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Traditionsfirma insolvent: 208 Jahre Historie drohen zu enden

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Die erste 20 Minuten Zeitung nach dem Redesign wurde im Tamedia Druckzentrum produziert.
Die Druckerei Kaufmann musste Insolvenz anmelden. (Symbolbild) © IMAGO/Taddeo Cerletti

Die Existenz der Druckerei Kaufmann ist in Gefahr. Trotz Führung durch die sechste Generation könnte die ausgedehnte Historie bald vorbei sein.

Lahr/Offenburg – Die Druckerei Kaufmann, ansässig in Lahr (Baden-Württemberg), hat am 9. Juli 2024 Insolvenz beim Amtsgericht Offenburg beantragt. Dies wurde in einer Pressemitteilung des Unternehmens bekannt gegeben. Die Pleite des Traditionsbetriebs ist auf eine Reihe von Krisen in den letzten Jahren zurückzuführen: die Corona-Pandemie, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Branchenkonsolidierung durch die fortschreitende Digitalisierung. Spezialisiert auf Zeitschriften und Kataloge, beschäftigt das Druckhaus Kaufmann in Lahr 180 Mitarbeiter.

Traditionsunternehmen ist insolvent: 208 Jahre Geschichte

Die Druckerei Kaufmann, ein Traditionsunternehmen mit einer 208-jährigen Geschichte, ist nun insolvent. „1816 legte unser Ur-Ur-Ur-Großvater Ernst Kaufmann mit der Gründung einer Steindruckerei und Leihbibliothek den Grundstein für unser modernes vollstufiges Druckunternehmen in Lahr“, so die Firmenwebseite. Heute wird das Unternehmen von Markus Kaufmann, einem Nachkommen in der sechsten Generation, geführt.

Die lange Firmengeschichte könnte nun jedoch ein Ende finden, sollte es dem Insolvenzverwalter Thorsten Schleich von der Kanzlei Schleich & Partner mbB Rechtsanwälte nicht gelingen, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Seit dem Frühjahr dieses Jahres befindet sich die Druckerei bereits in Kurzarbeit, da die Auftragslage in der aktuellen Wirtschaftssituation immer weiter zurückgegangen ist oder sogar komplett eingebrochen ist, wie das Unternehmen berichtet.

Zahl der Insolvenzen steigt: Rettung immer komplizierter

Leider ist das Druckhaus Kaufmann nicht das einzige Unternehmen, das derzeit mit der wirtschaftlichen Situation zu kämpfen hat. Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, ist die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41 Prozent gestiegen. „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erläutert Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.

Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können. Doch übermäßige Regulierung, hohe Energiepreise und Steuern, mangelhafte Infrastruktur und unzuverlässige Förderprogramme bremsen die erforderliche Transformation. Deutschland ist aktuell zu träge. Das zeigt sich in den wachsenden Insolvenzzahlen.

Zu den großen Insolvenzen der letzten Wochen und Monate zählen unter anderem die Modekette Esprit und Galeria Karstadt Kaufhof, aber auch mehrere Unternehmen in der Zuliefererbranche, die sich den Herausforderungen der Transformation von Verbrennungsmotoren zu Elektroautos stellen müssen.

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