Neue Statistik veröffentlicht: In NRW sind über 3 Millionen Menschen arm

Alleinerziehende haben unter den Haushalten mit minderjährigen Kindern mit 45,7 Prozent die höchste Armutsgefährdungsquote in Nordrhein-Westfalen

Alleinerziehende haben unter den Haushalten mit minderjährigen Kindern mit 45,7 Prozent die höchste Armutsgefährdungsquote in Nordrhein-Westfalen

Foto: Sebastian Gollnow/dpa

In Nordrhein-Westfalen grassiert die Armut: Im vergangenen Jahr lebten hier 3,3 Millionen Menschen, die als armutsgefährdet gelten. In diese traurige Kategorie fällt in NRW etwa ein Einpersonenhaushalt, der weniger als 1233 Euro netto pro Monat zur Verfügung hat.

Allerdings war der Anteil der von relativer Einkommensarmut betroffenen Menschen im Jahr 2023 um 0,4 Prozentpunkte niedriger als im Jahr davor, so das Landesstatistikamt am Montag.

Bei der Verteilung der Armut in NRW gibt es aber größere regionale Unterschiede: In der Region Dortmund ist die Quote mit 22,1 Prozent am höchsten, in Siegen mit 12,5 Prozent am niedrigsten. Auch im Bereich Arnsberg (Hochsauerlandkreis) ist die Armutsgefährdungsquote mit 14,5 Prozent eher niedrig, in der Region Emscher-Lippe (Städte Bottrop und Gelsenkirchen, Kreis Recklinghausen) ist sie mit 21,7 Prozent sehr hoch.

Aber nicht nur die Region, auch die Lebenssituation wirkt sich auf die Armutsgefährdung aus: Unter den Haushalten mit minderjährigen Kindern hatten Alleinerziehende mit 45,7 Prozent die höchste Armutsgefährdung im Land. Bei Haushalten mit zwei erwachsenen Personen hing das Armutsrisiko von der Zahl der Kinder ab: Je mehr minderjährige Kinder im Haushalt lebten, desto eher war der Haushalt von Armut bedroht. Bei Haushalten mit einem Kind lag die Quote bei 9,1 Prozent, während sie bei Haushalten mit drei oder mehr Kindern mit 35,3 Prozent etwa viermal so hoch war.

Vor allem das Ruhrgebiet ist betroffen

Der Vorsitzende des Sozialverbandes VdK, Horst Vöge, sieht keinen Grund zur Entwarnung: „Die Armutsgefährdungsquote ist zwar um 0,4 Prozent ganz leicht gesunken, aber das Grundproblem bleibt. Die soziale Spaltung in Nordrhein-Westfalen ist weiterhin deutlich erkennbar – vor allem im Ruhrgebiet. Allein in Dortmund ist die Quote um fast zwei Prozent auf 22,1 gestiegen und gehört damit bundesweit zu den Schlusslichtern. Auch Städte wie Gelsenkirchen, Bottrop, Duisburg oder Essen liegen allesamt über 20 Prozent.“

Zudem wisse man, dass es eine hohe Dunkelziffer der Nicht-Inanspruchnahme von Sozialleistungen gibt, „zumeist aus Scham oder Unwissenheit.“

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