Behörden-Irrsinn!: Gültiger Ausweis nach Grenzkontrolle beschlagnahmt

Susann Jentzsch (40) mit ihrem leeren Portemonnaie vor dem Polizeirevier Nord in Dresden

Susann Jentzsch (40) mit ihrem leeren Portemonnaie vor dem Polizeirevier Nord in Dresden

Foto: Dirk Sukow

Dresden – Kein Witz! Susann Jentzsch (40) aus Dresden wird bei der Einreise nach Deutschland von der Bundespolizei kontrolliert. Ihr gültiger Ausweis und Führerschein werden beschlagnahmt. Seit vier Wochen kämpft sie um ihre Papiere.

„Im November 2022 wurde mir in der Dresdner Neustadt das Portemonnaie geklaut. Ich habe sofort Anzeige erstattet. Glücklicherweise bekam ich eine Woche später meine Papiere von einer ehrlichen Finderin zurück“, sagt Susann Jentzsch.

Was die Mutter von zwei Kindern (3 und vier Jahre alt) nicht ahnt: Die Papiere blieben zur Fahndung ausgeschrieben, weil sie ihre Diebstahlsanzeige nicht zurückzog. „Am 5. Juni war ich mit Arbeitskollegen in Tschechien, auf der Rückreise wurden wir an der Grenze bei Berggießhübel von der Bundespolizei kontrolliert. Nachdem ich meinen Personalausweis vorzeigte, wollte man auch noch meinen Führerschein sehen“, sagt Susann.

Ausweis und Führerschein wurden einkassiert

Wegen der bestehenden Fahndung werden die Papiere beschlagnahmt, obwohl Susann Jentzsch eindeutig zu identifizieren ist und die Umstände erklärt. „Man sagte mir, dass man die Fahndung löschen würde, ich meine Papiere dann zugeschickt bekomme.“ Die Dresdnerin denkt, dass damit der Fall geklärt sei, doch mit der deutschen Bürokratie hat sie nicht gerechnet.

Die Bundespolizei kontrolliert regelmäßig die Einreise von Tschechien nach Sachsen, wie hier an der A17

Die Bundespolizei kontrolliert regelmäßig die Einreise von Tschechien nach Sachsen, wie hier an der A17

Foto: picture alliance/dpa
Statt ihrer Ausweise hat Susann Jentzsch nur ein Sicherstellungsprotokoll

Statt ihrer Ausweise hat Susann Jentzsch nur ein Sicherstellungsprotokoll

Foto: Dirk Sukow

Sechs Tage Postweg für 35 Kilometer

Tagelang wartet sie auf ihre Papiere. Ruft mehrfach bei der Bundespolizei in Berggießhübel (Sachsen) an. „Erst hieß es, meine Papiere seien in der Asservatenkammer, dann sollten sie in der Poststelle sein. Anfang Juli, nach fast vier Wochen, erfuhr ich von der Bundespolizei, dass meine Ausweise bereits am 20. Juni zum Revier Nord nach Dresden geschickt wurden, dort am 26. Juni angekommen sein sollen“, sagt Susann.

Sechs Tage brauchte der Postdienstleister für die 35 Kilometer nach Dresden. „Ich bin sofort zum Revier Nord gefahren, dort hieß es, die Papiere seien versehentlich an eine andere Dienststelle verschickt worden. Dort darf ich sie aber nicht abholen“, sagt Susann Jentzsch. „Man vertröstete mich auf Anfang nächste Woche.“

So rechtfertigt die Bundespolizei die Beschlagnahme

Steffen Ehrlich, Sprecher der Bundespolizei-Inspektion, erklärt: „Wir haben die Fahndung am Tag der Sicherstellung am 5. Juni gelöscht. Dann müssen wir die Papiere aber noch überprüfen, sicherstellen, dass inzwischen keine Ersatzpapiere ausgestellt wurden. Schließlich dürfen wir die Ausweise nicht direkt an den Besitzer versenden, sondern nur an das zuständige Polizeirevier. Zudem ist dies nur eins von unzähligen Verfahren, die wir täglich bearbeiten.“

Am Mittwoch will Susann Jentzsch mit Mann und Kindern in den Urlaub an die polnische Ostsee fahren – falls sie bis dahin ihren Ausweis und Führerschein wieder hat.

BILD Kaufberater: Hier gibt es die besten Produkte im Test!