„Zum Wohle des Landes“: Erster Senator fordert Biden-Rücktritt

Auf dem Gala-Dinner der Nato in Washington versuchte US-Präsident Joe Biden (81, r.) mit Nato-General Jens Stoltenberg über seine Kritik hinwegzuschauen

Auf dem Gala-Dinner der Nato in Washington versuchte US-Präsident Joe Biden (81, r.) mit Nato-General Jens Stoltenberg über seine Kritik hinwegzuschauen

Foto: Evelyn Hockstein/REUTERS

Es sah gerade so aus, als ob Joe Biden (81) die Forderungen nach seinem Rücktritt überstehen würde. Er zeigte sich kämpferisch auf dem Nato-Gipfel in Washington mit Bundeskanzler Olaf Scholz (66) und anderen Staatsoberhäuptern des Militärbündnisses. Gleichzeitig verloren seine innerparteilichen Gegner an Fahrt.

Da musste er am Mittwoch eine schwere Links-Rechts-Kombination einstecken, von der er sich nur schwer erholen dürfte. Erst meldete sich die einflussreiche Ex-Sprecherin des Abgeordnetenhauses Nancy Pelosi (84) zu Wort und forderte: „Er sollte seine Entscheidung weiter überdenken. Die Zeit läuft ihm davon.“

Dann erschien in der US-Zeitung „New York Times“ ein Kommentar von einem Mann, den fast alle Amerikaner kennen und lieben und der noch bis vor Kurzem ein vehementer Unterstützer des ältesten Präsidenten in der Geschichte der USA war: George Clooney (63).

In fürsorglichen, aber unmissverständlichen Worten sagte er in Richtung Demokraten: „Ich liebe Joe Biden. Aber mit ihm werden wir keine Wahl mehr gewinnen.“

▶︎ Jetzt hat auch der erste Senator der US-Demokraten Präsident Joe Biden öffentlich aufgefordert, aus dem Rennen um das Weiße Haus auszusteigen. „Zum Wohle des Landes fordere ich Präsident Biden auf, sich aus dem Rennen zurückzuziehen“, erklärte Senator Peter Welch aus dem Bundesstaat Vermont am Mittwoch (Ortszeit) in einem Meinungsbeitrag in der „Washington Post“.

Doch vor allem Clooneys Warnung verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den USA. 

▶︎ Auf dem Nachrichtensender CNN erklärte David Axelrod (69), der Barack Obama (62) 2008 als Kampagnen-Manager den Sieg sicherte: Clooney habe Biden den Todesstoß versetzt.

„Seine Aussagen sind verheerend”, sagte der demokratische Analyst. „Besonders, die Bemerkung, dass der Joe Biden, den er vor drei Wochen auf einer Spendenaktion erlebt hat, nicht der Joe Biden von 2020, sondern der war, den wir alle bei der katastrophalen Debatte gesehen haben. Denn genau dies ist es, wovor auch die Wähler Angst haben.

Schätzen sich: Schauspieler und Demokraten-Großspender George Clooney und US-Präsident Joe Biden auf einer Veranstaltung

Schätzen sich: Schauspieler und Demokraten-Großspender George Clooney und US-Präsident Joe Biden auf einer Veranstaltung

Foto: AP

▶︎ Das Wall Street Journal, das nach der Debatte nicht nur Bidens Rücktritt, sondern auch den von Donald Trump (78) forderte, schrieb über Clooneys Klartext: „Die Entwicklungen unterstreichen, wie unsicher Bidens Situation ist.“

▶︎ Die New York Post kommentierte: „Die Risse in der demokratischen Partei sind unübersehbar - Bidens Kampagne zerfällt.“

▶︎ Hollywood-Regisseur Rob Reiner (77), der seit Jahren ein demokratischer Aktivist ist, schrieb auf X: „Mein Freund George Clooney hat gesagt, was viele von uns denken. Die Demokratie steht einer existenziellen Bedrohung gegenüber. Wir brauchen einen Jüngeren.“

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Die Lawine, die Clooney losgetreten hat, kommt ausgerechnet in einer Phase, in der das Pendel in der demokratischen Partei in Richtung Biden umzuschlagen schien.

Nachdem acht demokratische Abgeordnete öffentlich Bidens Rücktritt gefordert und mehr als ein Dutzend in privaten Gesprächen ihre Sorge ausgedrückt hatten, dass ihr Präsident gegen Trump verlieren würde, ging ihren Rufen die Luft aus.

Gleichzeitig war nur ein einziger demokratischer Senator von Biden abgerückt. Michael Bennett (59) warnte: „Biden wird mit einem Erdrutsch verlieren.“ Alle anderen Senatoren hielten sich zurück. Ihre Gründe:

▶︎ Der demokratische Prozess ist zu weit fortgeschritten. Biden hat die Vorwahlen gewonnen und einen Anspruch auf die Kandidatur.

▶︎ Zwei Drittel der Senatoren sind selbst über 70 Jahre alt, kleben selbst an der Macht. So weigerte sich die Ikone Diane Feinstein aus Kalifornien trotz schwerer Krankheit zurückzutreten und war bei ihrem Tode vor einem Jahr im Alter von 90 Jahren noch immer im Amt.

Forderte am selben Tag wie George Clooney, dass Biden im Kampf um das Weiße Haus einem jungen Demokraten  den Vortritt lässt: Die Ex-Sprecherin des Abgeordnetenhauses Nancy Pelosi

Forderte am selben Tag wie George Clooney, dass Biden im Kampf um das Weiße Haus einem jungen Demokraten den Vortritt lässt: Die Ex-Sprecherin des Abgeordnetenhauses Nancy Pelosi

Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa

Doch nun scheint auch durch die greise Kammer ein Ruck zu gehen. Indiz: Die demokratischen Senatoren treffen sich heute zu einem Lunch mit Bidens Kampagnen-Manager Jen O’Malley Dillon (47).

Biden selbst bleibt stur. Er wird heute eine Pressekonferenz geben und hat für Montag ein weiteres TV-Interview geplant. Und er spielte eine klassische Karte, die auch der Rechtspopulist Donald Trump gern aus dem Ärmel zieht: Er bezeichnete seine Gegner als „Elite“, die nicht den Willen der 14 Millionen Demokraten reflektierten, die für ihn gestimmt haben.

Fakt ist jedoch: Der Druck auf Biden ist Dank Mega-Geldsammler Clooney so groß, dass es nur noch zwei Möglichkeiten gibt: ▶︎ Er tritt zurück und die Demokraten treten mit einem neuen Kandidaten gegen Trump an. 

▶︎ Oder er bleibt im Rennen und seine Partei geht so zerstritten in die Wahl im November, wie es selbst 2016 nicht der Fall war, als Hillary Clinton und Bernie Sanders sich gegenseitig zerlegten. 

Damals gewann Donald Trump … 

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