Wegen Russland-Auftritten: Justus Frantz beim Schleswig-Holstein Musik Festival rausgeworfen

Begründer, dem Pianisten und Dirigenten Justus Frantz

Begründer, dem Pianisten und Dirigenten Justus Frantz (79)

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Von: Natasha Altendorf

Hamburg/Lübeck - Er hatte das Schleswig-Holstein Musik Festival 1986 gegründet, jetzt ist er raus und unerwünscht.

Die Festival-Leitung hat sich von seinem Begründer, dem Pianisten und Dirigenten Justus Frantz, getrennt. SHMF-Intendant Christian Kuhnt schweigt bisher zu dem Rauswurf, konzentriere sich laut Kieler Nachrichten auf seine wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Aufgaben.

Wie kam es zu dem Rauswurf?

Frantz (79) ist wegen seiner künstlerischen Aktivitäten in Russland beim SHMF unerwünscht. „Wir diskutieren das Verhalten seines Gründers mit ihm persönlich und nicht in der Öffentlichkeit“, erklärte Kuhnt in einer öffentlichen Stellungnahme.

„Eine Vielzahl von Gründen hat eine Einladung von Justus Frantz unmöglich gemacht. Sein Engagement in Russland ist einer davon.“

SHMF-Intendant Christian Kuhnt

SHMF-Intendant Christian Kuhnt

Foto: Christian Charisius/dpa

Justus Frantz äußerte sich gegenüber dem „Spiegel“ und widerspricht Kuhnt. Bereits im Herbst 2022 soll Frantz laut „Spiegel“ vom Vorsitzenden des Festival-Vereins, Carl Hermann Schleifer, angerufen worden sein, der ihm gegenüber von „Bedenken“ gesprochen haben soll, weil er trotz Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter in Russland auftrete.

Der Maestro empfindet seinen Rauswurf als „feige“ und „nicht so fair“. Er wirft dem Festival vor, dass ein angekündigtes Gespräch mit SHMF-Intendant Christian Kuhnt und Ministerpräsident Daniel Günther, dem Kuratoriumsvorsitzenden des Vereins, nicht stattgefunden habe.

Das sieht Festivalchef Kuhnt laut „Spiegel“ anders: „Es gab ein Telefonat zwischen Carl Hermann Schleifer, Justus Frantz und mir. In diesem Gespräch sprach ich Justus Frantz direkt auf sein Engagement in Russland an. Hier wurde deutlich, dass das Festival dieses anders beurteilt als Justus Frantz. Die Formulierung, übler ’Putin-Versteher’ fiel in dem Gespräch, in dem Justus Frantz ausführlich seine Position darlegte, nicht. Ich sah zu keinem Zeitpunkt die Notwendigkeit, den Ministerpräsidenten einzubinden“, erklärt Kuhnt gegenüber den Lübecker Nachrichten.

Über den Rauswurf zeigte sich Frantz natürlich traurig, bezeichnet das SHMF als sein „Baby“: „Auf den Knien“ darum bitten, doch irgendwann wieder eingeladen zu werden, will er nicht. „Die Welt ist groß und schön, man kann auch irgendwo anders sein.“

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