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„Trotzdem ärgert einen das als Schwaben“: Özdemir scherzt über seinen Wärmepumpen-Kauf

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Der Ampel droht das nächste Ziel zu entgleiten – diesmal in Sachen Wärmepumpe. Minister Cem Özdemir hadert auch privat. Wenngleich mit Augenzwinkern.

Cem Özdemirs Sommertour führte den Grünen-Minister am Montag nach Mecklenburg-Vorpommern. Einer seiner Gesprächspartner: ein Dachdecker, der sein Geschäft in den letzten Jahren zunehmend energieautonom umgestaltet hat. Der Handwerker Steffen Huber setzt auf Solarenergie und Elektromobilität und bietet als Gebäudeenergieberater „Leistungen für nachhaltiges Wohnen“ an, einschließlich „Smart Home“-Systemen.

Auch dabei in Mecklenburg-Vorpommern ist Till Backhaus (SPD), der Landwirtschaftsminister des nördlichen Bundeslands. Der SPD-Mann erklärt, dass eine energetische Sanierung eines Hauses ab 45.000 Euro möglich sei, einschließlich Photovoltaik und Wärmepumpe. Handwerker Huber fügt hinzu: „Die Fördersätze sind mittlerweile echt gut.“ Özdemir stimmt zu – und liefert einen Lacher.

Cem Özdemir auf Sommerreise in Mecklenburg-Vorpommern
Cem Özdemir auf Sommerreise in Mecklenburg-Vorpommern – auch ein Besuch in einer Obstmosterei stand auf dem Plan. © Jens Büttner/picture-alliance/dpa

„Ich gehöre noch zu denen, die sie zu den alten Preisen gekauft haben“, berichtet der Grüne. Backhaus entgegnet, dass Özdemir in der Lage sei, sich das zu leisten. „Trotzdem ärgert einen das als Schwaben“, antwortet der Minister mit einem Augenzwinkern. Die aktuellen Zahlen in Sachen Wärmepumpe fallen für die Ampel-Koalition allerdings zwiespältig aus.

Wärmepumpen-Absatz in Deutschland bricht ein: nächster Rückschlag für die Ampel

Denn in den letzten Jahren hat die Beliebtheit von Wärmepumpen zwar zugenommen. Der Bundesverband Wärmepumpe (bwp) verzeichnete jedes Jahr einen neuen Verkaufsrekord. Doch 2024 begann anders: „Im Gegensatz zu 2023 startete 2024 mit einem Nachfragerückgang für Wärmepumpen“, schreibt der Verband auf Anfrage von IPPEN.MEDIA.

Bis Mai wurden demnach 52 Prozent weniger Wärmepumpen verkauft als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. In absoluten Zahlen waren es nach fünf Monaten nur 76.000 Wärmepumpen. Das ist ein Rückschlag für die Pläne der Bundesregierung, die für dieses Jahr mindestens 500.000 Wärmepumpen als Ziel gesetzt hatte. Aktuell scheint das unrealistisch.

Habecks Heizungs-Wirren wirken nach: „Wartehaltung vieler Hausbesitzer“

Der Verband sieht mehrere Gründe für die Entwicklung; einer davon ist der Blick auf den Ukraine-Krieg. „Noch vor zwei Jahren haben sich Endverbraucher große Sorgen über die Preis- und Versorgungssicherheit bei Gas und Öl gemacht. Daher stieg die Nachfrage nach Wärmepumpen an, weil diese bekanntlich die kostenlose Umweltwärme nutzen“, erklärt der Verband. „Diese Sorge bei der Versorgungssicherheit besteht bei vielen derzeit nicht mehr, obwohl Gaspreise zwar gesunken, aber doch abhängig von der Weltlage ziemlich instabil geworden sind.“

Darüber hinaus „werden CO₂-Preise weiter ansteigen“, prognostiziert der Verband. „Ab 2027 möglicherweise auch sprunghaft durch den europäischen Zertifikatehandel.“ Ein weiterer Faktor sei der Zoff um das Heizungsgesetz. „Die Diskussion rund um das Gebäudeenergiegesetz und die kommunale Wärmeplanung zusammen mit einigen Falschinformationen in verschiedenen Medien haben zu einer großen Verunsicherung und einer Wartehaltung vieler Hausbesitzer geführt.“

Die Ampel-Koalition hatte 2023 lange über das Gebäudeenergiegesetz diskutiert. Der umstrittene Begriff „Habecks Heiz-Hammer“ machte deutschlandweit Schlagzeilen. Den ersten Gesetzesentwürfen zufolge sollten ab 2024 keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen, was auf massive Kritik stieß. Nun soll ab spätestens 2028 jede neu installierte Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Verband hofft auf Wärmepumpen-Comeback

Trotz des aktuellen Rückgangs ist der Bundesverband Wärmepumpe zuversichtlich, dass Wärmepumpen langfristig auf dem Vormarsch sein werden. „Mit den Fördermaßnahmen des Bundes und auch der Länder ist der Heizungstausch in diesem Jahr besonders attraktiv. Daher gehen wir davon aus, dass die Absatzzahlen langfristig wieder steigen werden.“ Optimistisch äußerte sich auch Vaillant-Chef Tillmann von Schroeter im Interview mit IPPEN.MEDIA.

Die Bundesregierung unterstützt den Umstieg auf Wärmepumpen erheblich. Als Özdemir seine Wärmepumpe kaufte, gab es dieses Modell noch nicht. Grundsätzlich werden 30 Prozent der Anschaffungskosten übernommen. Wer bis 2028 seine alte Öl- oder Gasheizung austauscht, erhält zusätzlich 20 Prozent. Haushalte mit einem zu versteuernden Einkommen von weniger als 40.000 Euro pro Jahr erhalten weitere 30 Prozent. Die Boni können kombiniert werden, die Förderung beträgt jedoch maximal 70 Prozent der Kosten. Ein Nachteil: Obwohl man die Förderung bereits beantragen kann, kann es Monate dauern, bis sie ausgezahlt wird. (as)

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