Wegen Bergschäden geräumt: „Wackel-Häuser“ wohl monatelang unbewohnbar

Eine Fachfirma für Gebäudeschäden durch Altbergbau hat die Rückseite des Wohnblocks abgesperrt

Eine Fachfirma für Gebäudeschäden durch Altbergbau hat die Rückseite des Wohnblocks abgesperrt

Foto: Tim Foltin

Essen (NRW) – Die folgenschwere Nachricht kam aus dem Nichts und hat krasse Folgen. 80 Mieter mussten innerhalb kürzester Zeit ihre Wohnungen räumen. Inzwischen ist klar: Bergschäden gefährden ihre Häuser, drohen einzustürzen. Die Menschen werden mindestens wochenlang nicht zurückkehren können.

Ende Juni wurden die Häuser Spervogelweg 26 und 28 in Essen-Freisenbruch komplett evakuiert, nachdem darunter Hohlräume durch einen alten Bergbau-Schacht entdeckt worden waren. Ein Pfeiler steht direkt über einem dieser Schächte.

Experten schlugen nachts Alarm: Stabilität des Untergrunds unklar, Gebäude nicht mehr sicher!

Unerwartet für die Mieter mussten beide Hochhäuser nachts evakuiert werden

Unerwartet für die Mieter mussten beide Hochhäuser nachts evakuiert werden

Foto: WTVnews

Jetzt gibt es aber Hoffnung für die Mieter. Denn die Experten haben eine Möglichkeit gefunden, wie die Häuser stabilisiert und damit wieder bewohnbar werden können.

Die Arbeiten werden allerdings mindestens drei Monate andauern. Danach können die Mieter aber wieder alle in ihre Wohnungen zurück.

So lange müssen rund 30 Mieter im Hotel und die übrigen bei Freunden und Verwandten wohnen. Eine harte Übergangslösung, denn viele von ihnen sind altersbedingt in ihrer Mobilität eingeschränkt, hängen sehr an ihrem gewohnten Umfeld. Für 30 Minuten durften sie einmalig zurück in die Gebäude, um wichtige Sachen herauszuholen.

Betreten der Häuser verboten

Frank Skrube von der Wohnungsbaugesellschaft Wohnbau eG Essen: „Die Mieter sind verständnisvoll und kooperativ. Wir versuchen für jeden Einzelfall eine gute Lösung zu finden und Interessierten eventuell auch dauerhaft eine neue Wohnung anzubieten.“ Mobiliar oder weiteres Eigentum können die Betroffenen allerdings jetzt nicht mehr holen.

Während der kurzen Rückkehr der Mieter mussten Ingenieure die „Wackel-Häuser“ penibel mit Schlauchwaagen überwachen, um jedes Risiko auszuschließen. Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg: „Ein großes Expertenteam arbeitet jetzt daran, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.“

Der Häuserblock mit 72 Wohnungen steht auf löchrigem Boden. Schuld sind Hohlräume durch früheren Bergbau

Der Häuserblock mit 72 Wohnungen steht auf löchrigem Boden. Schuld sind Hohlräume durch früheren Bergbau

Foto: Tim Foltin

Ein hochkomplexes Unterfangen, denn jeder Bergschadenfall ist anders. Was für den Spervogelweg bedeutet, dass es noch dauern wird bis der erste Kubikmeter Beton in den löchrigen Untergrund gepumpt wird.

Söbbeler: „Ein Krisenstab aus Experten mehrerer Fachrichtungen bewertet aktuell die Lage anhand von Vorort-Untersuchungen, Bauplänen und altem Grubenbildmaterial. Es werden Lösungsoptionen entwickelt und geprüft.“ Eine konkrete zeitliche Perspektive abzugeben, wagt zurzeit noch niemand. Allerdings sei wohl eher von Monaten als von Wochen auszugehen, heißt es von der Bezirksregierung.

Für die entwurzelten Mieter hat die Wohnbau eG seit der Räumung eine Betroffenen-Hotline (Tel. 0201/7601112) geschaltet.

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