Die Präsidentschaftswahl der USA beginnt schon im Frühjahr 2024. Bei den Vorwahlen entscheidet sich, welche Kandidatinnen und Kandidaten um den Einzug ins Weiße Haus kämpfen.
Washington, D.C. – Wer wird der nächste Präsident der USA? Am 5. November 2024 bestimmen die US-Bürgerinnen und Bürger die politische Zukunft ihres Landes. Doch dem Tag der Entscheidung geht ein langer Präsidentschaftswahlkampf voraus: Das Wahljahr 2024 startete bereits im Januar mit den Vorwahlen, es folgen weitere Wahlkampftouren im Frühjahr, Parteitage und TV-Präsidentschaftsdebatten im Sommer bis es schließlich zum Wahltag im November 2024 kommt.
Bereits Ende 2023 haben Demokraten und Republikaner intensiv damit begonnen, sich auf die richtungsweisende Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 vorzubereiten. Die amerikanische Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren tief gespalten und die politische Kluft zwischen den beiden führenden Parteien ist immer größer geworden. Doch auch innerhalb der „Parties“ rumort es, und die beiden Zugpferde, Ex-Präsident Donald Trump und Amtsinhaber Joe Biden, erhalten längst keinen uneingeschränkten Rückhalt mehr aus den eigenen Reihen. Während gegen Trump diverse Strafverfahren in mehreren Bundesstaaten laufen, leidet Bidens Image unter den schweren Vorwürfen gegen den umtriebigen Sohn Hunter Biden. Es wird sich zeigen, welche Kandidaten und Kandidatinnen schließlich bei der US-Wahl 2024 um das Amt des 60. US-Präsidenten kämpfen.
Wer darf bei der US-Wahl 2024 wählen?
Alle vier Jahre entscheidet sich in den USA wer als Präsident oder Präsidentin ins Weiße Haus einzieht. Bei der US-Wahl 2024 am 5. November dürfen alle Bürgerinnen und Bürger ohne Vorstrafen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und ihren Wohnsitz in einem der 50 Bundesstaaten angemeldet haben, in eine Wahlkabine gehen – und dort ihre Stimme abgeben. Während in Deutschland alle Wahlberechtigten per Brief zur Wahlteilnahme aufgefordert werden, müssen sich US-Bürgerinnen und US-Bürger erst für die Wahl registrieren und sich in Eigeninitiative in das jeweilige Wahlregister eintragen lassen.
Bei der 60. Präsidentschaftswahl der Vereinigten Staaten im November 2024 wird in 50 US-Staaten und dem District of Columbia gewählt. Zwar unterscheiden sich der Registrierungsvorgang und die Fristen in den einzelnen Bundesstaaten, der Termin zur Präsidentschaftswahl ist jedoch immer auf den ersten Dienstag im November festgelegt. Trotzdem wird das Stimmrecht in den USA nur selten von mehr als 60 Prozent der Bevölkerung genutzt. Mit 66,3 Prozent Wahlbeteiligung erreichte das Duell bei der US-Wahl 2020 zwischen Biden und Trump einen Höchstwert seit der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 1900.
Die verhältnismäßig magere Stimmbeteiligung hat das Wahlsystem selbst zu verschulden. Immer wieder gibt es Kritik an unorganisierten Wahlvorgängen. Stundenlanges Anstehen vor Wahllokalen, defekte Wahlmaschinen, Engpässe bei Stimmzetteln oder zu spät eingetroffene Briefwahlunterlagen sind Teil des Problems und nehmen der Bevölkerung die Wahlmotivation. Außerdem handelt es sich beim Tag der Präsidentschaftswahl immer um einen Arbeitstag unter der Woche. Da es keine durch den Arbeitgeber bezahlte Freistellung gibt, können viele ihr Recht auf Stimmabgabe nicht wahrnehmen.
Wie läuft die US-Wahl 2024 ab?
