Lebensstiländerung bei koronarer Herzkrankheit: Teufelskreis „Angst vor dem Anfall‟

Angina pectoris

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Plötzliche anfallsartige Schmerzen und Engegefühl in der Brust – Angina pectoris ist oft das erste spürbare Anzeichen einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Sie ist die Folge von Gefäßverkalkung in den Blutgefäßen, die den Herzmuskel versorgen. Diese Engstellen behindern den Blutfluss und die Durchblutung des Herzmuskels wird gestört. Ist die Diagnose gestellt, ist neben der medikamentösen Therapie oder Behandlung durch Eingriffe eine Änderung des Lebensstils unumgänglich. Neben gesunder Ernährung, Abbau von Übergewicht und Rauchstopp ist mehr Bewegung, am besten Ausdauersport, der Weg zu einem beschwerdefreieren Leben. Aber hier beginnt der Teufelskreis!

Die Angst läuft mit

Bei der Angina pectoris treten unter körperlicher Belastung anfallartige Schmerzen (Druckgefühl) im Brustkorb auf. Es können nur leichte Schmerzen im Brustkorb, zum Beispiel beim Treppensteigen, sein, aber es kann auch zu plötzlichen, starken Schmerzen in der Herzgegend kommen. Diese Schmerzen dauern nur während der Anstrengung an und lassen nach einigen Minuten in Ruhe nach. Bei fortgeschrittener Herzkrankheit nimmt die Belastungsschwelle immer weiter ab und Anfälle können auch schon bei leichter Belastung und schließlich in Ruhe auftreten. Gute Gründe und berechtigte Ängste der Betroffenen, die notwendige körperliche Aktivität auf ein Minimum zu beschränken, um keinen neuen Anfall zu provozieren. Aber körperliche Bewegung ist wichtig für den positiven Verlauf der Krankheit. Dieser Teufelskreis lässt sich aber durchbrechen.

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Nitro-Spray – sprengt die Angst

Die Behandlung mit einem schnellwirksamen Nitrat, z.B. Glyceroltrinitrat, auch bekannt als Nitroglycerin, kann den Betroffenen diese Angst nehmen. Diese sogenannten „Nitro-Sprays" oder „Nitro-Kapseln" weiten die Herzkranzgefäße, das Herz wird mit mehr Sauerstoff versorgt und das Engegefühl und die Schmerzen in der Brust werden umgehend gelindert. Die vorsorgliche Anwendung kurz vor einer körperlichen Belastung minimiert das Risiko eines erneuten Anfalls, da die Gefäße bereits geweitet sind. Schnellwirksame Nitrate sind hilfreich und effektiv in der akuten Behandlung von Angina pectoris und haben einen oft vernachlässigten – auch psychologischen – Stellenwert. Präventiv vor Belastung eingesetzt, erhöhen sie die körperliche Belastbarkeit, reduzieren so die Angst vor einem Anfall und fördern dadurch die regelmäßige Bewegung der Betroffenen. Dies ist wichtig, da regelmäßiger Ausdauersport die Auswirkungen der Gefäßverkalkung reduzieren kann und so zu einer Verbesserung der Symptome führt.

Mit Sicherheit durch den Alltag

Die Verordnung von schnellwirksamen Nitraten bei stabiler Angina pectoris wird in nationalen, europäischen und amerikanischen Leitlinien zur Durchbrechung eines Anfalls empfohlen.1,2,3 Kurz vor einer erwarteten Anstrengung sollen sie eingesetzt werden, um auf diese Weise die körperliche Belastbarkeit zu erhöhen und zum Beispiel ein Bewegungstraining besser durchhalten zu können.1,2,3 Dies reduziert die Angst der Betroffenen vor einem Angina pectoris Anfall. Das gibt Betroffenen mit Angina pectoris mehr Sicherheit und Selbstbestimmtheit im Alltag und im Akutfall.

Quellen: 1: Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK, Version 6.0. 2022 [cited: 2024.04.08]. DOI: 10.6101/AZQ/000491

2: Knuuti J, Wijns W, Saraste A, Capodanno D, Barbato E, Funck-Brentano C, et al. 2019 ESC Guidelines for the diagnosis and management of chronic coronary syndromes: the Task Force for the diagnosis and management of chronic coronary syndromes of the European Society of Cardiology (ESC). European heart journal. 2020;41(3):407-77.

3: Virani et al. 2023 AHA/ACC/ACCP/ASPC/NLA/PCNA Guideline for the Management of Patients With Chronic Coronary Disease: A Report of the American Heart Association/American College of Cardiology Joint Committee on Clinical Practice Guidelines