Konzertkritik

Camerata Musica Reno begeisterte mit Beethoven

Vorarlberg
06.07.2024 17:25

Die Camerata Musica Reno sorgte mit Beethovens Musik zu Goethes „Egmont“ und mit Teilen seines „Fidelio“ für ein unvergessliches Konzert im Bregenzer Theater Kosmos.

Seit drei Jahren mischt die Camerata Musica Reno, gegründet und geleitet vom Altacher Tobias Grabher, die Musikszene Vorarlbergs auf. Das nunmehr achte Programm, das am Freitag zum ersten Mal erklang und heute Abend nochmals zu hören ist, stellt einen vorläufigen Höhepunkt dar, denn sowohl die Programmauswahl wie auch deren Realisation ist höchst überzeugend und riss das Publikum im Theater Kosmos bei der Premiere am Freitag von den Sitzen. Dabei ist kaum jemand unter diesen jungen Musikern und Sängern älter als 30. Offensichtlich wurde hier bei den Proben ganze Arbeit geleistet, es stimmt jede Phrasierung, es überzeugt jede Tempowahl und jede dynamische Entwicklung. Wie wichtig ist das doch besonders bei Beethoven, dessen Musik wie kaum eine andere eine Botschaft vermittelt! Um diese geht es Tobias Grabher bei all seinen Konzerten – und bei diesem ganz besonders.

Auch dank der großartigen Sängerinnen und Sänger wurde der Abend zu einem Erlebnis. (Bild: Lukas Grabher)
Auch dank der großartigen Sängerinnen und Sänger wurde der Abend zu einem Erlebnis.

Der Freiheitsgedanke steht in den beiden Werken „Egmont“ und „Fidelio“ im Fokus, und beide Male ist es eine Frau, die ihren Geliebten aus politischer Gefangenschaft befreien will. Egmonts Clärchen gelingt dies nicht, sie verliert ihr Leben. Leonore hingegen schafft in Männerkleidern unter dem Decknamen Fidelio diese unglaubliche Tat. Der alles überhöhende Schluss von Beethovens einziger Oper musste bei diesem Konzert wegbleiben, aus pragmatischen Gründen, denn man hätte einen Chor und noch weitere Soli gebraucht. So erlebte man nur das Kerkerbild des zweiten Aktes und abschließend die Leonoren-Ouvertüre Nr.III.

Diese Abrundung, mehr noch Besänftigung brauchte man als Zuhörer, denn was sich zuvor an Spannung aufbaute, war gewaltig. Insbesondere ist das zu danken der Darstellerin der Leonore, Jenni Hietala. Die 28-jährige Finnin wird mit der neuen Saison Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und gebietet über eine technisch makellos geführte Sopranstimme, die von Zartheit bis zu höchster Dramatik alles kann, zudem besticht sie mit großer Bühnenpräsenz. Ebenbürtig ist ihr Lukas Schmidt als Florestan, der die gefürchtet schwere Arie „In des Lebens Frühlingstagen“ bewunderungswürdig gut sang. Simonas Strazdas als Rocco überzeugte mit seinem wohlklingenden Bass. Einen ebensolchen besitzt auch Ejnar Čolakals als Pizarro, aber dem sympathischen Bosnier kauft man den Bösewicht nicht wirklich ab. Die szenische Einrichtung besorgte Mahour Arbabian, die auch als Korrepetitorin bei den Proben dabei war.

Unbedingt muss noch Hubert Dragaschnig genannt werden, der zusammen mit Augustin Jagg als Leiter des Theater Kosmos der Camerata Musica Reno nicht nur eine Heimstatt bietet, sondern auch im ersten Teil bei der Egmont-Musik Texte von Goethe und Grillparzer wunderbar rezitierte. Hier war auch schon Jenni Hietala als Clärchen zu hören.

Fazit: Junge Orchester und Konzertinitiativen gibt es im Ländle zurzeit viele, doch Tobias Grabhers Camerata Musica Reno ist unverzichtbar.

Anna Mika
Anna Mika
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