenbremsen, mechanisch; elektrische Motorbremse
Gewicht 21,55 kg
Beleuchtung LED-Licht vorne und hinten
sonstige Merkmale geschobene Schwinge, Federung vorne und hinten

Unboxing und Montage - Joyor S5 benötigt kaum Arbeit

Der Joyor S5 wird in einem großen Karton geliefert und ist gut geschützt. Neben dem Scooter liegen ein Ladegerät, eine Bedienungsanleitung, ein Werkzeug-Multitool und ein Ersatzschlauch in der Verpackung.

Der Roller ist großteils vormontiert, lediglich der Lenker muss noch angeschraubt werden. Alle Komponenten am Lenker wie das Display oder die Griffe sitzen jedoch schon am richtigen Platz. Auch alle Kabel sind bereits verlegt und eingesteckt. Der Aufbau ist somit innerhalb weniger Minuten erledigt.

Es bleibt, den Luftdruck in den Reifen zu kontrollieren und den Akku zu laden. Die Anleitungen ist in mehreren Sprachen verfasst, auch auf deutsch, und gut bebildert.

Joyor S5 SoFlow So4 Pro Gen 2 Niu KQi3 Max Xiaomi Electric Scooter 4 Pro
Akkukapazität 624 Wh 504 Wh 608 Wh 446 Wh
Höchstgeschwindigkeit 20 km/h 25km/h 20 km/h 25 km/h
Nennleistung/ Höchstleistung 500 / 500 Watt 500 / 1000 Watt 450 / 900 Watt 350 / 700 Watt
Max. Steigfähigkeit 15 % 27-33 % 25 % 20 %
Gewicht 21,55 kg 18,73 kg 21,1 kg 17,4 kg
Bereifung 10" 10" 9,5" 10"
Max. Traglast 120 kg 150 kg 120 kg 120 kg

Ausstattung und Bedienung - Joyor S5 mit großem Akku

Das charakteristischste Merkmal des Joyor S5 ist seine geschobene Schwinge. Die ungewöhnliche Vorderradführung wird zusätzlich durch den orangenen Lack in Szene gesetzt. Die Konstruktion dient nicht nur einem ruhigen Fahrverhalten, der Hersteller verbaut zudem eine Dämpfung. Auch die hintere Schwinge ist derart aufgebaut - somit ist der S5 vollgefedert.

Für den Antrieb sorgt ein 500 Watt starker, bürstenloser Motor im Hinterrad. Er bekommt seine Energie aus einem 624 Wh großen Akku, der im Trittbrett seinen Platz findet. Ein LC-Farbdisplay informiert über die aktuelle Geschwindigkeit, den Unterstützungsmodus, Tageskilometer und Gesamtkilometer. Gesteuert werden das Display und der Antrieb über eine Bedieneinheit am linken Griff. Am rechten Griff sitzt das Daumengas.

Die Luftreifen haben eine Größe von 10 Zoll und sie tragen ein ausgeprägtes Profil. Zudem haben sie einen großen Querschnitt, was für eine hohe Eigendämpfung spricht und Offroad-Charme versprüht. Joyor setzt auf ein dreifaches Bremssystem. An jedem Rad ist eine mechanische Scheibenbremse verbaut, die wird unterstützt von einer elektrischen Bremse, die über den Motor realisiert wird - der Scooter rekuperiert dabei Energie.

Für die Ergonomie gibt es ein großes Trittbrett, auf dem beide Füße auch nebeneinander Platz finden. Zudem ist es gummiert und mit Profil versehen. Die Griffe haben ergonomische Flossen, die Bremsgriffe sind nicht verstellbar, aber ebenfalls ergonomisch geformt. Die Klingel ist in den Halter des linken Bremsgriffs integriert und gut erreichbar.

Laut Hersteller hat der Joyor S5 einen Tempomat, der über das Menü angewählt werden kann. Das ist im Test allerdings nicht möglich. Das Hinterrad wird von einem Schutzblech abgedeckt, ein Spalt bleibt jedoch offen. Der Akku ist nicht entnehmbar, die Ladebuchse sitzt auf der Oberseite und wird durch einen Gummideckel geschützt.

Der Lenker ist in der Höhe verstellbar, die Position wird über einen Schnellspanner arretiert. Außerdem kann die Lenkstange im Ganzen abgeklappt werden. Der Klappmechanismus ist zusätzlich gesichert, um Unfälle zu vermeiden. Im geklappten Zustand ist die Lenkstange ebenfalls gesichert, man kann den Scooter daran tragen.

Lichtausstattung - Keine Blinker am Joyor-Scooter

Der Joyor S5 kommt mit der Mindestausstattung an Beleuchtung. Das beinhaltet einen Halogen-Frontscheinwerfer und eine LED-Heckleuchte. Der Scooter hat kein Fernlicht und auch keine Bremslichtfunktion. Blinker sind ebenfalls nicht vorgesehen.

