Hannover – Von der alten Ostblock-Bleispritze bis zur Panzerfaust: Nach der Festnahme fand die Polizei ein ganzes Waffenarsenal bei der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette (65). Jetzt zeigen die Ermittler erstmals Bilder ihrer Funde.

Das Landeskriminalamt Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden veröffentlichten am Donnerstag zwölf Fotos mit Funden aus Klettes Wohnung in Berlin-Kreuzberg. Dort wurde sie am Abend des 26. Februar nach Jahrzehnten im Untergrund von Zielfahndern gefasst.

Dabei beschlagnahmten die Ermittler des LKA „mehrere Tausend Asservate, bestehend aus u. a. Waffen, Bargeld, Tatmitteln, digitalen Medien wie Fotos sowie persönlichen Gegenständen der Tatverdächtigen.“

Kalaschnikow, MP, Panzerfaust und Perücken

Darunter Waffen wie eine tschechische Uralt-MP vom Typ Samopal Vz. 48 aus den 1950er-Jahren, eine Kalaschnikow aus polnischer Produktion, Munition, die täuschend echte Attrappe einer sowjetischen Panzerabwehrwaffe vom Typ RPG 7 und einen Elektroschocker. Daneben Perücken, falsche Koteletten, Handschellen und eine Polizei-Kelle.

Nach Überzeugung von Polizei und Staatsanwaltschaft Material, das Klette mit ihren alten RAF-Komplizen Ernst-Volker Staub (70) und Burkhard Garweg (55) zwischen 1999 und 2016 für Raubüberfälle auf Supermärkte und Geldtransporter in Bochum, Osnabrück, Wolfsburg, Hildesheim, Cremlingen und Stuhr einsetzte.

Terroristen erbeuteten 2,7 Millionen Euro

Die Taten begingen sie nach Überzeugung der Behörden nicht, um ihren angeblichen „politischen Kampf“ fortzusetzen, sondern schlicht, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Mit insgesamt 2,7 Millionen Euro Beute war das ganz komfortabel, Klette ließ es sich bei brasilianischen Tänzen gut gehen. Garweg lebte mit seinen Hunden in einem Bauwagen nur wenige Kilometer entfernt, war Obdachlosen gegenüber spendabel. Obwohl der letzte Überfall schon Jahre zurücklag, hatte Klette immer noch 240 000 Euro und mehr als ein Kilo Gold bei sich versteckt.

Garweg, der unweit mit seinen Hunden in einem Bauwagen lebte, war wohl nicht so gut im Haushalten, bettelte nach BILD-Informationen mit Obdachlosen an der bei Touristen beliebten Oberbaumbrücke.

Besonders oft nutzte das Trio zur Geldbeschaffung die Fake-Panzerfaust. Das LKA: „Die bisherigen Untersuchungen haben ergeben, dass diese Attrappe von den Beschuldigten … mutmaßlich bei mehreren Überfällen eingesetzt worden ist, um ihre Opfer einzuschüchtern und zu bedrohen.“ Wer in einem Geldtransporter sitzt, lässt es nicht darauf ankommen, ob eine auf ihn gerichtete panzerbrechende Waffe echt ist oder nicht!

Klette, Garweg und Staub schossen scharf

Aber die Täter schossen auch scharf. Die Ermittler gehen davon aus „dass mindestens eine der beiden Waffen … bei mehreren Raubüberfällen sichtbar mitgeführt und zur Schussabgabe benutzt worden ist … So beispielsweise bei dem Überfall auf einen Geldtransporter in Cremlingen, als durch das Räuber-Trio mithilfe von einer Schussabgabe sowie unter Anwendung körperlicher Gewalt der Beifahrer eines Geldtransporters als Geisel genommen wurde, um wiederum den Fahrer des Geldtransporters zum Öffnen des Fahrzeugs zu zwingen.“

Von der Veröffentlichung der Bilder erhofft sich das LKA weitere Hinweise zur Aufklärung der Taten, fragt: „Wer kann Angaben zu den abgebildeten Gegenständen machen? Wo wurden diese gekauft? Wo und wer hat diese Gegenstände genutzt? Woher stammen die Waffen? Wo wurden sie noch eingesetzt?“

Hinweise sind auch absolut anonym möglich

Zeugen können sich unter 0511-98 73 74 00 beim LKA Niedersachsen oder jeder anderen Polizeidienststelle melden. Auch absolut anonyme Hinweise sind möglich. Dazu steht das Portal BKMS zur Verfügung.

Sollten Sie die weiter flüchtigen Ernst-Volker Staub oder Burkhard Garweg sehen, warnt die Polizei: „Da die flüchtigen Straftäter bewaffnet sein könnten, rät das LKA Niedersachsen den Bürgerinnen und Bürgern dringend davon ab, die Gesuchten selbst anzusprechen.“