US-Jugendlicher (14) war knapp drei Tage verschwunden: Polizei findet Aydin bei Minecraft-Zocker

Großmutter spricht über die bangen Stunden

Oma Anne Yaktiyol (64) aus Texas (USA) mit ihrem Enkel Aydin (14)

Oma Anne Yaktiyol (64) aus Texas (USA) mit ihrem Enkel Aydin (14)

Foto: Facebook

Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) – Was für eine Erlösung! Für die Kripo-Ermittler ist dieser Fall immer noch ein Rätsel, doch mittlerweile steht fest: Er hat ein glückliches Ende gefunden. Am Donnerstag verließ der 14-jährige Amerikaner Aydin Brown morgens gegen 7 Uhr das Kreuzfahrtschiff „Caribbean Princess“ im Rostocker Hafen Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern).

45 Minuten später zeichnen Überwachungskameras den Jungen auf. Auf den Bildern war er mit einem bis dato mysteriösen Unbekannten zu sehen, beide liefen lachend in Richtung Warnemünder Kirchplatz.

Aydin stand am Frühstückstisch auf und kam nicht zurück

Dann verlor sich die Fährte – bis Kripo-Ermittler dem Duo auf die Spur kamen und es in dem brandenburgischen Ort Lehnin unweit von Potsdam fanden.

Seit Samstagabend 22 Uhr steht fest: Aydin ist sicher und unversehrt. Jetzt spricht seine Großmutter Anne Yaktiyol (64) aus Texas (USA), mit der er auf Europa-Reise war, über die nervenaufreibenden Tage.

Die Rentnerin zu BILD: „Wir saßen beide am Donnerstagmorgen beim Frühstück, als Aydin an die frische Luft gegangen ist und vom Deck nicht mehr zurückkehrte. Er hatte nicht gesagt, wo er hin wollte – er war einfach nicht mehr da.“

Polizei und Rettungskräfte hatten zuletzt am Samstag mit einem Mantrailer-Hund die Fährte von Aydin in Warnemünde aufgenommen

Polizei und Rettungskräfte hatten zuletzt am Samstag mit einem Mantrailer-Hund die Fährte von Aydin in Warnemünde aufgenommen

Foto: Frank Hormann / nordlicht

Aydins Oma fängt an zu schwitzen, meldet sich sofort bei der Crew des Kreuzfahrtschiffs und schlägt Alarm! Doch da ist ihr Enkel bereits von Bord gegangen. „Ich bin dann am Anleger alles abgelaufen, durch die Terminals und in die Stadt: Nirgendwo war er. Dann hat die Schiffsbesatzung die Polizei verständigt“, berichtet sie.

Die Polizei verliert keine Zeit, wertet in der gesamten Umgebung Videokameras aus – und entdeckt Aydin, der das Asperger-Syndrom hat, mit einem anderen Mann auf Aufnahmen in Rostock-Warnemünde.

Doch warum ging ihr Enkel, mit dem sie eine siebentägige Kreuzfahrt von Southampton (England) nach Skandinavien unternahm, mit einem Fremden mit?

Die Großmutter: „Das weiß ich bis heute nicht: Der Mann und mein Enkel haben wohl das gleiche Handyspiel genutzt, sich darüber kennengelernt und sich dann verabredet. Er nutzte an Bord ein Smartphone, auf dem er ‚Minecraft‘ spielte und ein Spiel, mit dem man Häuser bauen kann.“

Mit diesem Foto aus einer Überwachungskamera hatte die Polizei nach Aydin (r.) und seinem nun identifizierten Begleiter (19) gefahndet

Mit diesem Foto aus einer Überwachungskamera hatte die Polizei nach Aydin (r.) und seinem nun identifizierten Begleiter (19) gefahndet

Foto: Polizei Rostock

WLAN-Signal verriet den Aufenthaltsort

Die Polizei fahndete nach dem anfangs unbekannten Begleiter – erfolglos. Bis sich nach BILD-Informationen am Samstag das Handy von Aydin mit einem WLAN-Router verbunden hatte und die Fahnder herausfanden, wo der 14-Jährige sich aufhält. In der brandenburgischen Provinz, im 250 Kilometer entfernten Lehnin …

Im brandenburgischen Lehnin lokalisierte die Polizei den 14-Jährigen

Im brandenburgischen Lehnin lokalisierte die Polizei den 14-Jährigen

Foto: picture alliance / Caro

Gegen 22 Uhr klingeln Beamte dann an der Adresse des Anschlussinhabers – und finden Aydin bei einem 19-jährigen Zocker-Freund! Die Großmutter wird kurz darauf informiert: „Die Polizei klopfte wenig später bei mir im Hotel. Der Polizist lächelte und sagte: ‚Ich habe gute Neuigkeiten‘, da bin ich in Freudentränen ausgebrochen.“

Oma Anne: „Die Ermittler aus Rostock haben ihn dann abgeholt. Er war komplett geschockt, als die Polizei ihn abgeholt hat.“ Doch warum ist er ohne sich abzumelden abgehauen? „Ich weiß es nicht, er hat es uns bislang nicht gesagt. Wir haben ihn auch bisher nicht gedrängt, weil ihm das alles zu viel war. Es ist mir ein Rätsel.“

Am Kreuzfahrt-Terminal von Warnemünde verschwand der 14-Jährige am Donnerstagmorgen

Am Kreuzfahrt-Terminal von Warnemünde verschwand der 14-Jährige am Donnerstagmorgen

Foto: Frank Hormann / nordlicht

Wieso meldete sich der 19-jährige Begleiter nicht?

Kommende Woche soll der 19-Jährige in Brandenburg nun von der Polizei befragt werden. Laut Polizei sei aber kein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden.

Aydin, seine Großmutter und seine Mutter Katherine (40) fliegen jetzt wieder nach Texas zurück. Die Großmutter: „Er wird jetzt Zeit brauchen, das alles zu verarbeiten. Wir sind der deutschen Polizei sehr dankbar.“

Polizeisprecherin Dörte Lembke zu BILD: „Uns hat das alle emotional berührt. Dass wir ihn jetzt gefunden haben, zeigt, dass jeder einen guten Job gemacht hat – auch mithilfe der Bevölkerung.“

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