Mehr Selbstliebe, bitte!

Selbstbefriedigung: Das hat Masturbation mit Selbstliebe und Self-Empowerment zu tun

Irgendwie machen es doch alle. Oder? Selbstbefriedigung ist gesund und eigentlich kein Tabu mehr. Eigentlich. Trotzdem fällt es uns oft schwer, darüber offen zu sprechen. Wir geben deshalb alle Infos zum Thema Masturbation und beantworten Fragen, die man sich oft nicht traut zu stellen, und geben Tipps
Selbstbefriedigung
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Darum ist Selbstbefriedigung so wichtig für dich und deinen Körper

Seit das Thema Selbstliebe vor ein paar Jahren in den Fokus gerückt ist, wird auch mehr über Selbstbefriedigung gesprochen, darüber, wie wichtig und normal sie ist. Und das ist in der Theorie auch total super. Hat man als Kind aber gelernt, dass Selbstbefriedigung – vor allem als Frau – etwas ist, das man nicht macht, schwingt bei dem Gedanken daran oftmals doch noch eine gewisse Scham mit – und Fragen tauchen auf. Über das Thema Selbstbefriedigung sprechen wir nämlich bei Weitem nicht so offen wie über partnerschaftlichen Sex.

Mit Freund:innen sezieren wir oft jedes noch so kleine Detail unseres Sexlebens, aber wann geht es dabei schon mal um die eigenen Lieblingsstellungen beim Masturbieren oder die Frage, wie oft man es sich selbst macht? Dabei wäre das wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und Vergleichswerte zu sammeln. Denn mit diesem Wissen lässt sich das eigene Selbstbefriedigungs-Game noch mal um einige (Orgasmus)-Level heben. Wir finden deshalb: Selbstbefriedigung sollte denselben Stellenwert haben wie partnerschaftlicher Sex und nicht nur als eine Art Ersatzbefriedigung betrachtet werden.

Was ist Selbstbefriedigung?

Aber noch mal von vorne. Wenn wir über Selbstbefriedigung sprechen oder auch Masturbation, Onanie oder Autoerotik, sind damit alle Sexualpraktiken gemeint, die ohne Partner:in zur eigenen sexuellen Stimulation und Befriedigung führen sollen. Dabei gibt es nicht den einen richtigen Weg, sich selbst zu befriedigen. So wie beim partnerschaftlichen Sex hat jede:r seine/ihre eigenen Präferenzen, was Stellungen, Selbstbefriedigungstechniken, Orte, an denen man sich gerne selbst befriedigt, oder auch das Benutzen von Toys angeht. Bei der Selbstbefriedigung gilt also: Alles, was sich gut anfühlt, ist erlaubt. Herumexperimentieren, Dinge selbst auszuprobieren sollte deshalb auch bei der Masturbation dazugehören. Das macht nicht nur wahnsinnig viel Spaß, man lernt darüber hinaus seinen eigenen Körper kennen und das viel genauer als beim partnerschaftlichen Sex. Der sehr viel besser ist, wenn man genau weiß, worauf man steht – und worauf nicht.

Wieso ist Selbstbefriedigung so wichtig?

Sich selbst, den eigenen Körper und die eigenen Vorlieben kennenzulernen, macht Masturbation wichtig, insbesondere für Frauen. Immerhin kursierten jahrhundertelang die wildesten Mythen rund um die weibliche Sexualität. Beispielsweise das Vorurteil, Frauen hätten weniger Lust auf Sex als Männer. Oder, dass wir schwerer zum Orgasmus kommen. Dass das totaler Quatsch ist, wissen vor allem diejenigen unter uns, die sich regelmäßig selbst befriedigen. Übrigens auch ein hartnäckiges Klischee: Frauen sei Masturbation nicht so wichtig. Zwar stimmt es, dass Frauen nach wie vor weniger masturbieren als Männer, das liegt aber vor allem daran, dass einem als Mädchen beigebracht wurde, Masturbation wäre “Jungssache”. Sich als Frau selbst zu befriedigen hat also auch etwas mit Self-Empowerment zu tun, weil es einem hilft, seine eigene Sexualität zu erforschen, abseits von Blicken anderer und Vorurteilen.

