Marvin D. (23) stach ihren Bekannten nieder: „Mein Stalker zog neben mir ein“

Stalking-Opfer Laura F. (24, Name geändert) mit ihrer Anwältin Julia Koch. Sie nimmt als Nebenklägerin am Prozess teil

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Foto: MIRKO VOLTMER

Hannover – Der nette Klassenkamerad aus der Abendschule entwickelte sich zum Albtraum. Immer tiefer drang Marvin D. (23) in das Leben von Laura F. (24, Name geändert) ein. Dann griff der Stalker zum Messer, stach ihren Bekannten (24) nieder!

„Er war unscheinbar, ein Einzelgänger“

Am Montag saß die 24-Jährige im Landgericht Hannover dem Mann gegenüber, der sie wochenlang bedrängt hatte. Er ist wegen versuchten Totschlags angeklagt. Während ihrer Aussage im Prozess knetet sie nervös ihren kleinen Stoff-Panda, den sie dabeihat. „Ich lernte ihn auf der Abendschule kennen. Er war unscheinbar, ein Einzelgänger. Irgendwann unterhielten wir uns, freundeten uns an“, erzählt sie. Doch Marvin D. gab sich mit platonischer Freundschaft nicht zufrieden, wollte mehr. Laura F.: „Ich hatte kein Interesse an ihm. Doch er fing immer wieder mit dem Thema an.“

Nach der Messerattacke auf der Hildesheimer Straße sichern Ermittler in Schutzanzügen Spuren

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Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Er beobachtete sie vom Balkon aus

Marvin D. stellte der jungen Frau nach, ritzte sich vor ihren Augen mit einem Taschenmesser und verletzte sich dabei schwer. „Als der Krankenwagen kam, fing er an zu grinsen. Ich hatte das Gefühl, es war inszeniert. Ich bat ihn, sich von mir fernzuhalten“, so die 24-Jährige. „Solange ich in deinem Leben bin, ist alles gut“, soll er ihr gesagt haben.

Marvin S. schrieb Briefe und Handy-Nachrichten. Laura F.: „Er hob mich auf ein Podest, schenkte mir teure Musical-Karten. Ich gab sie zurück.“ Dann zog er auch noch in ihre Nachbarwohnung! Mit Grauen schildert sie eine Szene: „Als ich nachts bei Wind und Kälte zum Rauchen auf den Balkon ging, kam er raus, setzte sich in Bademantel auf einen Stuhl und beobachtete mich.“

Stalker Marvin D. (23) wird versuchter Totschlag zur Last gelegt. Wegen einer psychischen Störung gilt er als schuldunfähig, soll in der Psychiatrie untergebracht werden

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Foto: MIRKO VOLTMER

Messerangriff auf der Straße

In der Nacht zum 15. Februar 2024 war der Stalker offenbar zum Töten entschlossen. Nachdem Laura F. mit ihrem Bekannten nach Klopf- und Klingelattacken genervt die Wohnung verlassen hatte, folgte ihnen der unheimliche Nachbar. Auf der Hildesheimer Straße im Stadtteil Döhren zog Marvin D. ein Messer, stach auf Kopf, Hals und Schulter des 24-Jährigen ein. Der wehrte sich verzweifelt, überlebte die brutale Attacke knapp. Passanten griffen ein, alarmierte Polizisten nahmen den Angreifer fest.

Kleiner Seelentröster: Der Stoff-Panda half der jungen Frau gegen die Nervosität

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Foto: MIRKO VOLTMER

Marvin D. kam in die Psychiatrie. Er gilt als geistesgestört, soll dauerhaft in einer Klinik untergebracht werden. Laura F. hatte die Polizei bereits im Januar um Hilfe gebeten: „Ich fragte, ob man seinen Einzug nebenan verhindern kann. Sie haben dann bei ihm eine Gefährderansprache durchgeführt.“ Heute sagt sie enttäuscht: „Ich fühlte mich komplett alleingelassen, habe das Vertrauen in die Behörden verloren.“

Urteil im August.

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