Die Wahl in den USA ist ein komplizierter Prozess. Der Ablauf lässt sich grob in drei Phasen unterscheiden. Dazu zählen die Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl im Frühjahr. Bei der US-Wahl 2024 beginnen diese bereits am 22. Januar. Anschließend folgt die Hauptwahl am ersten Dienstag nach dem 1. November. 2024 Jahr fällt der Wahltag auf den 5. November. Die dritte Phase ist die Stimmauszählung bei der alle abgegeben Stimmen der 50 Bundesstaaten ausgewertet werden. Die offizielle Bekanntgabe des Gewinners oder der Gewinnerin erfolgt im neuen Jahr am 6. Januar 2025.
Die Vorwahlen sind der erste Meilenstein auf dem Weg der US-Wahl. Sie dienen dazu, die Kandidaten der großen Parteien zu bestimmen und sicherzustellen, dass sie von der Bevölkerung akzeptiert werden. Die Vorwahlen finden im Frühjahr des Wahljahres statt. Je nach Bundesstaat gibt es unterschiedliche Systeme, wie bei den Vorwahlen abgestimmt wird. Letztlich wird in jedem Bundesstaat eine Delegation gewählt, die auf eine kandidierende Person eingeschworen ist. Die gewählten Delegationen fahren dann zu den Nominierungsparteitagen im Sommer des Wahljahres, um endgültig den oder die Präsidentschaftskandidat:in ihrer Partei zu küren.
Nach dem Abschluss der Vorwahlen beginnt der Wahlkampf für die Hauptwahl im November 2024. Die gewählten Präsidentschaftskandidatinnen und Präsidentschaftskandidaten sammeln nun Wählerstimmen und treten in TV-Duellen gegeneinander an.
Bei der US-Wahl handelt es sich um eine indirekte Mehrheitswahl, das heißt die Stimmen aller wahlberechtigter Personen fließen zunächst in die Zusammensetzung einer Volksvertretung. Diese Vertreterinnen und Vertreter sind Wahlleute des Wahlkollegiums („Electoral College“). Ihre Stimmen entscheiden am zweiten Mittwoch im Dezember, nach der bürgerlichen Wahl, über das neue Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten. Das „Electoral College“ setzt sich aus 538 Wahlleuten zusammen, die auf die Bundesstaaten verteilt sind. Bei der Wahl im Dezember gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip. Der Kandidat oder die Kandidatin mit den meisten Stimmen in einem Staat erhält alle Wahlleute, der unterlegene Kandidat oder die unterlegene Kandidatin geht in diesem Staat leer aus.
Sobald das sogenannte Electoral College gewählt hat, erfolgt in Staat für Staat die Stimmauszählung. Nach der Auszählung erfolgt die Bekanntgabe des neuen Präsidenten oder der neuen Präsidentin, sowie dessen Vize. Nach der Vereidigung wird das neue Staatsoberhaupt in das Amt eingeführt, üblicherweise am 20. Januar.
US-Wahl 2024: Was sind „Swing States“?
Während der US-Wahl ist häufig eine Karte der Vereinigten Staaten zu sehen, bei der die Bundesstaaten rot oder blau eingefärbt sind. Die Farben zeigen, ob in einem Bundesstaat die demokratische (blau) oder die republikanische Partei (rot) dominiert. In den meisten US-Bundesstaaten ist schon im Vorhinein klar, auf welcher Seite die Mehrheit der Bevölkerung steht. Als „sichere Bank“ für die Republikaner gelten Staaten wie Alaska, Kansas oder Nebraska, während die Demokraten in Illinois, Kalifornien oder New York seit vielen Jahren deutlich gewinnen.
Anders sieht es dagegen in Staaten aus, in denen von vornherein niemand mit einer Mehrheit rechnen kann, wie beispielsweise Florida, North Carolina oder Staaten des industriellen Kerns („Rust Belt“) wie Michigan, Ohio, Pennsylvania oder Wisconsin. Diese werden daher auch als „Swing States“ oder sogar Battleground States bezeichnet. Hier wird der Wahlkampf besonders intensiv geführt.
Kandidatinnen und Kandidaten - wer tritt bei der US-Wahl 2024 an?
Möchte ein Präsident oder eine Präsidentin nach seiner/ihrer ersten Amtszeit erneut für das Amt kandidieren, so wird diesem Vorhaben in der Regel nichts entgegengesetzt – und die Person wird direkt als Präsidentschaftskandidat oder Präsidentschaftskandidatin festgelegt.
