Räuber machten 180 000 Euro Beute: Friseur-Tratsch brachte Polizei auf ihre Spur

Im Gerichtssaal, Asmir C. (links) und Alican G. verdecken ihr Gesichter

Im Gerichtssaal, Asmir C. (links) und Alican G. verdecken ihr Gesichter

Foto: Stefan Hesse

Hamburg – Drei maskierte Räuber lauerten in einem dunklen Hauseingang, als der Geldtransporter kam. Sie warteten, bis zwei Geldboten mit einer Sackkarre auf die Commerzbank-Filiale zusteuerten, dann ging alles blitzschnell: „Flossen hoch! Das ist ein Überfall! Geld her!“

Beide Opfer bekamen Reizgas ins Gesicht und im nächsten Moment waren sie 182 000 Euro und einen ihrer scharfen Revolver los.

Wer waren die Räuber, die Silvester 2022 morgens um 7.45 Uhr einen Prosegur-Transporter in Hamburg-Billstedt überfielen? Das blieb lange unklar. Erst im Januar 2024 gab es plötzlich zwei Festnahmen: Asmir C. (24) und Alican G. (20) stehen seit Mittwoch wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht.

Mindeststrafe fünf Jahre Haft

C. droht eine Mindeststrafe von fünf Jahren Haft. G. könnte glimpflicher davonkommen. Er war zum Tatzeitpunkt erst 18 Jahre, könnte somit als Heranwachsender unters Jugendstrafrecht fallen.

Nach dem Überfall: Polizistinnen stehen in schwerer Ausrüstung vor der Bank

Nach dem Überfall: Polizistinnen stehen in schwerer Ausrüstung vor der Bank

Foto: Marco Zitzow

Einziges Problem: Sind die Angeklagten wirklich die Täter?

„Es war stockdunkel, kaum was zu erkennen. Die waren dunkel gekleidet und trugen schwarze Sturmhauben, wie Motorradfahrer“, sagte Geldbote Detlef H. (60) vor Gericht. „Ich sah nur, wie einer mit einer halblangen Waffe auf mich zukam und sie mir an den Kopf hielt. Dann bekam ich eine Ladung Reizgas ins Gesicht. Sie haben sich vier unserer fünf Kassetten geschnappt und sind damit stiften gegangen.“

Die überfallenen Geldboten Detlef H. (60) und Heiko H. (54) auf dem Gerichtsflur

Die überfallenen Geldboten Detlef H. (60) und Heiko H. (54) auf dem Gerichtsflur

Foto: Stefan Hesse

Warum nahmen Räuber nicht alle Geldkassetten? Eine war leer, sie war für Geldeinzahlungen im Automaten vorgesehen.

Um Überfälle zu vermeiden, fährt der Prosegur-Transporter seine Kundschaft zu verschiedenen Zeiten an. Keine Tour ist gleich. Nur die Commerzbank-Filiale in Hamburg-Billstedt kommt immer als Erste dran. Grund: „Das Billstedt-Center liegt in unmittelbarer Nähe zu unserer Zentrale“, erklärte Geldbote H.

Verraten durch Tratsch beim Friseur

Wie kam die Polizei auf die Spur von C. und G.? Durch Klatsch und Tratsch in Billstedt! Besonders in einem Friseur-Salon soll man sich so deutlich über den Blitz-Coup ausgelassen haben, dass Fahnder hellhörig wurden.

Danach wertete die Polizei massenhaft Daten aus sozialen Netzwerken aus, selbst zum Prozessbeginn schwappten noch 6000 neue Dateien von Snap-Chat-Accounts herein. Instagram-Daten sind angeblich noch gar nicht ausgewertet.

Der Geldtransporter parkt noch am Tatort, ein Fahrer saß während des Überfalls im Fahrzeug

Der Geldtransporter parkt noch am Tatort, ein Fahrer saß während des Überfalls im Fahrzeug

Foto: Marco Zitzow

Die Angeklagten sagten am ersten Prozesstag nichts. Schlau! Denn wer weiß, was die weiteren Ermittlungen noch ergeben. Dass der Prozess überhaupt schon jetzt begann, hat rechtliche Gründe: Nach sechs Monaten U-Haft ohne Prozess hat ein Verdächtiger sonst gute Chancen entlassen zu werden.

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