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Heißt Schall, setzt aber auf Licht: Black-Semiconductor-Gründer Daniel Schall.
Heißt Schall, setzt aber auf Licht: Black-Semiconductor-Gründer Daniel Schall.
Black Semiconductor

Das Aachener Startup Black Semiconductor hat sich eine Gesamtförderung von 254,4 Millionen Euro gesichert. Finanzierungen in dieser Höhe gab es schon in der Vergangenheit, doch die des Halbleiter-Startups ist etwas anders: Von der Summe stammen 228,7 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sowie des Landes Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich fließen 25,7 Millionen Euro an Eigenkapital von Investoren wie Porsche Ventures, Project A Ventures, Scania Growth, Capnamic und weiteren Risikokapitalfirmen. Diese Finanzierung soll den Aufbau von Produktionskapazitäten und die Entwicklung einer neuen Generation von Graphen-basierten Chips vorantreiben.

Gegründet im Jahr 2020 von den Brüdern Daniel und Sebastian Schall, hat sich Black Semiconductor auf die Herstellung Lichtleiter-basierter Mikrochips spezialisiert. Ihre Anfänge nahmen sie im gemeinnützigen Forschungszentrum AMO in Aachen, das mit der RWTH verbunden ist, wo Daniel Schall promoviert hat.

Effizienter durch Licht

Black Semiconductor verfolgt das Ziel, die Leistung von Chips durch optische Schaltungen zu steigern. Diese Technologie nutzt Licht zur Datenübertragung in Glasfasern, was die Kommunikation zwischen Chips erheblich verbessert und eine barrierefreie Vernetzung ermöglicht. Dies stellt eine bedeutende Weiterentwicklung gegenüber herkömmlichen Methoden dar, die an ihre Grenzen stoßen, wenn es um die Kommunikation zwischen einer großen Anzahl von Chips geht.

Die Entwicklung dieser Technologie hat mehrere Jahre in Anspruch genommen. Ein Wendepunkt für das Unternehmen war die Corona-Pandemie, die das Interesse europäischer Politiker an optischer Chip-Technologie verstärkte. Die Brüder sehen sich nicht als Konkurrenten zu großen internationalen Chip-Herstellern, sondern als Teil eines Ökosystems, das die gesamte Wertschöpfungskette der Halbleiterindustrie bereichert.

Vorteil: Der Standort – und die Bestrebungen in der EU, unabhängiger zu werden

Die jüngste Finanzierungsrunde soll es Black Semiconductor ermöglichen, bis 2031 eine neue Generation der Chip-Technologie von der Forschung bis zur Massenproduktion zu entwickeln. Ein zweiter Standort in Aachen ist ebenfalls geplant, um die Produktionskapazitäten zu erweitern und High-Tech-Arbeitsplätze in der Region zu schaffen.

Mit dieser Finanzierung und der Unterstützung durch staatliche und private Investoren ist Black Semiconductor gut positioniert, um die europäische Halbleiter-Wertschöpfungskette zu stärken und einen Beitrag zur technologischen Souveränität Europas zu leisten.

Daniel, eine Investition in dieser Höhe aus staatlicher Hand ist ungewöhnlich. Was macht Black Semiconductor so wichtig?

Da kommen uns die Souveränitätsbestrebungen auf europäischer Ebene zugute. Wir sind mit unserer Technologie vorne dabei und müssen nicht hinterherlaufen. Wir können jetzt etwas Neues in Europa etablieren, mit einem Material – Graphen –, das zudem auch hier entdeckt wurde.

Die Standortfrage ist sicher wichtig. Ist es euer Ziel, zukünftig nur in Deutschland und Europa zu fertigen?

Es wäre unsinnig, alles andere auszuschließen, da die Halbleiterbranche international ist. Wir möchten aber gerne in Europa fertigen. Souveränität bedeutet, dass man einen relevanten Beitrag leisten kann. Unsere Technologie ist vielseitig einsetzbar, sowohl im High-Performance-Compute-Bereich als auch im Automotive-Bereich.

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Warum seid ihr den Weg gegangen, Geld vom Staat zu nehmen, statt von „regulären“ VCs oder Venture Debt?

