Eine Reihe junger Studierender sitzt an Computerarbeitsplätzen an der Universität.
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Hochschulforum Digitalisierung
Status und Empfehlungen zu KI an Hochschulen

Wo stehen deutsche Hochschulen bei der KI-Nutzung in Studium und Lehre? Wie nutzen Hochschulangehörige KI-Tools? Der CHE-Blickpunkt gibt Antworten.

02.07.2024

Es passiere schon einiges an deutschen Hochschulen: Institutionelle Austauschprozesse seien etabliert und Leitlinien für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) entworfen worden. Lehrende würden sich zu KI fortbilden, es gebe erste Formate für die Kompetenzentwicklung bei Studierenden. So berichtet der aktuelle "Blickpunkt – Künstliche Intelligenz: Wo stehen die deutschen Hochschulen?" vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) des CHE – Centrum für Hochschulentwicklung. 

Die Daten des Blickpunktes seien erste Einsichten aus den Umfragen für den zweiten "Monitor Digitalisierung 360°", der im Herbst erscheinen werde. Hierzu seien im Wintersemester 2023/24 Hochschulleitungen, Mitarbeitende aus Supporteinrichtungen sowie Lehrende und Studierende zu Digitalisierungs-Themen befragt worden. 

Hochschulen auf einem guten Weg bei Künstlicher Intelligenz 

Gemäß der Umfrage sind die deutschen Hochschulen bereits auf einem guten Weg bei der Implementierung von KI in die Lehre. Dabei seien die Entwicklungen sehr dynamisch und die vorgestellten Daten entsprechend nur Momentaufnahmen. Bereits gut die Hälfte der Lehrenden und Studierenden nutze bereits KI-Tools für die Prüfungsvorbereitung, Präsentationen und schriftliche Arbeiten. Dabei seien Angebote für Studierende zum Erwerb von KI-Kompetenzen ("AI Literacy") noch eher selten. Knapp ein Drittel der Hochschulen habe Lizenzen für KI-Tools erworben. 

Insgesamt seien die Hochschulleitungen sensibilisiert für das Thema KI-Implementierung in Studium und Lehre (87 Prozent). Sie würden beispielsweise hochschulweite Austauschprozesse initiieren (73 Prozent), Experimentierräume und Pilotprojekte ermöglichen, Qualifizierungen anbieten (64 Prozent), für eine strategische Verankerung sorgen (36 Prozent) sowie KI-Leitlinien festlegen (66 Prozent) . Ergebnis sei nach erfolgreicher Transformation eine veränderte Lehr- und Lernpraxis, wobei der inhaltliche Fokus auf Prüfungen und akademischem Fehlverhalten läge. 

Maßnahmen zum Einsatz von KI in der Lehre würden von den meisten Hochschulen ergriffen, allerdings hätten nur die wenigsten diese bereits breit verankert (10 Prozent), da sie sich noch in der Planung befänden. Etwa 37 Prozent der Lehrenden nutzten KI-Tools in der Lehrvorbereitung, etwa 29 Prozent habe sich für den Einsatz in der Lehre fortgebildet, obwohl viele von ihnen keine Zeit für Digitalisierungs-Fortbildungen haben. Mehr als die Hälfte der Lehrenden traut sich den Umgang mit KI in ihren Lehrveranstaltungen zu. 

Im Fokus: Prüfungen und akademisches Fehlverhalten 

Für die meisten Hochschulen (80 Prozent) sei das Verstehen, Erkennen und Vermeiden akademischen Fehlverhaltens ein zentrales Thema bei der Diskussion um Auswirkungen von generativer KI auf den Hochschulalltag. Die Implikationen für Prüfungen sowie ethische und moralische Fragen würden von rund zwei Dritteln der Befragten als Diskussionsthema betrachtet. Hinzu kämen Themen wie Datenschutz, die Vorbereitung der Studierenden auf KI in der Arbeitswelt und die Ermöglichung eines gerechten Zugangs zu KI-Technologien. 

Wie bereits im HFD-Blickpunkt zu den Hochschulleitlinien Anfang des Jahres festgestellt worden sei, hätten die Hochschulen sehr viel Regulierungsbedarf beim Thema Prüfungen. So seien an knapp der Hälfte der Hochschulen bereits die Eigenständigkeitserklärungen entsprechend angepasst worden. Es gehe dabei aber auch um ein generelles Verbot von KI bei Klausurformaten wie Online-Prüfungen oder Open-Book-Prüfungen, das von über 80 Prozent der Lehrenden vertreten würde. Viele Studierenden würden den Einsatz von KI in Prüfungskontexten ebenfalls kritisch sehen und sprächen sich für mehr Kontrollen aus, um Vorteilsnahme zu unterbinden. 

Handlungsempfehlungen für Hochschulleitungen 

Das Hochschulforum für Digitalisierung spricht fünf Empfehlungen für Hochschulleitungen aus, die sich direkt oder indirekt aus den Umfrageergebnissen ergeben würden. In Bezug auf die Studierenden betont das HFD die Bedeutung der Verankerung von KI-Kompetenzen in allen Studiengängen und die Gewährleistung eines chancengerechten Zugangs zu den KI-Tools. 

Für den Einsatz in der Lehre sei essentiell, dass die Studiengangsleitungen einen Gestaltungsauftrag sowohl für die Integration des Themas in die Studieninhalte als auch für die Klärung des KI-Einsatzes bei Prüfungen bekämen. Hierfür sei es wichtig, dass Lehrende Freiräume für ihre eigene Fortbildung erhielten und Angebote erhalten würden. Zu guter Letzt sollten sich die Hochschulen untereinander über den Einsatz von KI im Hochschulbetrieb austauschen, um die besten Lösungen und Formate zu erarbeiten.

cva