Wer bei den 60. Präsidentschaftswahlen der USA in Rennen geschickt wird, steht noch nicht fest. Offiziell gekürt werden die Kandidaten erst bei den Parteitagen der Demokraten und Republikaner im Sommer. Die Würfel sind aber im Grunde schon bei den Vorwahlen im Frühjahr 2024 gefallen.
Wahrscheinlicher Kandidat der Demokraten: Joe Biden
Der amtierende Präsident und Demokrat Joe Biden ist bereits jetzt der älteste amtierende Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Am Ende einer zweiten Amtsperiode wäre er 86 Jahre alt. „Jede Generation hat einen Moment, in dem sie sich für die Demokratie einsetzen muss. Um für ihre Grundfreiheiten einzustehen. Ich glaube, dass dies der unsere ist“, schrieb er im April 2023 in einer Mitteilung. „Deshalb kandidiere ich für die Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Schließen Sie sich uns an. Lassen Sie uns die Arbeit zu Ende bringen.“
Sowohl die demokratischen Wählerinnen und Wähler als auch die Parteimitglieder stehen der Wiederwahl ihres amtierenden Präsidenten skeptisch gegenüber. Das zeigte unter anderem eine Meinungsumfrage des US-Senders NBC. Unter der demokratischen Wählerschaft sind mit 51 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten gegen eine Wiederaufstellung des 81-Jährigen. Als Grund wurde häufig das hohe Alter des Demokraten genannt. Auch innerparteilich wird über Biden diskutiert. Außer seinem Alter sorgten auch Imageschäden durch Skandal-Sohn Hunter Biden für sinkende Umfragewerte. Auch seine Politik im Israel-Gaza-Krieg stößt vor allem bei jungen Leuten auf Ablehnung. Dennoch konnte sich Biden bereits im März 2024 die nötige Zahl an Delegierten für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat sichern.
Weitere mögliche Kandidatinnen und Kandidaten der Demokraten:
- Marianne Williamson: Marianne Williamson zählt zur parteiinternen Opposition. Die Autorin hat Anfang März 2023 ihre Bewerbung für den Posten im Weißen Haus bekannt gegeben. Es ist ihr zweiter Versuch, nachdem sie sich bereits 2020 für das Präsidentenamt beworben hat. Damals schied sie aufgrund schlechter Umfragewerte bereits bei den Vorwahlen aus. Diesmal schied sie zunächst am 7. Februar 2024 aus dem Rennen aus, änderte aber am 28. Februar wieder ihre Meinung. Noch immer bewirbt sie sich also offiziell um die Nominierung beim Parteitag im August.
- Jason Palmer: Der Geschäftsmann gab seine Kandidatur am 10. November 2023 bekannt. Bei den Vorwahlen konnte er sogar drei Delegiertenstimmen gewinnen.
Wahrscheinlicher Kandidat der Republikaner: Donald Trump
Seit Ende 2022 steht fest, dass Ex-Präsident Donald Trump erneut bei der Präsidentschaftswahl antreten wird. In seinem Privatanwesen Mar-a-Lago ließ Trump seinen alten Wahlslogan wiederaufleben. Er will „Amerika wieder groß machen“: „Bald werden wir wieder eine großartige Nation sein. […] Amerikas Comeback beginnt genau jetzt“. Im Jahr 2020 hatte Trump eine Wiederwahl gegen Biden verloren. Auch Trump konnte sich bereits im März die nötige Zahl an Delegierten für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat sichern.
Andere Kandidatinnen und Kandidaten bei der US-Wahl 2024
In den USA gelten Präsidentschaftsbewerber, die nicht an eine der beiden Parteien gebunden sind, als aussichtslos. Sie können dennoch bei den oft knappen Wahlausgängen um das Weiße Haus den Kandidaten der Demokraten und Republikaner entscheidende Prozente streitig machen. Das könnte auch bei der anstehenden Wahl so sein. Hier die Namen derjenigen, die als Unabhängige oder für andere Parteien bei der US-Wahl antreten wollen.