Die Kapitalintensität ist einer der Hauptgründe und Deutschland hat mit seiner Investition die Möglichkeit Vorreiter zu sein. Um die Idee von der Forschung in die Produktion zu überführen, benötigt man Industrieanlagen, die sehr kapitalintensiv sind. Staatliche Unterstützung hilft, diese Hürde zu überwinden. Wagniskapital eignet sich für den Bau einer Fabrik eher weniger.

Was macht ihr mit dem Kapital?

Wir bauen damit eine Produktionsanlage, die mit der Halbleiterindustrie kompatibel ist, mit einer Wafergröße von 300 Millimetern, also dem aktuellen Stand der Technik. Damit entwickeln wir eine Technologie, die effizientere Rechennetzwerke ermöglicht, was besonders für KI-Anwendungen wichtig ist.

Wie stellt ihr euch die weitere Finanzierung vor?

Die Finanzierung aus dem EU-Projekt ist für sieben Jahre gesichert. Wir werden aber weiterhin alle zwei Jahre Kapital aufnehmen, wahrscheinlich im herkömmlichen VC-Style.

Verstehen europäische Investoren euer Geschäft?

Ja, die Kompetenz ist in Europa vorhanden. Es gibt Investoren, die sich für Hochtechnologien interessieren und das Potenzial erkennen. Die Fonds werden größer und das Kapital ist da.

Gibt es das passende Know-how für euer Geschäft? Wie wichtig ist der Standort?

Wir haben uns bewusst für Aachen entschieden, da es ein Zentrum für 2D-Materialien und photonische Technologie ist. In der Umgebung gibt es viele weitere Zentren wie Löwen, Gent, Eindhoven und Nijmegen. Die Hauptaufgabe in den nächsten Jahren ist es, die Technologie aus der Forschung in die Produktion zu überführen. Dafür brauchen wir Fachkräfte, die die Photonik und die Technologie verstehen.

Wie sieht es mit der Verfügbarkeit von Chip-Designern aus?

Es ist schwierig, Chip-Designer zu bekommen, da sie normalerweise bei großen Unternehmen wie Microsoft, Intel oder Meta arbeiten. Wir versuchen, sie mit unserem neuen technologischen Ansatz zu überzeugen.

Welche Vorteile bringt eure Technologie? Kannst du etwas zu konkreten Anwendungsbereichen sagen?

Es geht darum, wie wir KI-Anwendungen effizienter gestalten können. Optische Systeme ermöglichen eine bessere Verknüpfung von einzelnen Chips, was zu einer höheren Effizienz führt. Dies ist besonders interessant für Betreiber großer Rechenzentren und letztlich auch für Endnutzer. Derzeit ist der Energiebedarf einer der großen Kostenfaktoren.

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Habt ihr schon erste Kunden oder Absichtserklärungen?

Ja, wir haben Interessenten aus dem Automotive-Bereich und arbeiten an Partnerschaften für spezielle Connectivity-Lösungen. Teil der Förderung sind auch Kooperationen, und wir haben bereits erstes Kundeninteresse.

Die Chip-Riesen TSMC und Intel wollen in Deutschland produzieren, Apple designt in Deutschland. Ist Hardware nach dem Software-Hype der vergangenen Jahre jetzt wieder im Trend?

Hardware war schon immer wichtig, auch wenn das nicht immer wahrgenommen wurde. Die Hardware-Branche hat immer für Fortschritte gesorgt, die die Software-Branche nutzen konnte. Jetzt, da die Hardware an ihre Grenzen stößt, wird sie wieder zum großen Thema.

Wer sind eure größten Wettbewerber?

Die Industrie hat akzeptiert, dass Optik im Bereich der Halbleitertechnik „kommt“. Silizium-Photonik ist der erste Schritt. Unsere Lösung ist eleganter, günstiger und energieeffizienter. Konkret sind Unternehmen wie IR AyarLabs, Light Matter und Celestial AI unsere Wettbewerber.

Ihr wollt also sowohl Chips designen als auch produzieren?

Am Anfang werden wir Designs selbst erstellen und die Photonik herstellen. Die Elektronik überlassen wir den Experten. Später könnten wir entweder als Foundry – als reiner Auftragsproduzent also – agieren oder als IDM (Integrated Device Manufacturer) eigene Systeme verkaufen.

Wir zeigen euch hier das Pitchdeck, mit dem Black Semiconductor die Investoren von sich überzeugte. Weitere Pitchdecks findet ihr auf unserer Übersichtsseite.

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