Er wünschte einst Juden den Tod: NDR feiert Radikal-Rapper

Rapper „Disarstar“ (bürgerlich Gerrit Falius, 29)

Rapper „Disarstar“ (bürgerlich Gerrit Falius, 29)

Foto: NDR-Mediathek
Von: Philip Fabian

Radikale Anti-System-Propaganda mit unseren Fernsehgebühren.

In einem Beitrag über den Hamburger Rapper „Disarstar“ sendet der NDR ungeschnitten hetzerische Liedtexte – und feiert ihn dafür auch noch. Dabei verwendete der Rapper in seinen Liedern früher antisemitische Phrasen („Tod den Zionisten“, „F*ck den Mossad“, „Rache für die Opfer des Gazastreifen“), von denen er sich inzwischen distanziert (siehe Anmerkung der Redaktion weiter unten, 27.10.23*).

Der NDR-Beitrag (weiter abrufbar in der Mediathek des Senders) beginnt mit einer Konzert-Szene. Das Publikum johlt die Liedtexte des Rappers mit, der schreit: „FDPler vertreiben, Faschos ins Lager für bessere Zeiten“. Ebenso brüllt der Rapper „Springer enteignen“ (zum Axel Springer Verlag gehört auch BILD).

„Vertreiben“? „Ins Lager“?

Statt die Hetze in diesen Liedtexten hervorzuheben, sagt die Stimme im Off: „Disarstar – das ist der Rapper, der sich Gedanken zu sozialen Themen macht“. Und weiter: „Er will, dass es allen in der Gesellschaft gut geht.“

NDR: Rapper habe „soziales Herz“

Er sei „Mittelstandskind“, das „harte Zeiten“ durchgemacht habe – „inklusive Bewährungsstrafe“. Dies sei für ihn ein „Erweckungserlebnis für sein soziales Herz“ gewesen.

Dann kommt der Rapper selbst zu Wort, betont selbst, dass er radikal sei: „Es ist Zeit für Radikalismus, das ist das einzige, was den Karren noch aus dem Dreck ziehen kann.“ Trotzdem spricht der NDR ausschließlich positiv konnotiert von „sozialem Engagement“.

„Hamburger Hip-Hop als Systemkritik“ nennt der NDR die Hetze von „Disarstar“

„Hamburger Hip-Hop als Systemkritik“ nennt der NDR die Hetze von „Disarstar“

Foto: NDR Mediathek

Er habe Metallbügel im öffentlichen Raum weggesägt, „damit Obdachlose sich da wieder hinlegen können“. NDR nennt das einen „Einsatz gegen Anti-Obdachlosen-Architektur“ und lässt den Rapper erklären: „Menschen, die sich sowas ausdenken, die hassen Menschen. Das sind Menschenfeinde.“

Einst rappte Disarstar sogar: „Tod den Zionisten, Freiheit über Geld, wann wachst du endlich auf, westliche Welt?“

Im gleichen Lied („Free World“/2011) rappt er auch die Textzeilen „Rache für Gaza“ und „bald ist Schluss, es trifft euch wie ein Flugzeug, das in Wolkenkratzer fliegt“ – ein klares Abfeiern der islamistischen Anschläge vom 11. September 2001.

„Musik mit unbequemen Fragen“, lobt der NDR

Der NDR-Beitrag thematisiert dies nicht. Stattdessen sagt die Off-Stimme: „Klare Kante, damit hat sich Disarstar viele Fans gemacht.“ Dann kommen einige dieser Fans zu Wort, die den Rapper gerade für seine politische Einstellung loben.

„Ich mag den. Auch seine politischen Statements finde ich sehr gut“, sagt ein Fan. Er spreche „sozialpolitische Themen“ an, „die sehr wichtig sind“, sagen andere – obwohl es sich um Hetze handelt.

„Disarstar – kein Dicke-Hose-Rap, sondern Musik mit unbequemen Fragen. Hamburger Hip-Hop als Systemkritik“, resümiert die Off-Stimme des NDR-Beitrags zum Schluss.

Warum diese positive Berichterstattung über einen Hass-Rapper? Eine Sprecherin meldete sich bei BILD und legte Wert auf die Feststellung: Die antisemitischen Textpassagen von Disarstar seien über 11 Jahre alt, das Lied, in denen sie auftauchen, sei nicht Teil seines aktuellen Programms. Der NDR habe die Passagen in seinem Bericht auch nicht gesendet, dieser Eindruck sei beim Zusammenschnitt des ÖRR-kritischen Twitter-Accounts „ÖRR Blog“ entstanden. Im NDR-Beitrag sei es ausschließlich um das neue Album von Disarstar gegangen. Die Texte darin seien „provokant, aber von der Kunstfreiheit gedeckt“.

*Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels wurde Disarstar als „Judenhass-Rapper“ bezeichnet. Zwischenzeitlich distanzierte sich der Musiker per Instagram von seinen früheren Songtexten, in denen er zutiefst antisemitische Gedanken verbreitete. Er teilte mit, dass er sich für die Inhalte schäme und die Songs nicht mehr verbreitet. BILD hat deshalb den Bericht angepasst.

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