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Eintracht startet mit Schweiß und Glamour

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Im Sauseschritt: Schon am ersten Trainingstag mussten die Eintracht-Spieler Gas geben.
Im Sauseschritt: Schon am ersten Trainingstag mussten die Eintracht-Spieler Gas geben. © IMAGO/Eibner

Eintracht Frankfurt startet vor 1000 Fans und mit einem prominenten Überraschungsgast in die neue Saison. Trainer Dino Toppmöller gibt sich aufgeräumt und verändert sich.

Nach der ersten Trainingseinheit der neuen Saison drehten die Frankfurter Profifußballer noch artig eine halbe Ehrenrunde auf dem Platz an der Wintersporthalle, schrieben fleißig Autogramme und posierten für Fotos. Die Eintracht zum Anfassen. Sehr viel mehr Nähe zu den 1000 Fans, die binnen 20 Minuten alle verfügbaren Tickets abgegriffen hatten, geht kaum. Allerdings, so ehrlich muss man sein: Die Hauptattraktionen waren die Frankfurter Spieler an diesem drückend schwülen Mittwochvormittag nicht, eine junge Dame aus Brasilien mit spitzen gelben Fingernägeln stahl den Kickern die Show: Izabel Goulart, Topmodel und Verlobte von Torwart Kevin Trapp. Frau Goulart gab sich ebenfalls sehr nahbar, ließ sich unzählige Male fotografieren – und drückte ihrem verschwitzten Schatz nach getaner Arbeit einen dicken Schmatzer auf. Ja, so ist das bei Eintracht Frankfurt, auf einmal schießt der Glamourfaktor durch die Decke. Laufsteg Wintersporthalle.

Ansonsten, sieht man mal von dem, äh, Rahmenprogramm mit Izabel Goulart ab, vergeudete Eintracht-Trainer Dino Toppmöller keine Zeit und nahm seine Mannen ordentlich ran, natürlich nicht übermäßig hart, aber intensiv war es schon für die erste Einheit. „Die Jungs machen einen guten Eindruck“, sagte der Chefcoach, der einen aufgeräumten Eindruck machte. „Man merkt von der ersten Sekunde, dass sie richtig Bock auf Fußball haben.“ Alles tutti also im Stadtwald. Dazu passt: Der mit einer Menge Hoffnung zurückgekehrte Igor Matanovic schoss den ersten Treffer dieser Spielzeit. „Schönes Tor, guter Start“, kommentierte Toppmöller lächelnd.

Einer war noch nicht dabei, der es aber ab sofort ein wird: Der dänische U-19-Nationalspieler Oscar Hojlund, der vom FC Kopenhagen an den Main wechselt. Der hochtalentierte Mittelfeldspieler erhält einen Vertrag bis 2029 und kostet die Hessen lediglich 500 000 Euro, weil sein Vertrag am Saisonende ausgelaufen wäre. Ein Schnäppchen. „Eintracht Frankfurt ist ein großer Klub, von dem ich in Dänemark viel Positives gehört habe“, sagte der Bruder des Nationalspielers Rasmus, aktiv bei Manchester United. Und weiter: „Natürlich habe ich unter anderem den Europapokalsieg 2022 und die unglaubliche Unterstützung der Fans etwa in Barcelona und Sevilla mitbekommen. Ich bin glücklich, nun ein Adlerträger zu sein.“

Sportdirektor Timmo Hardung, der seine Aktien in dem Deal hat und schon lange Kontakt zu dem 19-Jährigen hält, kommentiert zufrieden: „Mit Oscar Hojlund verpflichten wir einen sehr talentierten Spieler, der in jungen Jahren bereits internationale Erfahrung aufweist und zudem mit seinen großen fußballerischen Fähigkeiten sowie seinem Auftreten sehr gut zu uns passt.“

Aber generell gilt: Wie stark Eintracht Frankfurt sein wird in der neuen Runde, lässt sich seriös noch nicht abschätzen, wahrscheinlich nicht mal für die Verantwortlichen selbst. Doch eines stellte der Fußballlehrer heraus, und da ist er sich ganz sicher: „Wir sind deutlich weiter als letztes Jahr.“ Damals war der Kader doch ziemlich zerfleddert, Leistungsträger hatten das Weite gesucht, kurz vor Schließung der Transferliste auch noch Jesper Lindström und Randal Kolo Muani, „zwei Schlüsselspieler“, wie Toppmöller heute sagt. „Wir mussten alles umschmeißen, unser System anpassen“, erläutert der Coach. „Wir wussten, dass es ein Übergangsjahr sein wird.“ Das die Hessen dennoch auf Rang sechs abschlossen.

