Wissenschaftler untersuchten schlagende Herz-Zellen: Durchbruch bei Forschung an neuer Herz-Medizin

Die lebenden, schlagenden Herz-Zellen in einem Behälter mit spezieller Nährlösung

Die lebenden, schlagenden Herz-Zellen in einem Behälter mit spezieller Nährlösung

Foto: Karin Kaiser/MHH
Von: Jana Godau

Hannover – Es sind nur kleine RNA-Schnipsel, sogenannte Mikro-RNA. Doch sie können im Körper entzündliche Reaktionen auslösen, unter anderem zur Versteifung des Herzmuskelgewebes führen und damit eine lebensbedrohliche Herzschwäche verursachen.

Wie man das vermeiden kann, erforschen Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover – an lebenden, schlagenden Herz-Proben!

MHH-Professor Thomas Thum mit den Herz-Proben im Labor

MHH-Professor Thomas Thum mit den Herz-Proben im Labor

Foto: Karin Kaiser/MHH

Die Forscher nutzen dafür lebende Herzmuskelscheiben. Sie stammen von kranken Herzen, die im Rahmen einer Transplantation entnommen wurden. In spezieller Nährlösung schlagen diese Herzmuskelscheiben für viele Tage bis Wochen weiter.

Die Organe mussten ausgetauscht werden, weil sie wegen der Herzschwäche nicht mehr richtig arbeiteten. Das geschwächte Herz versuchte, die verminderte Pumpleistung auszugleichen, indem es größer wird. Doch dadurch überfordert sich das Organ immer mehr, Bindegewebszellen vermehren sich im Herzmuskel, versteifen das Organ. MHH-Professor Thomas Thum „An dieser Fibrose-Entwicklung ist die Mikro-RNA miR-21 entscheidend beteiligt.“

In den lebenden Herz-Stückchen blockierten die niedersächsischen Wissenschaftler diesen Bestandteil – mit Erfolg: Die Fibrose wurde nicht nur aufgehalten, sie bildete sich teilweise sogar zurück. Thum: „Das Gewebe wurde elastischer, die Herzmuskelzellen konnten sich beim Schlagen wieder mehr entspannen und ihre Lebensfähigkeit erhöhte sich.“

Die Mediziner haben damit bewiesen, dass der mir-21-Blocker ein mögliches Medikament ist und wirkt – und dass für solche Untersuchungen nicht zwingend Tierversuche nötig sind. Prof. Thum: „Nach unserer Kenntnis ist dies die erste Studie, in der die Auswirkungen von miR-21 direkt am lebenden menschlichen Herzgewebe untersucht wurden.“

Jetzt wollen die Forscher klären, wie ein solches Medikament am Patienten einsetzbar ist und wie es sicher an die Stelle im Körper gebracht werden kann, wo es wirken soll.

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