Club-Keeper Reichert über seine DFB-Zeit: „Davon erzähle ich meinen Enkeln noch“

Torhüter Jan Reichert will in dieser Saison seinen Profi-Durchbruch beim Club schaffen

Torhüter Jan Reichert will in dieser Saison seinen Profi-Durchbruch beim Club schaffen

Foto: Sportfoto Zink / Hans-Martin Issler

Hinter ihm liegen ereignisreiche Wochen.

Am letzten Spieltag der vergangenen Saison feierte Jan Reichert (22) gegen den HSV (1:4) sein Zweitliga-Debüt für den Club. Jetzt durfte er während der EM sogar mit der deutschen Nationalmannschaft trainieren. Nun sprach Reichert mit BILD ausführlich über seine Erlebnisse beim DFB.

BILD: Herr Reichert, haben Sie realisiert, was sie in den letzten Tagen und Wochen so erlebt haben?

JAN REICHERT: Ich kann es eigentlich jetzt noch nicht so richtig glauben, was passiert ist. Ich denke, ich werde auch noch ein paar Tage brauchen, bis das alles dann wirklich mal bei mir gesackt ist.

Erzählen Sie von dem Moment, als Sie erfahren haben, dass sie zum DFB sollen.

Ich war zu der Zeit gerade mit meinem Bruder im Europa Park, als ich einen verpassten Anruf hatte, weil ich in der Achterbahn saß und mein Handy in der Hose hatte. Es war unser Sportvorstand mit der Bitte um Rückruf. Das habe ich dann getan. Er hat mir dann von den Plänen berichtet. Am Anfang konnte ich es nicht glauben, aber dann hat er mir das Ganze erklärt. Auf den positiven Schock hin musste ich danach erst noch mal mit meinem Bruder die ein oder andere Runde in der Bahn drehen.

Wie war denn dann ihr erster Tag beim DFB. Waren Sie aufgeregt?

Natürlich spielt da schon eine gewisse Nervosität mit rein. Aber die Vorfreude überwog. Mir wurde alles gezeigt, ich wurde eingekleidet, jeder wurde mir vorgestellt. Es war von Beginn an sehr, sehr familiär, sehr, sehr nett. Alles, was in letzter Zeit über die Nationalelf geschrieben wurde, kann ich nur bestätigen.

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Quelle: BILD / Instagram / X

Und dann steht da plötzlich ein Manuel Neuer neben Ihnen im Training.

Als ich zu ihm das erste Mal „Servus“ gesagt habe, war das einfach nur Wahnsinn. Er ist das Idol meiner Kindheit. Ich habe mir immer seine Videos angeschaut, und versucht die Dinge, die er in den Spielen oder im Training macht, auch auf mein Torwartspiel anzuwenden. Er ist nun mal Deutschlands Nummer eins, hat eine super Einstellung, und ist ein super Mensch. Und dann quasi auch noch aus nächster Nähe von ihm lernen zu können, war einfach nur Wahnsinn und unglaublich. Das galt aber auch für die anderen beiden Torhüter Marc ter Stegen und Oliver Baumann. Das sind beides ebenfalls super Torhüter. Das war einfach nur ein überragendes Erlebnis.

Wie haben sie denn so Julian Nagelsmann erlebt?

Er ist ein sehr, sehr ambitionierter, akribischer Trainer, der seine Mannschaft sehr Detail verliebt und wirklich gut coacht. Er macht aber auch mal einen Spaß. Ich hatte jetzt nicht so viel zu mit ihm zu tun, weil er ja kein Torwarttrainer ist. Aber in der ein oder anderen Mannschaftsform hat man schon auch von ihm gelegentlich einen Tipp bekommen, was man noch verbessern könnte.

Und von dem ein oder anderen haben Sie ja jetzt sicher auch die Handy-Nummer. Bleibt man da jetzt in Kontakt?

Das wird sich zeigen. Vielleicht sieht man sich mal im Pokal oder so. Es sind alle top-Jungs und natürlich würde ich mich freuen, wenn ich den ein oder anderen wieder mal sehe.

Wie haben Sie eigentlich die EM-Spiele erlebt?

Ich durfte bei jedem Spiel vor Ort dabei sein. Auch das war Wahnsinn. Vom Gefühl her war das so, als wenn man unten mit auf der Bank sitzen würde. Ich war da emotional voll dabei. Leider waren es dann gegen Spanien auch negative Emotionen.

Haben Sie sich dann auch bei den Trainingseinheiten nach den Spielen in der Nachbesprechung eingebracht?

Wenn wir beim Frühstück saßen am nächsten Tag, wurde vor allem im Torwart-Team schon über die ein oder andere Szene diskutiert. Meistens war nach den Partien aber ja auch ohnehin gute Stimmung und eine tolle Atmosphäre.

Viel drehte sich beim DFB um Toni Kroos. Wie haben Sie ihn den Wahrgenommen?

Er ist ein sehr ruhiger, angenehmer Typ. Auf und neben dem Platz. Er ist sehr sachlich, weiß auf dem Platz genau, was er will und ist ein unglaublich schlauer Spieler. Und zudem noch ein überragender Mensch.

Was haben Sie sich denn als Andenken an diese Zeit beim DFB gesichert?

Einmal natürlich alle Klamotten, die ich behalten durfte. Und dann habe ich auch ein Trikot mit Unterschriften von allen bekommen. Das werde ich mir groß einrahmen und in mein Kinderzimmer zu Hause hängen. Dieses Andenken ist größer als alles. Gewissermaßen ein Teil dieser Heim-EM gewesen zu sein, davon werde ich noch meinen Enkelkindern erzählen.

Wenn man das jetzt alles so hautnah erlebt hat, will man doch vielleicht jetzt dann in Zukunft auch mal richtiges Mitglied der Nationalelf werden, oder?

Man muss ja immer schon auch realistisch bleiben. In Deutschland gibt es unglaublich viele gute Torhüter, die auch in ihrer Entwicklung schon viel weiter als ich sind. Ich habe jetzt effektiv erst seit drei Jahren Torwarttraining auf diesem hohen Niveau. Entsprechend habe ich auch noch ganz viele Sachen, die ich verbessern kann und muss. Vielleicht ist das Gute, aber, dass ich mich noch weiterentwickeln kann. Aber natürlich, jetzt, wo man das Ganze mitbekommen hat, will man da schon noch einmal hin, egal in welcher Rolle. Auch gerne noch mal als Trainings-Torwart. Denn es war einfach unglaublich.

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