Wir brechen das Tabu endgültig: Vorteile der Selbstbefriedigung

Selbstbefriedigung hat darüber hinaus viele weitere Vorteile, vor allem für die mentale Gesundheit, und ist nicht, wie ein veraltetes Vorurteil besagt, ungesund. Im Gegenteil!

Vorteile von Selbstbefriedigung: Stressabbau

Wir alle haben Stress. Viel zu viel Stress. Das allerbeste und effektivste Mittel dagegen ist Selbstbefriedigung. Denn beim Solo-Sex wird tonnenweise Oxytocin ausgeschüttet, die Geheimwaffe gegen Stress. Oxytocin ist ein Hormon, das auch als Kuschelhormon bezeichnet wird. Der Botenstoff hilft dabei, das Stresshormon Cortisol zu senken. Wer sich also mal gefragt hat, woher diese tiefe Ruhe nach dem Masturbieren kommt: Das ist Oxytocin, der beste Stresskiller überhaupt.

Vorteile von Selbstbefriedigung: Das Immunsystem wird gestärkt

Wissenschaftler:innen sind sich mittlerweile einig: Selbstbefriedigung ist gesund. Sehr sogar. Denn wer regelmäßig masturbiert, stärkt sein Immunsystem. Wie das funktioniert? Wie schon gesagt, sorgen das bei der Masturbation ausgeschüttete Oxytocin und auch Dopamin dafür, dass der Cortisol-Spiegel im Blut sinkt. Das schafft ideale Ausgangsbedingungen für das Immunsystem. Darüber hinaus wurde in Studien herausgefunden, dass nach einem Orgasmus die Anzahl der weißen Blutkörperchen deutlich steigt, insbesondere die Anzahl der natürlichen Killerzellen, die helfen, Infektionen abzuwehren. Wer also im Herbst kein Fan von Ingwertee ist, kann auf seinen Vibrator zurückgreifen.

Vorteile von Selbstbefriedigung: Orgasmen sind Stimmungsbooster

Neben Oxytocin werden beim Masturbieren zudem Endorphine, also Glückshormone ausgeschüttet, die einem quasi auf Knopfdruck gute Laune machen. Das Geniale an Endorphinen: Die Botenstoffe sind ziemlich hartnäckig und knacken auch das übelste Stimmungstief.

Vorteile von Selbstbefriedigung: Man schläft besser

Es erstaunt also auch nicht, dass man, nachdem man masturbiert hat, besser schläft. Orgasmen, auch selbst erzeugte, funktionierten aufgrund ihrer stressmindernden Wirkung als zuverlässiges Schlafmittel. Wer Probleme mit dem Einschlafen hat, weil das Kopfkino nicht ausgehen will, sollte öfter selbst Hand anlegen. Das ist auf jeden Fall ein spaßbringenderer Weg, in den Schlaf zu finden, als Hörspiele oder Schäfchen zählen.

Selbstbefriedigung: 5 Tipps für mehr Selbstliebe

Wer neue Seiten an sich bei der Selbstbefriedigung entdecken will, für den haben wir fünf Tipps, mit denen das gelingen kann:

5 Tipps für mehr Selbstliebe: sich nicht bewerten

Das größte Problem, dass wir mit Selbstbefriedigung haben, ist, dass wir uns ständig dabei bewerten. Wir bewerten unsere Körper und wie sie dabei aussehen, wir bewerten, was wir tun, wie wir es tun und dass wir es überhaupt tun. Wir bewerten außerdem, ob und wie wir zum Orgasmus kommen. Daran sollten wir arbeiten. Wer Scham während oder nach der Masturbation empfindet oder auch das Ganze nur schnell über die Bühne bringen will, sollte versuchen, den Kopf auszuschalten und nur zu beobachten: Was fühlt sich gut an, was fühlt sich nicht gut an? Gibt es etwas, dass ich anturnend finde, mich aber vielleicht nicht traue auszuprobieren? Kann ich heute überhaupt kommen oder drückt Stress auf meine Libido? Der weibliche Körper ist ein Wunderwerk mit unzähligen Lustzentren, die unsere Aufmerksamkeit verdienen, ohne dabei beurteilt zu werden. Wir verdienen es, liebe- und lustvoll mit uns selber zu sein.