- Robert F. Kennedy: Als stärkster Konkurrent von Biden und Trump gilt Robert F. Kennedy Jr., Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Der 70-Jährige war jahrzehntelang selbst Demokrat, entfernte sich zuletzt jedoch von der Partei und sagte sich im Oktober 2023 ganz von den Demokraten los, als er seine Präsidentschaftsbewerbung als Parteiloser verkündete. Kennedy gilt als erklärter Impfgegner. Kennedy muss versuchen, auf eigene Faust in allen 50 Staaten die nötigen Voraussetzungen zu erfüllen, um auf die Wahlzettel zu gelangen.
- Chase Oliver: Der Politiker der Libertarian Party gab seine Kandidatur am 4. April 2023 bekannt.
- Jill Stein: Die Präsidentschaftskandidatin der Grünen, die schon 2016 antrat, gab ihre Kandidatur am 9. November 2023 bekannt.
- Randall Terry: Der Anti-Abtreibungsaktivist wurde am 27. April 2024 von der Constitution Party als Kandidat nominiert.
- Cornel West: Der Philosoph und Aktivist tritt ebenso wie Kennedy als unabhängiger Kandidat an.
Kalender: Das sind die Termine der US-Wahl 2024
Die Termine zur Präsidentschaftswahl 2024 im Überblick:
- Vorwahlen: 22.01. bis 04.06.2024
- Erste TV-Debatte zwischen Biden und Trump: 27.06.2024 in Atlanta
- Parteitag der Republikaner („National Convention“): 15. bis 18.07.2024
- Parteitag der Demokraten („National Convention“): 19. bis 22.08.2024
- Zweite TV-Debatte zwischen Biden und Trump: 10.09.2024 (Ort noch unklar)
- Wahltag („Election Day“): 05.11.2024
- „Electoral College“: 16.12.2024
- Offizielle Bekanntgabe des Gewinners/der Gewinnerin: 06.01.2025
Wer wird Präsident bei der US-Wahl 2024?
Auch wenn die Parteitage noch ausstehen, dürfte an Biden und Trump kein Weg vorbeiführen. Bei dem Rennen zwischen Trump und Biden würde es sich um die erste Neuauflage eines Duells ums Weiße Haus mit denselben Kandidaten seit rund 70 Jahren handeln. Zuletzt traten in solch einer Konstellation der Republikaner Dwight D. Eisenhower und der Demokrat Adlai Stevenson 1952 und 1956 gegeneinander an. Eisenhower wurde beide Male zum US-Präsidenten gewählt. Repräsentative Umfragen aus den USA sehen derzeit ein Duell auf Augenhöhe zwischen Trump und Biden. Beide Politiker erhalten derzeit jeweils rund 45 Prozent Zustimmung aus der Bevölkerung.
Wie oft darf man in den USA Präsident werden?
Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika legt in seinem 22. Zusatzartikel fest, dass keine Person mehr als zweimal zum Präsidenten oder zur Präsidentin gewählt werden darf. Das war nicht immer so: Der demokratische Präsident Franklin D. Roosevelt regierte beispielsweise von 1932 bis 1945. Er wurde insgesamt viermal gewählt. Roosevelt war damit der einzige Präsident der länger als zwei Wahlperioden im Amt war. Die verfassungsrechtliche Begrenzung auf zwei Amtszeiten wurde erst im Jahr 1951 vom US-Kongress und der Mehrheit der Bundesstaaten beschlossen. Für den Vizepräsidenten gilt diese Beschränkung übrigens nicht.
Die verfassungsrechtliche Beschränkung wurde eingeführt, um keinen Diktator auf Lebenszeit an der Macht zu haben. Allerdings kann das amerikanische Parlament, also Senat oder Kongress, den Präsidenten nicht einfach abwählen. Nur ein Amtsenthebungsverfahren, genannt „Impeachment“, kann den amerikanischen Präsidenten stürzen.
Wann tritt der Gewinner US-Wahl 2024 sein Amt an?
Das Ergebnis der Stimmauszählung wird am 6. Januar 2025 verkündet. Am 20. Januar 2025 endet die Amtszeit von Joe Biden. Am gleichen Tag wird um 12.00 Uhr der neugewählte Präsident beziehungsweise die neugewählte Präsidentin feierlich in sein beziehungsweise ihr Amt eingeführt. Üblicherweise wird das Amt vom vorherigen Staatsoberhaupt übergeben. (aa)
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