App und smarte Funktionen - S5 ohne App und mit krudem Menü

Der Joyor S5 kommt gänzlich ohne App-Steuerung. Alle Einstellungen müssen daher über das Display und die Lenker-Bedieneinheit vorgenommen werden. Leider ist das Menü alles andere als selbsterklärend. Höchstgeschwindigkeit für die Stufen, Displayhelligkeit und Rekuperationsstärke können eingestellt werden. Jedoch wird jeder Punkt lediglich mit dem Buchstaben P und einer Zahl benannt.

Die Parameter, die verstellt werden, haben zudem keine Maßeinheiten. Somit ist es nur mit der mitgelieferten Anleitung nachvollziehbar, welche Einstellung sich hinter welchem Kürzel versteckt. Irritierend ist, dass nicht alle Menüpunkte, die in der Anleitung gelistet sind, auch auf unserem Display auftauchen. Die Aktivierung des Tempomats suchen wir vergeblich. Dafür gibt es Menüpunkte auf dem Roller, die die Anleitung nicht erklärt.

Schade ist die fehlende App-Anbindung auch deshalb, weil dadurch keine neuen Features - wie der Tempomat - durch ein Update nachgereicht werden können.

Fahreindruck und Komfort - Joyor S5 stabil und komfortabel

Die große Stärke des Joyor S5 liegt im Fahrkomfort. Das liegt zum einen an der Federung. Die ist zwar relativ straff, in Verbindung mit den breiten Reifen schafft der S5 aber ein sehr gutes Abrollverhalten. Auch lose Radwege mit größeren Steinen oder Wurzel meistert er, auf Kopfsteinpflaster wird der Fahrer nicht übermäßig durchgeschüttelt. Zudem sorgt die Federung dafür, dass kleine Hindernisse wie eine niedrige Bordsteinkante leicht übersprungen werden können.

Zum anderen sorgt die geschobene Schwinge in Kombination mit dem langen Radstand für ein ruhiges Fahrverhalten. Anders als bei vielen anderen Scootern kann man den S5 kurzzeitig einhändig fahren, ohne dass er dies gleich mit Lenkerschlagen quittieren würde. In Kombination mit dem großen Trittbrett und den ergonomischen Griffen ergibt sich ein sehr guter Fahrkomfort. Einzig der nicht vorhandene Tempomat trübt dieses Bild etwas.

Wer sich von den grob profilierten Reifen auf Offroab-Abenteuer verleiten lässt, wird jedoch schnell enttäuscht. Kurze Passagen sind mit genug Schwung möglich und sie machen Spaß. Spätestens im hohen Gras, bei losem Schotter oder an Anstiegen geht dem S5 aber die Kraft aus.

Leichte Steigungen nimmt der Scooter mühelos, dabei wird er kaum langsamer. Nimmt die Steigung zu, bricht die Leistung aber ein und der S5 fährt lediglich noch zehn bis 15 km/h. Maximal sind Steigungen von bis zu 15 Grad möglich. Wird es wirklich steil, muss der Scooter geschoben werden.

Leider ist die Akku-Anzeige unserer Rollers außer Funktion: Das Display zeigt dauerhaft einen vollen Akku an. Das der Akku leer wird fällt spätestens dann auf, wenn der S5 nicht mehr auf Maximaltempo beschleunigt, sondern lediglich etwa 10 km/h erreicht. 

Der Wendekreis fällt mit gut drei Metern ziemlich hoch aus. Das fällt beim Wenden im Alltag auf, beim Fahren hingegen gibt es keine Probleme. Bei sehr engen Kurven - eigentlich nur im Schieben - kann sich der Kabelstrang zwischen Lenkstange und Schwinge schieben, das kann im Extremfall zu Unfällen führen.

Der Klappmechanismus funktioniert im Neuzustand sehr streng und es braucht viel Kraft für die Bedienung. Nach mehrmaligem Klappen gelingt es leichter. Wir waren mit dem Joyor S5 auch in der Bahn unterwegs und konnten ihn dort gut verstauen. Wegen des hohen Gewichts trägt man ihn aber nicht gerne.

Trotz des Spalts zwischen hinterem Schutzblech und Trittbrett bleibt der Fahrer auch bei nasser Straße von hinten trocken. Am Vorderrad gibt es hingegen keinen Spritzschutz. Schuhe und Roller werden dadurch nass und schmutzig. 

Beschleunigung und Bremsen - S5 bremst vehement

In Sachen Beschleunigung ist der Joyor-Scooter vor allem im ersten Moment sehr verhalten. Insgesamt können sich die Beschleunigungswerte des S5 sehen lassen, wie im Vergleich mit anderen Scootern zeigt. Durch die sehr harmonische Abstimmung fühlt es sich aber relativ langsam an. Verschiedene Fahrmodi gibt es nicht.