5 Tipps für mehr Selbstliebe: sich Zeit nehmen bei der Masturbation

Manchmal will man einfach nur Druck ablassen, insbesondere dann, wenn vor dem Eisprung die Hormone verrückt spielen, und das ist völlig okay. Wer sich aber ab und an Zeit nimmt, kann seinen Körper neu kennenlernen. Man kann sich beispielsweise einen Porno anmachen, sich etwas Schönes anziehen, sich ein Bad einlassen; Masturbation ist keine Nebensache und kann und sollte zelebriert werden. Der Gedanke erscheint möglicherweise zunächst etwas seltsam, aber vielleicht auch nur, weil wir nie gelernt haben, wie wir richtig gut zu uns selbst sein können.

Im Übrigen ist es völlig normal, sich regelmäßig selbst zu befriedigen, auch wenn man in einer festen Partnerschaft ist. Gerade dann ist es umso wichtiger, sich auch mal Zeit nur für sich zu nehmen und nicht nur schnell zu masturbieren, wenn der:die Partner:in mal eben zum Supermarkt um die Ecke geht. Es ist in Ordnung, sich um sich selbst zu kümmern. Regelmäßig zu masturbieren sagt nichts über die Beziehung oder das Sexleben aus, es bedeutet auch nicht, dass man seine:n Partner:in nicht mehr anziehend findet, wenn man regelmäßig masturbiert. Selbstbefriedigung ist eine Form der Selbstliebe.

5 Tipps für mehr Selbstliebe: Es ist okay, sich mehrfach am Tag zu befriedigen

Insbesondere, wenn es um die Quantität bei der Selbstbefriedigung geht, urteilen wir schnell. Dabei ist es völlig normal, wenn man sich mehrmals am Tag selbst befriedigt. Insbesondere vor dem Eisprung kann es Phasen geben, in denen man so horny ist, dass man die Wände hochgehen könnte. Anstatt dabei Hintergedanken zu haben und sich zu fragen, ob das nun “normal” ist, sollte man seinen Körper für alles, was er monatlich leistet, danken und die Lust, die man hat, annehmen. Selbstbefriedigung wird erst dann zum Problem, wenn sie anfängt, den Alltag zu bestimmen und man beginnt, seine Tage danach auszurichten.

5 Tipps für mehr Selbstliebe: Es ist okay, sich phasenweise gar nicht selbst zu befriedigen

Auf der Gegenseite gibt es auch Phasen, in denen man überhaupt keine Lust hat, sich selbst zu befriedigen. Das ist genauso okay. Auslöser hierfür können Hormone sein, so wie in der Zeit nach dem Eisprung, in der das Östrogen-Level sinkt, oder auch Stress. Zwar kann Selbstbefriedigung dabei helfen, das Stresslevel zu senken, das geht jedoch nur, wenn der Stress die Libido nicht komplett auf null setzt. Wer das Gefühl hat, dass diese Phase zu lange anhält, kann bei Gynäkolog:innen Hormontests machen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass kein physisches Problem vorliegt. Zunächst sollte man einer vorübergehenden Lustlosigkeit aber nicht zu viel Bedeutung beimessen.

5 Tipps für mehr Selbstliebe: Wir sollten Selbstbefriedigung wie partnerschaftlichen Sex behandeln

Zu guter Letzt sollten wir Selbstbefriedigung nicht als Nebensache betrachten oder als etwas, das man nur macht, wenn man keine:n Partner:in hat. Masturbation verdient einen sehr viel höheren Stellenwert, weil sie eben nicht nur eine Ersatzbefriedigung ist oder irgendetwas Halbes. Solo-Sex existiert losgelöst von partnerschaftlichem Sex und ist eine der bedeutendsten Formen der Selbstliebe.