Von der Platzierung her war das außergewöhnlich, von der Performance her oft genug einfach nur einschläfernd. „Wir wollen es jetzt einen Tick komprimierter halten“, sagte Dino Toppmöller, „klarer in unserem Auftreten sein.“ Also eher druckvoll und direkt, nicht so verschnörkelt und hintenrum. Ob’s klappen wird? Auch das wird man sehen.

Hinter den Kulissen haben die Frankfurter wichtige Veränderungen vorgenommen: das Analyseteam ausgetauscht und das Team hinter Toppmöller umgekrempelt. Xaver Zembrod, 57, und Jan Fießer assistierten dem Chefcoach jetzt. Neue Impulse zu setzen, dieser Wunsch reifte in Toppmöller bereits in der Rückrunde. „Wir wollten uns anders aufstellen, hatten eine Idee, was die Profile angeht.“ Zembrod bringe „Ruhe und Erfahrung“ mit, „er wird uns unheimlich viel geben“ – gerade in dem Europapokalrhythmus mit Spielen im Abstand von drei Tagen. Und der 20 Jahre jüngere Fießer habe einen „anderen Punch, eine andere Power“, findet Toppmöller. „Wir haben jetzt eine gute Mischung.“ Mit Erwin Bradasch, dem ausgeschiedenen Assistenten, sei er aber „im Guten auseinandergegangen“.

Toppmöller selbst hat für sich ebenfalls Lehren aus seiner Premierensaison gezogen und sich der renommierten Berateragentur von Volker Struth angeschlossen, die auch Bundestrainer Julian Nagelsmann vertritt. Und bei der Eintracht Spieler wie Kevin Trapp oder Mario Götze.

Viele Felder beackern

Er habe im Laufe der Zeit gemerkt, dass es als Cheftrainer eines solch großen Bundesligisten doch „viele Felder“ zu beackern gebe und er Unterstützung gut gebrauchen könne. Dem Anforderungsprofil wurde der 43-Jährige nicht mehr gerecht oder nicht in dem Maße, wie er es sich vorstellte. „Ich wollte mich anders aufstellen.“ Professioneller eben. Auch das passt ins Bild, das der Verein derzeit abgibt. Da wird schon vieles verschärft oder nachjustiert. Aus der ruckeligen Vorsaison sollen die richtigen Schlüsse gezogen werden.

Ob die Maßnahmen verfangen werden, und wohin die Reise letztlich führen wird? „Für Ziele ist es zu früh“, entgegnete Toppmöller verständlicherweise. Aber er wolle jetzt „den Schwung“ mitnehmen und erwartet von einigen seiner Spieler „eine klare Steigerung“ – gerade in puncto Konstanz. Dass das Aufgebot genau so bleiben wird, glaubt er nicht. „Es wird sich noch was verändern, was Zu- und Abgänge angeht“, befindet der Coach, der weiß, dass ein Spieler wie Omar Marmoush im Schaufenster steht. „Es wäre wünschenswert, dass er bleibt“, sagt Toppmöller, fügt aber augenzwinkernd und mit Blick auf die Kolo-Posse vor einem Jahr an: „Ich bin ein gebranntes Kind.“

Ansonsten werde er die jungen Neuzugänge genau unter die Lupe nehmen. „Wir wollen erst mal mit den Jungs arbeiten und schauen, wie sie interagieren.“ Und sie dann womöglich doch noch mal auf Leihbasis andernorts reifen zu lassen. Aber auch hier gilt: weiß man aktuell noch nicht so genau.

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