Gasbefehle werden mit deutlicher Verzögerung umgesetzt. Das fällt vor allem dann auf, wenn das Gas - etwa vor Kurven oder Hindernissen - zurückgenommen wird, um dann wieder neu zu beschleunigen. Um so vehementer arbeitet dagegen die Bremse. Das liegt weniger an den Scheibenbremsen als an der aggressiven Einstellungen der Motorbremse. Die kann zwar über das Menü angepasst werden, der Charakter bleibt aber.

Der Joyor S5 bringt beim Bremsen das Hinterrad schnell hörbar an die Gripgrenze. Die Bremskraft setzt zudem nicht linear dosierbar, sondern sehr abrupt ein - da ist Übung gefragt. Auf der anderen Seite sorgt dieses Verhalten für sehr gute Bremswerte. Erfreulich ist, dass der Roller bei Vollbremsungen gut kontrollierbar und stabil bleibt.

0-15 km/h 0-20 km/h 5-15 km/h 5-20 km/h
Beschleunigung 3,54 sec 4,99 sec 3,11 sec 4,64 sec
15-0 km/h 20-0 km/h
Bremsweg trocken 0,81 m 1,43 m

Akku und Laden - Großer Akku im Joyor S5

Joyor gibt die Akku-Kapazität des S5 mit 624 Wh an, damit ist der Akku groß für einen E-Scooter. Laut Hersteller sollen damit bis zu 55 Kilometer Reichweite möglich sein. Wir haben mit dem Scooter eine 20 Kilometer lange Testrunde absolviert. Darin waren einige Steigungen enthalten, zudem kurze Passagen mit einem geschotterten Radweg.

Außerdem mussten wir auf der langen Etappe kaum bremsen, damit konnte der Scooter aber auch wenig Energie zurückgewinnen. Wir starten mit vollem Akku und messen, wie viel wir nachladen können. Auf der beschriebenen Strecke hat der S5 387 Wh verbraucht. Das entspricht 19,35 Wh pro Kilometer, wir kommen damit auf eine Reichweite von 32,25 Kilometern. Im städtischen Alltag sollten maximal 40 Kilometer realistisch sein.

Das Ladegerät erreicht eine Spitzenleistung von 120 Watt, im Durchschnitt liegt die Leistung aber deutlich darunter. Für eine vollständige Ladung vergehen über sieben Stunden. Die Abdeckkappe des Ladeanschluss sitzt nicht optimal, sie öffnet sich mehrfach selbstständig während der Fahrt.

Fazit - Joyor S5 ist der Fahrwerkskönig

Joyor setzt beim S5 nicht nur auf eine auffällige Optik. Der Scooter kann vor allem durch seine Fahrwerkskonstruktion überzeugen. Der Scooter fährt stabil, er ist dank Vollfederung komfortabel und er macht Spaß. Dank guter Ergonomie, ausreichend viel Platz und großem Akku können die Touren auch größer ausfallen. Gerade dafür würden wir uns aber einen Tempomat wünschen.

Gewöhnungsbedürftig ist der bissige Charakter der Bremse. Mit etwas Übung sorgt der S5 allerdings auch für kurze Bremswege, dabei bleibt er immer kontrollierbar und stabil. Der Wendekreis dürfte hingegen etwas kleiner ausfallen. Das relativ hohe Gewicht fällt hingegen nur beim Tragen negativ auf.

Wir würden uns eine App-Anbindung für den Roller wünschen. Das würde die Einstellungen deutlich leichter gestalten. Das Menü ist hingegen nur mit Hilfe der Anleitung verständlich. Zum Glück müssen die Einstellungen nicht oft geändert werden. Ärgerlich ist die nicht funktionierende Akku-Anzeige am Testgerät.

Insgesamt gefällt der Joyor S5 mit guter Verarbeitung und sicherem Fahrverhalten. Auf Wunsch bietet der Hersteller auch Modelle mit mehr Leistung und zwei Motoren. Deutlich leichter und sparsamer ist etwa der Xiaomi Mi Scooter 3.

Im Test: Joyor S5. Testgerät zur Verfügung gestellt von Geekbuying.com
Im Test: Joyor S5. Testgerät zur Verfügung gestellt von Geekbuying.com

Preis und Verfügbarkeit

Die Preisspanne für den Joyor S5 ist im Internet enorm groß. Wichtig: Es gibt eine Version mit und eine ohne ABE. Für die Zulassung in Deutschland muss es zwingend die ABE-Version sein. Der Scooter wird bei verschiedenen Händler verkauft, etwa bei Amazon, oder auch bei unserem Leihsteller Geekbuying.

Transparenz

Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller hat keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung erhalten. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

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Autor: Benedikt Winkel,  2.06.2024 (Update:  2.06.2024)