Rassismus-Eklat an Elite-Internat: Schüler grölen Nazi-Parolen

Das Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein gilt als elitäre Adresse

Das Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein gilt als elitäre Adresse

Foto: Sybill Schneider

Güby (Schleswig-Holsten) – Nach mehreren Nazi-Skandalen auf der Nobel-Insel Sylt ist es nun auch am norddeutschen Elite-Internat Louisenlund zu einem rassistischen Zwischenfall gekommen.

Während einer Schülerdisco am vergangenen Donnerstag stimmten minderjährige Jugendliche auf der Tanzfläche Gesänge wie „Deutschland den Deutschen. Ausländer raus“ an – zur Melodie des Songs „L’amour Toujours“ von Gigi D’Agostino. Schockierte Lehrer brachen die Veranstaltung daraufhin ab.

Das Internat hinter den historischen Schlossmauern ist als Top-Adresse bei wohlhabenden Familien bekannt. 320 Schüler lernen hier, bei etwa 60 von ihnen handelt es sich um „internationale“ Schüler, deren Eltern in 15 verschiedenen Ländern leben. Für die Ausbildung ihrer Kinder und eine Unterbringung im Elite-Internat zahlen Familien hier mindestens 52 700 Euro Schulgeld im Jahr.

In einer Stellungnahme des Leiters der Stiftung Louisenlund, Peter Rösner, heißt es:

„Die Schüler sind völlig erschüttert, wütend und deprimiert, dass es in Louisenlund eine solche Szene gegeben hat. Die Jugendlichen und die Schule selbst lehnen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit oder Ausländerhass strikt ab.“

„Anflug großer Dummheit“

Alle Beteiligten hätten vielmehr beteuert, dass es ihnen nicht um den eigentlichen Inhalt der Parolen gegangen sei. Jeder von ihnen hätte Freunde, die in diesem Sinne als „Ausländer“ gelten. Vielmehr sei es ihnen in einem „Anflug großer Dummheit“ um das Nachahmen der Szenen aus dem bekannten Video gegangen.

Man wolle die Vorfälle nun „pädagogisch aufarbeiten“. Und weiter: „Das tun wir mit der gebotenen pädagogischen Gründlichkeit, im Schutzraum unseres Internats.“

Ministerin: „Solche Parolen sind kein Scherz“

Inzwischen hat sich auch Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) zu dem Vorfall am Elite-Internat geäußert. „Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen“, so die Politikerin. Sie befürchte jedoch, dass es zu weiteren Nachahmungen kommt. „Jugendliche haben schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen. Es ist daher eine Aufgabe für uns alle, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben.“

Nazi-Parolen auf unzähligen Partys

An Pfingsten feierten rund 500 junge Leute im Schickeria-Lokal „Pony“ auf Sylt. Kurz darauf tauchte ein Video auf, das mindestens fünf Partygäste zeigt, wie auch sie zu der Dance-Hymne „L’amour toujours“ lauthals ausländerfeindliche Parolen schmettern. Einer von ihnen deutet den Hitlergruß an. Auch im Sylter Nobelclub „Rotes Kliff“ kam es über die Pfingsttage zum Rassismus-Eklat.

Ein Gast zeigt einen verkappten Hitlergruß, hält die Finger zum „Hitler-Bärtchen“ an die Oberlippe

Ein Gast zeigt einen verkappten Hitlergruß, hält die Finger zum „Hitler-Bärtchen“ an die Oberlippe

Foto: X

Im niedersächsischen Löningen eskalierte es am Pfingstmontag auf dem Schützenfest. Im Partyzelt grölten dutzende Gäste ausländerfeindliche Parolen zum Hit „L'amour toujours“. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz.

Bei SchützenfestGanzes Party-Zelt brüllt „Ausländer raus“

Quelle: Instagram

Beachparty in Sachsen eskaliert

Aus dem sächsischen Erzgebirge tauchte jüngst ein Video auf, das junge Menschen, die hemmungslos Nazi-Parolen grölen, zeigt. Die Aufnahmen stammen von der 6. Beachparty an der Waldbühne in Cunersdorf, einem Ortsteil von Annaberg-Buchholz.

Nach Nazi-Parolen auf SyltParty-Gäste grölen „Ausländer raus“ in Sachsen

Quelle: BILD

Nazi-Party in Rheinland-Pfalz

Im idyllischen Weindorf Kröv an der Mosel (Rheinland-Pfalz) löste die Polizei in der Nacht zu Sonntag eine Nazi-Party auf. Mindestens 20 Rechtsradikale hatten zuvor in einem Ferienhaus zu verbotener Musik gefeiert, dabei immer wieder „Heil Hitler“ gerufen.

Auch auf Veranstaltungen in Bayern und NRW soll es in den vergangenen Tagen zum Rassismus-Eklat gekommen sein. In allen Fällen wurde Anzeige erstattet. Der Staatsschutz ermittelt in jedem einzelnen Fall.

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