Studierende in Arbeitskleidung beseitigen Trümmer nach einem Raketeneinschlag in das Universitätsgebäude der Universität Charkiw.
picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski

Wiederaufbaukonferenz
Wissenschaft elementar für Wiederaufbau der Ukraine

Im Rahmen der "Ukraine-Wiederaufbaukonferenz" haben sich Wissenschaftsorganisationen solidarisch gezeigt. Die Wissenschaft will aktiv unterstützen.

17.06.2024

Am 11. und 12. Juni 2024 fand in Berlin die "Ukraine Wiederaufbaukonferenz" (Ukraine Recovery Conference 2024) statt. Die Veranstaltung hatte das Ziel, weitere internationale Unterstützung für den Wiederaufbau der Ukraine zu mobilisieren. Auch die Allianz der Wissenschaftsorganisationen war vertreten und hatte im Vorfeld der Konferenz ein Handlungskonzept erarbeitet, das exemplarisch Möglichkeiten, Ziele, Rahmenbedingungen und Voraussetzungen des derzeitigen und zukünftigen Engagements im Bereich Wissenschaft und Bildung zusammenträgt. 

"Ein robuster Bildungs-, Forschungs- und Entwicklungssektor hat elementare Bedeutung für die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Souveränität der Ukraine, für ihre Integration in die Europäische Union und für ihren Wiederaufbau nach Kriegsende", so Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, der derzeit die Rolle des Sprechers der Allianz innehat. Damit dies erfolgreich gelingen könne, sei eine kohärente und komplementäre Unterstützung aus Wissenschaft, Politik und seitens verschiedener Geldgeber erforderlich. 

Seit Beginn des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine habe die Allianz die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen in der Ukraine intensiviert und Instrumente bereitgestellt, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch Studierende substanziell zu unterstützen. Das vorliegende Handlungskonzept unterstreiche eine gleichberechtigte Partnerschaft im europäischen und transatlantischen Kontext. Es skizziere kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen und Prioritäten für den Wiederaufbau der ukrainischen Wissenschaft und Hochschulbildung. Das Konzept sei bewusst flexibel angelegt und werde in Abstimmung mit ukrainischen Partnern kontinuierlich aktualisiert, um den sich wandelnden Bedürfnissen gerecht zu werden. 

DAAD fordert Einsatz für wissenschaftliche Zusammenarbeit 

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat im Vorfeld der "Ukraine Recovery Conference" bereits zu einem verstärkten Engagement für die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Ukraine aufgerufen. Programme zur Hochschulkooperation seien unerlässlich, um das ukrainische Bildungssystem zu stabilisieren und das Land in Europa zu verankern. Der DAAD fordere eine verstärkte Förderung dieser Programme im Hinblick auf den Wiederaufbau des Landes. 

"Allen Teilnehmenden der Konferenz sollte klar sein: Der Weg der Ukraine in eine bessere Zukunft und in die EU führt auch über Hochschulbildung und Wissenschaft. Daher ist es unerlässlich, dass Maßnahmen dazu in die Wiederaufbaupläne einfließen", sagte DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee vor der Tagung. Der DAAD schlage für einen systematischen Ausbau der wissenschaftlichen Kooperationen insbesondere den Aufbau eines "Deutsch-Ukrainischen Hochschulnetzwerks" vor. Das Netzwerk solle leistungsstarke Verbindungen zwischen deutschen und ukrainischen Hochschulen ermöglichen, Expertinnen und Experten für den Wiederaufbau des Landes ausbilden und eine wissenschaftsorientierte Annäherung an die Europäische Union beschleunigen. Der Aufbau eines solchen Netzwerks ist aus Sicht des DAAD auch im anhaltenden Kriegszustand möglich und kann auf intensiven Beziehungen zwischen deutschen und ukrainischen Hochschulen aufbauen. 

"Es geht darum, junge Menschen in der Ukraine entlang europäischer Werte wissenschaftlich auszubilden und es ihnen zu ermöglichen zu Wiederaufbau, Reform und Stärkung der Demokratie im Land beizutragen", so Mukherjee. Daher sei ein "Aktionsplan Wissenschaft" als Teil der Wiederaufbaupläne der Bundesregierung notwendig. Der Ausbau der Beziehungen sei zudem außenwissenschafts-realpolitisch sinnvoll, um letztendlich die Sicherheit in ganz Europa zu erhöhen, betonte der DAAD-Präsident.

"Side Event" der Wissenschaftsorganisationen 

Im Rahmen der Konferenz fand ein von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen ausgerichtetes "Side Event" statt, das von der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft veranstaltet wurde. Dabei ging es um die Frage, wie die Ukraine beim nachhaltigen Aufbau der Energieversorgung und Landwirtschaft seitens der Wissenschaft unterstützt werden kann. 

Zur Rolle der Kultur und Bildung beim Wiederaufbau gab es im Rahmen des Recovery Forums, einem Dialogformat zur Zusammenarbeit für ukrainische, deutsche und internationale Akteure, ein Panel mit Beteiligung des Präsidenten der Alexander von Humboldt-Stiftung, Robert Schlögl. 

Kosten des Wiederaufbaus wissenschaftlicher Infrastruktur

Ein Anfang des Jahres veröffentlichter UNESCO-Bericht schätzt die Kosten für den Wiederaufbau der öffentlichen wissenschaftlichen Infrastruktur der Ukraine auf über 1,26 Milliarden Euro. 

Tipp:

Weitere Informationen über Hintergründe, Entwicklungen sowie Folgen für die Wissenschaft finden Sie in unserem Themenschwerpunkt "Ukraine-Krieg".

Investitionen der Bundesregierung in Wissenschafts-Wiederaufbau 

Über die Entwicklung der verfügbaren Mittel für die deutsch-ukrainische Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Forschung zwischen 2021 und 2023 berichtet die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/10493) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/10301) im März. 

Danach stiegen die ausbezahlten finanziellen Mittel der Bundesregierung für diese Zusammenarbeit in IST-Zahlen von 4,03 Millionen Euro im Jahr 2021 über 26,06 Millionen Euro im Folgejahr auf 35,81 Millionen Euro im Jahr 2023. Dabei sei die Angabe für das Jahr 2023 laut Bundesregierung unvollständig, da noch nicht alle Zahlen verfügbar seien. 

Berücksichtigt wurden der Vorlage zufolge bei den genannten Zahlen nur solche Maßnahmen, "die dezidiert auf die deutsch-ukrainische Zusammenarbeit fokussieren". Maßnahmen ohne länderspezifische Ausrichtung, die generell auch eine ukrainische Beteiligung ermöglichen, seien nicht einbezogen worden, führt die Bundesregierung weiter aus.

cva