Wahlkampf-Zoff in der Kanzler-Stadt: SPD verbietet Plakate von eigenem Kandidaten

Sozialdemokrat Leon Troche (24, u.) musste das SPD-Logo auf seinen Plakaten übersprühen. Darüber: SPD-Kanzler Olaf Scholz (65)

Sozialdemokrat Leon Troche (24, u.) musste das SPD-Logo auf seinen Plakaten übersprühen. Darüber: SPD-Kanzler Olaf Scholz (65)

Foto: Michael Sauerbier

Wenn dir die eigenen Genossen die Plakate klauen...

Potsdam – Irrer Wahlkampf-Streit unter Sozialdemokraten! Dutzendfach hängte die Potsdamer SPD Wahlwerbung ihres Kandidaten Leon Troche (24) wieder ab – die er selbst bezahlt hat.

Eine Woche vor der Brandenburger Kommunalwahl klaffen Lücken an den dicht plakatierten Laternenmasten im Potsdamer Nordwesten. Die Wahlwerbung von Leon Troche ist über Nacht verschwunden. „Das wurde gemacht, damit ich nicht gewählt werde“, klagte der Sozialdemokrat in der Lokalzeitung MAZ, „das ist eine politisch motivierte Straftat!“

Troche erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Verantwortliche legte inzwischen ein Geständnis ab. Es ist – Alma Kleen (35), die SPD-Chefin der Stadt! Sie erklärt den Plakat-Klau mit einem SPD-Vorstands-Beschluss: Danach dürfen nur die Listenkandidaten auf Platz eins und zwei ihre Porträts aufhängen. Troche hat Platz drei.

Verboten: Troche mit SPD-Logo. Uwe Adler (l.) unterstützt seinen Genossen

Verboten: Troche mit SPD-Logo. Uwe Adler (l.) unterstützt seinen Genossen

Foto: Michael Sauerbier

Aber warum das Verbot, wenn doch jeder Wähler drei Kreuze auf dem Wahlzettel machen darf? SPD-Generalsekretär David Kolesnyk (33): „Damit kein zu großes Durcheinander im Wahlkampf herrscht – in jedem Wahlkreis gibt es 14 SPD-Kandidaten. Und damit klar ist, wessen Werbung die Partei finanziert.“

Doch Student Troche hatte 150 Plakate auf eigene Kosten bestellt und aufgehängt – mit Unterstützung seines SPD-Ortsvereins und der Erlaubnis des Ordnungsamts. Seit fünf Jahren sitzt er für die SPD im Stadtparlament. Im Potsdamer Norden, bei Vereinen und Feuerwehr kennt man ihn. Auch Listenplatz-1-Kandidat Uwe Adler (49) macht sich für Troche stark. Vergeblich.

„Weitere Plakate, die ein Logo der SPD enthalten, sind ausdrücklich nicht zugelassen“, heißt es in dem Parteibeschluss. Sie habe Troche vorher darauf hingewiesen, sagt Parteichefin Kleen, „da er der Bitte nicht nachgekommen ist, wurden die Plakate abgehängt.“

Als ihm der Vorstand sogar ein Bußgeld androhte, fand Troche einen Trick: Mit roter Farbe übersprühte er das SPD-Logo auf seinen Plakaten. Übrig blieb nur der Hinweis auf seine Internetseite und den Listenplatz 3. Darauf überhängten unbekannte Genossen Troches Wahlwerbung mit anderen SPD-Plakaten. „Nicht in unserm Auftrag“, erklärt Parteichefin Kleen.

Das SPD-Logo musste Sozialdemokrat Troche übersprühen

Das SPD-Logo musste Sozialdemokrat Troche übersprühen

Foto: Michael Sauerbier

Die anderen Parteien spotten über den Sozi-Streit in der Heimatstadt von SPD-Kanzler Olaf Scholz (65). So zerstritten sind die Potsdamer Sozis, dass der SPD-Parlamentschef die Abwahl des SPD-Oberbürgermeisters betreibt. Der Grund: die Korruptions-Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Gratis-Tickets für Sport-Events gegen Rathaus-Chef Mike Schubert (51, SPD).

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