Analyse des Biden-Auftritts: Das sieht nicht gut aus!

US-Präsident Joe Biden gab am Donnerstagabend nach dem Nato-Gipfel eine Pressekonferenz

US-Präsident Joe Biden gab am Donnerstagabend nach dem Nato-Gipfel eine Pressekonferenz

Foto: Nathan Howard/REUTERS

US-Präsident Joe Biden (81) wollte mit einer Solo-Pressekonferenz seiner panischen Partei und dem nervösen Westen demonstrieren, dass er die körperlichen Kapazitäten und den Elan fürs Weitermachen habe.

Der verheerende Debatten-Flop gegen Rivale Donald Trump (78) genau zwei Wochen davor hatte eine Vertrauenskrise ausgelöst. Die Demokraten schwanken seither zwischen Aufruhr und Panik. Und mehr als 80 Prozent der Wähler halten Biden für zu alt für eine zweite Amtszeit.

Offiziell diente der Auftritt im „Walter E. Washington Convention Center“ in Washington D.C. – der mit einer Stunde Verspätung begann – zum Bilanzieren des hochkarätigen Nato-Gipfels zum 75-Jahr-Jubiläum des Verteidigungsbündnisses.

Im Fokus aber weniger die globale Sicherheitspolitik, sondern Biden selbst: sein Alter, seine Krankenakte, seine wackelige Kandidatur, ja, die Zukunft seiner Partei!

Aber sein 55 Minuten langer Auftritt konnte wenig beruhigen: Es gab zwar starke Worte gegen Russland-Diktator Wladimir Putin (71), Eigenlob für seine Errungenschaften im Oval Office, Amerikas globale Führungsrolle und ein paar gelungene Seitenhiebe gegen Trump („Der füllte den Punktezettel schon vor der Golfrunde aus“).

Dennoch: Inmitten des ständigen Räusperns, dem steifen Gang zum Podium, neuer Patzer (er nannte seine Vizepräsidentin Kamala Harris „Vizepräsident Trump“), Denkpausen, mit „Anyway“ abgebrochene Sätze und sogar einem plötzlichen Wutanfall wurden die Inhalte zur Nebensache.

Klar ist: Der Auftritt war nicht so schlimm wie beim TV-Duell. Sein Detailwissen besonders in der Weltpolitik war nach der letzten Blamage beeindruckend. Ausgesetzt den Fragen von Top-Reportern, keine Teleprompter oder Zeitlimits wollte er Kritiker, die täglich lauter seinen Rückzug fordern, zum Schweigen bringen! Aber konnte er die Sorgen über seine Fitness aus dem Weg räumen? Kaum.

Das Trommelfeuer an Reporter-Fragen über seine mentalen Fähigkeiten geriet obendrein zu einem eher traurigen Schauspiel. Immer wieder musste Biden beteuern, dass er nach wie vor das Zeug zum Weltführer habe. Einmal klammerte er sich ans Pult.

Biden nach Abschluss seiner 55-minütigen Solo-Pressekonferenz

Biden nach Abschluss seiner 55-minütigen Solo-Pressekonferenz

Foto: AP

Es war Bidens erster Solo-Medienauftritt seit dem November des Vorjahres (!). Bisherige Versuche, Partei und Wähler von seiner Vitalität zu überzeugen, waren davor als Rohrkrepierer verpufft: Bei Radio-Interviews wurde bekannt, dass sein Stab Fragen bereitstellte und sogar hoch peinliche Antworten zensieren ließ. Im letzten TV-Gespräch mit Moderator George Stephanopoulos (63) murmelte er: Nur wenn der „liebe Gott höchstpersönlich“ vorstellig werde, werde er abtreten.

Beim jetzigen Presseauftritt kam eine Portion Trotz und Sturheit hinzu, die viele Parteikollegen weiter beunruhigen dürfte: „Es gibt noch so viel zu tun“, sagte Biden. Die Lage sei „zu ernst“, er sei die „qualifizierteste Person“ fürs Regieren. Und um Trump schlagen zu können. Damit blockiert Biden weiter seine Partei, chancenreichere Kandidaten gegen Trump ins Rennen schicken zu können.

Aber: Amerikas ältester Präsident gestand erstmals ein, dass er für Diskussionen offen sei. Parteiinterne Kritiker können Hoffnung schöpfen, dass Einsicht in Sichtweite sein könnte ...

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