Harrisleer Labor (HaL)
Nach nur knapp zweijähriger Bauzeit nahm das KBA-Labor am 19.08.2021 seinen Wirkbetrieb auf. Kernstück sind zwei moderne Rollenprüfstände für Abgasmessungen, die neben reinen Fahrzeugprüfungen auch zur Kalibrierung der KBA-eigenen mobilen Abgasmessgeräte (PEMS) herangezogen werden. Darüber hinaus ist das Labor mit modernster Messtechnik und mit Klima- und IT-Anlagen ausgestattet. Der moderne Funktionsbau mit seinen 1.400 m² Bruttogrundfläche erfüllt zudem sämtliche energetische Anforderungen an heutige Neubauten.
Die heutige Fahrzeugtechnik ist ein hochkomplexes System, dessen Wesen durch ebenso komplexe wie anspruchsvolle Rechtsnormen reguliert wird. Dabei unterliegt der heutige Stand der Technik immer kürzeren Innovationszyklen, so dass auch die Untersuchungsmethoden einem stetigen Entwicklungsprozess unterliegen. Nicht nur die zunehmend strengeren Anforderungen im Bereich der Abgas- und Geräuschemissionen wie auch die Entwicklungen auf dem Gebiet des hochautomatisierten bis hin zum autonomen Fahren erfordern daher eine unabhängige, verlässliche und leistungsfähige staatliche Überwachung. In unserem KBA-Abgaslabor steht den hier beschäftigten Ingenieuren/Ingenieurinnen und Technikern die erforderliche Prüfinfrastruktur mit modernster Messtechnik sowie Klima- und IT-Anlagen zur Verfügung, um vielfältige Messungen für die Fahrzeugsicherheit und den Umweltschutz durchzuführen.
KBA-Präsident Richard Damm, 2021
Flensburg, 19. August 2021. Das Prüflabor des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) wurde heute nach rund 2-jähriger Bauzeit durch Richard Damm, Präsident des KBA im Beisein externer Gäste offiziell eröffnet.
Kernstück des Prüflabors in der Gemeinde Harrislee sind zwei moderne Rollenprüfstände für Abgasmessungen, die neben reinen Fahrzeugprüfungen auch zur Kalibrierung der KBA-eigenen mobilen Abgasmessgeräte (PEMS) herangezogen werden. Darüber hinaus ist das Labor mit modernster Messtechnik und mit Klima- und IT-Anlagen ausgestattet. Der moderne Funktionsbau mit seinen 1.400 m² Bruttogrundfläche erfüllt zudem sämtliche energetische Anforderungen an heutige Neubauten.
Richard Damm: „Dieses Prüflabor ist ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des KBA. Die Marktüberwachung durch das KBA erhält mit dem Labor eigene Messtechnik, die im Bereich der Abgasmessungen zum Einsatz kommen wird, und mit dem Blick auf die Entwicklung künftiger Fahrzeugtechnologien weitergehende Prüfungen ermöglicht.“
Das KBA steht bei der Marktüberwachung an der europäischen Spitze. Mit dem neuen Prüflabor baut das KBA seine Prüfkapazitäten weiter aus und setzt international Maßstäbe. In Zukunft werden in Harrislee und auf der Teststrecke in Leck auch alternative Antriebe und neue Technologien unter anderem im Bereich des autonomen Fahrens untersucht. Das KBA wird für die Entwicklung auf diesem Gebiet in Zukunft einen entscheidenden Beitrag leisten.
Ansprechpartner: Stephan Immen, Telefon: +49 461 316-1293
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Weitere Informationen im Faltblatt
Das Harrisleer Labor (HaL)PDF, 1MB, Datei ist nicht barrierefrei
Das KBA setzt bei den Untersuchungen der aus dem Feld stammenden Fahrzeuge portable Emissionsmesssysteme sowohl für gasförmige Schadstoffe (Gas-PEMS) als auch für Partikel (PN-PEMS) ein. Bei den Untersuchungen des Emissionsverhaltens nutzt das KBA zweiachsige Rollenprüfstände. Hier können die gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzyklen wie der NEFZ (neuer europäischer Fahrzyklus) und WLTC (Worldwide harmonised Light-Duty vehicles Test Cycle) unter gesetzlich vorgeschriebenen Umgebungsbedingungen (Lufttemperatur/-feuchte) nachgefahren werden. Auf dem klimatisierten Rollenprüfstand kann die Umgebungstemperatur darüber hinaus zwischen -20°C und +40 °C variiert werden. Die KBA-Untersuchungen erstrecken sich darüber hinaus auch auf Prüfzyklen, die im Fahrprofil von den gesetzlichen Vorgaben abweichen können. Auf diese Weise ist das KBA in der Lage, das Emissionsverhalten im Vergleich zum realen Fahrbetrieb und den Prüfungen unter Laborbedingungen zu analysieren. Weiterhin können die im realen Straßenverkehr gefahrenen Fahrprofile auf den Rollenprüfständen nachgefahren werden.
Eine weitere Prüfeinrichtung ist der versiegelte Raum zur Bestimmung der Verdunstungsemissionen (englisch „SHED“). Dieser wird benötigt, weil insbesondere Ottokraftstoffe dazu neigen, aus den Speicher- und Leitungssystemen der Fahrzeuge zu entweichen. Diese schädlichen HC (Kohlenwasserstoff) Emissionen und auch andere verdunstete Komponenten gilt es, zu erfassen und unter gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen zu bewerten. Die vollumfänglichen Kompetenzen des KBA werden durch die hauseigenen Softwareanalysen abgerundet, die die Motorsteuerungssoftware der Hersteller auf ihre Funktionen und etwaige Unzulässigkeiten untersuchen.
Abschließend ergibt sich durch die neue Rahmenverordnung (EU) 2018/858, die seit dem 1. September 2020 gilt, im Bereich der Produktprüfungen ein breiteres Aufgabenspektrum. Neue Technologien, wie etwa Fahrassistenzsysteme, teil- und vollautonome Fahrsysteme treten in den Vordergrund und werden einen immer größeren Anteil der Produktprüfungen des KBA einnehmen.
Das Grundmessprinzip der Emissionsmessung bei den Abgasrollenprüfständen ist die Vollstromverdünnung (CVS). Das Abgas vom Fahrzeug wird in einer definierten Messstrecke (Verdünnungstunnel) mit Umgebungsluft verdünnt. Durch die Verdünnung wird die relative Feuchte im Abgas gesenkt. Die Maßnahme ist notwendig, da einige Analysatoren eine Querempfindlichkeit mit Wasser aufweisen und so das Messergebnis beeinflussen könnten.
Das Fahrzeug folgt einem fest vorgegeben, je nach Testtyp variierenden, Geschwindigkeitsprofil. Dieses wird dem Fahrzeugführer auf einem Fahrerleitbildschirm angezeigt. Die Belastungsmaschinen des Rollenprüfstandes simulieren einen fahrzeugspezifischen Fahrwiderstand. Der Fahrtwindlüfter strömt das Fahrzeug mit der entsprechenden Fahrzeuggeschwindigkeit vorschriftenkonform von vorne an.
Die Analysatoren des Abgaslabors können sämtliche grenzwertbehafteten Abgasemissionen eines Fahrzeuges nachweisen und dessen Konzentration ermitteln.
In der Abbildung wird der technisch komplexe Zusammenhang der einzelnen Systemkomponenten eines Abgasrollenprüfstandes als Übersichtsblockbild dargestellt.