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Eintracht-Kapitän Sebastian Rode: Momente für die Ewigkeit

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Ein Bild aus vergangenen Tagen: Den Fußballer Sebastian Rode wird es so nicht mehr geben.
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Den Fußballer Sebastian Rode wird es so nicht mehr geben. © IMAGO/HMB-Media

Der große Sportsmann Sebastian Rode verlässt die Bühne, will jetzt sein Leben genießen und irgendwann zur Eintracht zurückkehren.

Es ist nicht vielen Fußballprofis vergönnt, quasi mit dem letzten Schuss, dem letzten Torerfolg die aktive Spielerkarriere zu beenden. Ist ja auch höchst unwahrscheinlich so was. Doch Sebastian Rode, der mittelgroße Blonde von der Bergstraße, hat es gepackt. In seinem allerletzten Spiel für die Frankfurter Eintracht, die er als stolzer Kapitän durch die Bundesliga und Europa führte, schnappte er sich die Kugel, der Schiedsrichter hatte auf Strafstoß entschieden, die Partie war so gut wie rum, dieser eine Schuss, und das würde es gewesen mit der alten Saison. Mit der Karriere. Mit einem Lebensabschnitt. Mit eineinhalb Jahrzehnten Profifußball.

Sebastian Rode also lief an, schaute kurz auf und schob die Kugel mit rechts nach rechts unten ins Eck. Danach breitete er die Arme aus – und ließ sich abfeiern. Erst von den Mitspielern, dann von den Fans. Hat er sich verdient, ach was, hat sich keiner so verdient wie Sebastian Rode.

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Okay, es war jetzt nicht mehr die ganze große Bühne von der er da mit seinem Treffer vom Punkt abtrat, es war das letzte Freundschaftsspiel nach der Saison, das die Hessen in der Region bestritten. Doch irgendwie war sein Elfertor zum 13:1 gegen den Amateurligisten Germania 94 doch ein schöner Schlussakkord, vielleicht sogar ein bisschen kitschig.

Sehr kitschig und sehr emotional war es im Mai nur wenige Tage zuvor im Waldstadion, als der 33-Jährige gemeinsam mit dem 40 Jahre alten Makoto Hasebe von fast 60 000 Menschen in den fußballerischen Ruhestand verabschiedet wurde. Ein paar Minuten durften beide noch mittun im letzten Spiel gegen Leipzig, es war ein Abend der großen Gefühle, ein Abend des Abschieds und der Tränen. Noch eine Stunde nach dem Abpfiff, als Seppl Rode im sterilen Presseraum der Arena auf dem Podium hockte, grell ausgeleuchtet von blendenden Schweinwerfern, stockte die Stimme, die Augen feucht. „Diesen Tag werde ich niemals in meinem Leben vergessen.“

Rode verkörperte den Verein wie kein anderer

Neun Jahre hat der Südhesse für die Eintracht gespielt, er verkörperte den Verein wie kein anderer, er war sich nie für einen Zweikampf zu schade, hat jede noch so schwere Verletzung weggesteckt, und von denen hatte er unzählige, er hat sich aufgeopfert und seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Er ist das, was man ein leuchtendes Vorbild, eine Identifikationsfigur nennt, einer dieser Typen, die aussterben.

Eintracht-Zeugnis

Mit Kapitän Sebastian Rode endet nun das FR-Klassenbuch (Note 3-), das die 27 Eintracht-Spieler in loser Reihenfolge über den Sommer hinweg abbildete. Hier noch einmal die Kategorisierung der einzelnen Fußballer im Überblick.

Primus: Sebastian Rode, Makoto Hasebe.

Musterschüler: Omar Marmoush.

Zweite Reihe: Robin Koch, Hugo Ekitiké, Mario Götze, Hugo Larsson, Willian Pacho, Kevin Trapp, Ansgar Knauff.

Hinterbänkler: Fares Chaibi, Tuta, Eric Dina Ebimbe, Ellyes Skhiri, Philipp Max, Niels Nkounkou, Jean-Matteo Bahoya.

Sitzenbleiber: Hrvoje Smolcic, Aurelio Buta, Donny van de Beek.

Es fehlte entschuldigt: Sasa Kalajdzic.

Zu viele Fehlstunden: Nacho Ferri, Timothy Chandler, Jens Grahl, Elias Baum, Nnamdi Collins, Kaua Santos.

In dieser Saison konnte er wegen seiner schwer geschädigten Kniegelenke mal wieder kaum spielen, schuftete in der Reha, er fehlte dem im Umbruch befindlichen Team an allen Ecken und Enden, genau so einen Klebstoff-Spieler, ein verbindendes Element braucht es, wenn die Gruppe bröckelt. Allen Ernstes entschuldigte er sich dafür: „Diese Mannschaft hätte einen anderen Kapitän gebraucht als einen, der so oft fehlte.“ Ein typischer Seppl Rode. Hochmut ist ihm fremd, Starkult ebenfalls, er ist bescheiden und anständig, behandelt jeden Menschen gleich.

Kapitän Rode hat die Eintracht geprägt, er hat ihr viel gegeben. Sein bestes Spiel: Champions League in Lissabon. Sein wichtigstes Tor: das 2:0 im Viertelfinale gegen Benfica. Sein größter Erfolg: der Titel in Sevilla, Seppl Rode als unverwüstlicher Anführer mit klaffender Wunde und blauweißem Turban – längst ausgestellt im Eintracht-Museum. Momente für die Ewigkeit.

Sebastian Rode wird der Eintracht fehlen, „Spieler wie ihn gibt es nur noch selten“, sagt Sportchef Markus Krösche. Vielleicht gar nicht mehr. Er ist eine Legende, eine Ikone. Der Primus.

Erst mal Neuseeland

Jetzt widmet er sich erst einmal anderen Projekten, bildet sich fort, besucht Seminare, steigt als Footballfan bei der Galaxy als Gesellschafter und Markenbotschafter ein. Und er wird mit seiner Familie, die immer zu kurz kam, um die Welt reisen, Neuseeland ist ein Ziel. Er will sein Leben fernab des Fußballs und der Reha genießen, raus aus dem Hamsterrad, rein in die Freiheit.

Wann und in welcher Funktion er in den Eintracht-Schoß zurückkehren wird, ist unklar. Er hat sich Zeit erbeten, wollte keinen Vorvertrag oder schriftliche Vereinbarungen, keine finanziellen Zusagen. Ihm reichte eine mündliche Abmachung. Ein Wort ist ein Wort. Auch das typisch für diesen großen Sportsmann Sebastian Rode.

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